Panorama

Folgen von Sturm "Friederike"Bahn-Verband fordert Sträucher statt Bäume

20.01.2018, 11:28 Uhr
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Umgefallene Bäume können den Bahnverkehr empfindlich treffen - Sträucher wären weniger gefährlich. (Foto: dpa)

Nichts ging mehr im Fernverkehr: Wegen Sturm "Friederike" legte die Deutsche Bahn das gesamte Netz still. Es war eine Vorsichtsmaßnahme. Der Verband Pro Bahn fordert nun, Konsequenzen zu ziehen - und mehr Sträucher zu pflanzen.

Angesichts von massiven Schäden und zahlreichen Zugausfällen durch den Sturm "Friederike" hat der Fahrgastverband Pro Bahn einen besseren Schutz vor den Folgen von extremen Wetterbedingungen gefordert. Es sei sinnvoll, direkt neben den Gleisen Sträucher und Büsche zu pflanzen, sagte der Ehrenvorsitzende des Verbands, Karl-Peter Naumann, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bäume hingegen sollten "erst in einem größeren Abstand zum Gleis gepflanzt werden".

Laut Pro Bahn ergäben sich dadurch zwei Vorteile: Umstürzende Bäume würden weitgehend von den Sträuchern und Büschen aufgefangen. Außerdem würde keine "naturfreie" Trasse, sondern durch das niedrige Gehölz ein wertvoller Lebensraum für Insekten entstehen, sagte Naumann. Das Konzept solle einvernehmlich zwischen Bahnbetreibern, Naturschutzbehörden und Fahrgastverbänden erstellt und wenn nötig mithilfe der öffentlichen Hand finanziert werden, forderte er.

Laut Pro Bahn gab es in den vergangenen Jahren, insbesondere 2017, eine Häufung von wetterbedingten Komplettsperrungen der Bahnstrecken. Der Wintersturm "Friederike" - einer der stärksten Stürme in Deutschland seit dem Orkan "Kyrill" vor elf Jahren - war am Donnerstag vor allem über den Westen, Norden und die Mitte Deutschlands hinweggefegt und hatte erhebliche Schäden verursacht. Allein die Bahn sprach von Millionenschäden am Schienennetz und mehr als 200 beschädigten Streckenabschnitten. Am Donnerstagnachmittag stellte die Bahn den Fernverkehr bundesweit vorübergehend ein.

Die Deutsche Bahn selbst will sich künftig besser gegen Stürme wappnen. Nachdem während des Unwetters zahlreiche Bäume auf Gleise gestürzt waren, soll künftig ein intensiveres "Vegetationsmanagement" die Bahn Schritt für Schritt sturmsicherer machen, wie ein Sprecher erklärte. Die Bahn habe die Auswirkungen der vergangenen Stürme "detailliert analysiert - auch mit besonderem Blick auf das Vegetationsmanagement", erklärte ein Unternehmenssprecher.

Für die Arbeiten zum Vegetationsbeschnitt sind demnach allerdings Abstimmungen mit den zuständigen Umweltbehörden und teilweise mit privaten Anliegern notwendig. Hier sei die Bahn auf die Zustimmung der Beteiligten angewiesen, bevor notwendige Arbeiten durchgeführt werden könnten, erklärte die Bahn. Bereits jetzt würden Bäume an den Strecken regelmäßig im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben begutachtet. Für Neupflanzungen würden "ausschließlich tiefwurzelnde Baumarten eingesetzt", erklärte die Bahn. Pro Jahr investiere das Unternehmen für dieses Programm mehr als 100 Millionen Euro. Insgesamt seien über 1000 Mitarbeiter im Vegetationsmanagement im Einsatz.

Außerdem habe die Bahn "auf die klimatischen Veränderungen mit Extremwetterlagen" und die damit einhergehenden Streckensperrungen durch umgestürzte Bäume mit einem "erweiterten Vegetationsprogramm" reagiert. Dabei würden Bäume an besonderen Stellen auch über die sonst üblichen sechs Meter rechts und links der Gleise hinaus beseitigt.

Einige Strecken weiter gesperrt

"Friederike" richtete nach Bahn-Angaben Millionenschäden an. An mehr als 200 Streckenabschnitten wurden Reparaturen notwendig. Zwei Tage nach dem Orkan normalisierte sich der Bahnverkehr in Deutschland aber weitgehend. Die meisten gesperrten Strecken im Fernverkehr wurden im Laufe des Samstags wieder freigegeben, wie ein Sprecher sagte. Zwischen Dortmund und Hamburg gebe es weiter eine Umleitung über Hamm, weil auf der Hauptstrecke Bäume auf den Gleisen lägen. Durch die Umfahrung gebe es zehn bis 15 Minuten Verspätung pro Zug.

Noch nicht wieder komplett in Betrieb seien auch Verbindungen zwischen Köln über Kassel nach Leipzig und von Berlin nach Amsterdam. Dort sei die Strecke nahe der niederländischen Grenze noch unterbrochen, als Ersatz seien Busse im Einsatz. Im Regionalverkehr sind noch einige Strecken in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, im südlichen Brandenburg und Sachsen gesperrt. Bis zum Ende des Wochenendes sollen die Züge auch dort wieder rollen.

Quelle: mli/AFP/dpa

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