Panorama

Verdacht auf Terroranschlag Bombenmaterial bei Essener Schüler gefunden

37eaf2c74f184f0a1bb81f6608b52c0c.jpg

Polizisten stellen aus dem Wohnhaus des Verdächtigen mehrere Stichwaffen und Speere sicher.

(Foto: dpa)

Spezialkräfte nehmen in der Nacht einen 16-Jährigen fest, der möglicherweise einen Anschlag auf eine Essener Schule geplant hat. In der Wohnung finden sie Bombenmaterial, Waffen und "rechtsextremes Material". Laut NRW-Innenminister Reul wurde womöglich "ein Albtraum verhindert".

Bei dem tatverdächtigen Essener Schüler sind Explosivstoffe und Material für einen Bombenbau gefunden worden, aber kein zündfähiger Sprengsatz. Das teilt NRW-Innenminister Herbert Reul mit. Die Polizei habe bei dem Zugriff 16 Rohrkörper gefunden. An einigen dieser Rohrkörper seien Uhren angebracht worden, einige seien von außen mit Nägeln präpariert. "Möglicherweise hat die NRW-Polizei heute einen Albtraum verhindert", sagte der CDU-Politiker.

Außerdem hätten die Beamten zusammengemischte Explosivstoffe gefunden, die wahrscheinlich zum Befüllen dieser Rohrkörper vorgesehen gewesen seien, sagte der Minister. "Inwieweit dieses Material wirklich funktionstüchtig gewesen wäre, ist Gegenstand kriminaltechnischer Untersuchungen." Das bisher sichergestellte Material sei "funktions-, aber nicht einsatzfähig". Daneben seien eine selbst gebaute Schusswaffe und eine Armbrust mit Pfeilen sichergestellt worden.

Spezialeinsatzkräfte hatten in der Nacht einen 16-Jährigen festgenommen, der laut Reul "unter dringendem Verdacht steht, einen Anschlag geplant zu haben". Einem Hinweisgeber habe der Jugendliche erzählt, Bomben in seiner Schule platzieren zu wollen.

Sowohl die derzeitige Schule des 16-Jährigen, ein Gymnasium, als auch die frühere Realschule wurden daraufhin gesperrt und auf Sprengsätze durchsucht. Am Nachmittag wurden die Durchsuchungen beendet. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, wurden keine verdächtigen Gegenstände gefunden. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen entdeckten die Ermittler "eindeutig ausländerfeindliches und rechtsextremes Material". Darunter seien zahlreiche rechtsextreme, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke sowie Zeichnungen von SS-Runen gewesen.

"Massive psychische Probleme"

Eine zündfähige Bombe sei weder in der Wohnung des Jugendlichen noch in den beiden Schulgebäuden gefunden worden. Im Gymnasium und der Realschule waren am Mittag noch 123 Polizistinnen und Polizisten sowie zehn Sprengstoffspürhunde im Einsatz. "Da wird jeder Winkel der Klassenräume gerade auf links gedreht", sagte Reul.

Dem Innenminister zufolge lagen Hinweise darauf vor, dass der Jugendliche "massive psychische Probleme und Suizidgedanken" hatte. Seine Aufzeichnungen könnten daher auch als "dringender Hilferuf eines verzweifelten jungen Manns" gelesen werden, sagte Reul. Derzeit deute nichts auf etwaige Mittäter hin. Polizeilich sei der Jugendliche bisher nicht aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst dankte der Polizei und dem Hinweisgeber auf die Anschlagspläne. Das "aufmerksame Handeln aus der Bevölkerung" habe bei der Vereitelung der Tat entscheidend geholfen, erklärte der CDU-Politiker. Den Einsatzkräften gebühre tiefe Anerkennung für ihr Handeln zum Schutz Aller. Vizeministerpräsident Joachim Stamp sprach von der "Verhinderung eines mutmaßlichen Nazi-Terroranschlags". "Unabhängig von der großartigen Leistung unserer Polizei und der Aufklärung des Falls haben alle Demokraten die gemeinsame Aufgabe, gegen Rassismus, Verrohung und Hass zu kämpfen", erklärte der FDP-Politiker.

Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen