Spatenattacke aus Judenhass? Behörden werten Angriff als versuchten Mord
05.10.2020, 13:00 Uhr
Der mutmaßliche Täter, der einen 26-Jährigen am Sonntag vor einer Synagoge angegriffen haben soll, ist eigentlich in Berlin gemeldet, aber wohnt in Hamburg-Langenhorn.
(Foto: dpa)
Ein Mann in Militärkleidung attackiert einen jüdischen Studenten vor einer Synagoge. Der Angriff vom Sonntag in Hamburg weckt Erinnerungen an das Attentat von Halle vor einem Jahr. Eine gewollte Parallele mit der Bundeswehr-Uniform? Die Ermittler sind von einem antisemitischen Mordmotiv überzeugt.
Die Ermittler stufen den Spatenangriff auf einen Mann vor einer Synagoge in Hamburg als einen versuchten Mord mit mutmaßlich antisemitischem Hintergrund ein. Das teilten die Polizei und die Generalstaatsanwaltschaft in der Hansestadt mit. In der Hosentasche des direkt nach der Attacke gefassten 29-jährigen Verdächtigen fand sich demnach ein Zettel mit einem handgemalten Hakenkreuz.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 29 Jahre alten Deutschen mit kasachischen Wurzeln und Berliner Meldeadresse. Eine Überprüfung in Berlin habe jedoch ergeben, dass er dort seit 2019 nicht mehr wohnt. In einer Wohnung in Hamburg-Langenhorn, in der sich der Verdächtige unangemeldet aufhielt, hätten die Beamten zunächst keine weiteren offensichtlichen Hinweise auf einen Mittäter oder rechte Struktur oder Gesinnung gefunden. Die Ermittler haben jedoch mehrere Datenträger, vor allem zwei Laptops und USB-Sticks, sichergestellt.
Die Auswertung dauere noch an, erklärten die Behörden. "Aufgrund der derzeitigen Einschätzung der Gesamtumstände ist bei der Tat von einem antisemitisch motivierten Angriff auszugehen." Daher habe auch die Zentrale für Staatsschutzdelikte bei der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungsarbeit an sich gezogen.
Der Verdächtige hatte am Sonntagnachmittag einen 26-Jährigen beim Betreten des Synagogengeländes mit einem Klappspaten attackiert und schwer am Kopf verletzt. Objektschutzkräfte der Polizei hätten den Mann unmittelbar nach dem Angriff zunächst angesprochen und nur wenige Minuten später hätten Polizeibeamte den Mann zu Boden gebracht und festgenommen, sagte ein Polizeisprecher.
Die Objektschutzkräfte sind mit Maschinenpistolen ausgestattete Angestellte der Polizei im Wachdienst, aber keine Polizeibeamten. Die Sicherheitsleute der Synagoge selbst seien daran nicht beteiligt gewesen. Polizisten nahmen den laut Behörden mit einer Bundeswehruniform bekleideten Mann schließlich fest.
Quelle: ntv.de, joh/dpa/AFP