Polizei prüft Clan-Bezug Besucher verletzt Klinikpersonal in Essen
22.09.2024, 17:42 Uhr Artikel anhören
Die Polizei fahndet noch nach einem weiteren Krankenhausbesucher, der an der Auseinandersetzung beteiligt war.
(Foto: Lino Mirgeler/dpa)
In einem Essener Krankenhaus liegt ein Patient im Sterben. Ein Besucher verliert die Nerven und attackiert Mitarbeiter der Klinik. Er verletzt sechs Personen, eine davon schwer. Möglicherweise gehören Patient und Angehöriger zum Clan-Milieu. Der Vorfall reiht sich ein in eine beunruhigende Entwicklung.
Mindestens sechs Mitarbeiter eines Krankenhauses in Essen sind von Angehörigen eines Patienten angegriffen und verletzt worden, eine 23-Jährige schwer. Ein 41 Jahre alter Tatverdächtiger sei festgenommen worden, teilte eine Sprecherin der Polizei mit. Die 23-Jährige wird demnach noch im Krankenhaus behandelt, befindet sich jedoch nicht in Lebensgefahr.
Der Vorfall ereignete sich bereits am Freitag im Stadtteil Huttrop. Der 41-Jährige wurde laut Polizei noch am Abend wieder freigelassen. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und wegen der Beschädigung von Krankenhaus-Inventar.
Geprüft werden den Angaben zufolge auch Verbindungen zur Clankriminalität. Die Bezeichnung Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.
Die Polizei sucht nach einem weiteren Krankenhausbesucher, der an der Auseinandersetzung beteiligt war und flüchtig ist. Zeugen sind aufgerufen, sich zu melden. Der Patient, der von den Beteiligten im Krankenhaus besucht wurde, starb inzwischen.
Mehr Gewalttaten in Kliniken registriert
Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen von der CDU sagte zu den Ereignissen: "Auch der Verlust eines nahen Angehörigen entschuldigt oder rechtfertigt nicht ein solches Verhalten oder gar einen Angriff auf Krankenhauspersonal und ein Krankenhaus. Ich verurteile das aufs Schärfste und habe für ein solch asoziales Verhalten überhaupt kein Verständnis." Staatsanwaltschaft und Gerichte seien nun gefordert, darauf eine klare Antwort zu geben.
Beschäftigte von Krankenhäusern sind nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer häufiger von gewalttätigen Übergriffen betroffen. Laut einer im Auftrag des Interessenverbandes im April durchgeführten repräsentativen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts gaben 73 Prozent der Krankenhäuser an, dass die Zahl der Übergriffe in den Häusern in den vergangenen fünf Jahren mäßig (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) gestiegen ist. Nur vier Prozent verzeichneten weniger Gewalt.
Auch eine Abfrage bei den Landeskriminalämtern zeigt: Die Zahl von Gewalttaten in deutschen Krankenhäusern steigt. Bundesweit ist die Zahl sogenannter Rohheitsdelikte in medizinischen Einrichtungen seit 2019 um etwa 18 Prozent auf mehr als 6190 Taten im Jahr 2022 gestiegen. Unter Rohheitsdelikte fallen Straftaten wie Raub oder Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Im Jahr 2019 waren es noch etwa 5245 Delikte im Umfeld einer medizinischen Einrichtung.
Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Michael Mertens, sagte: "Was in Essen geschehen ist, passt leider in die aktuelle Entwicklung. Es gibt eine Zunahme bei der Gewalt an Personen, die anderen Menschen helfen oder sie schützen. Dazu zählen Feuerwehrleute, Polizisten, Rettungsdienst und Krankenhausangestellte." Die Gewerkschaft fordert, die Sachverhalte in diesem Bereich schnell aufzuklären und hart zu bestrafen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa