Großbritannien überholt Brasilien hat die zweitmeisten Corona-Toten
13.06.2020, 05:28 Uhr
Brasilien verzeichnete zuletzt immer wieder 1000 Coronaopfer pro Tag.
(Foto: dpa)
In der Coronakrise schiebt sich Brasilien an Großbritannien vorbei auf einen schrecklichen zweiten Platz, was die Zahl der Toten angeht. Besserung ist nicht in Sicht, Präsident Bolsonaro irritiert mit Rechercheprojekten, die WHO spricht von einer "besorgniserregenden" Situation.
Brasilien hat Großbritannien bei der Zahl der Corona-Toten überholt. Nach den Daten des Gesundheitsministeriums vom Freitag starben in Brasilien bislang 41.828 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Das größte und bevölkerungsreichste Land in Lateinamerika liegt damit laut der Johns-Hopkins-Universität in den USA weltweit auf Platz zwei der Länder mit den meisten Corona-Toten. Mehr Corona-Tote gibt es nur in den Vereinigten Staaten, wo bisher mindestens 114.600 mit oder durch Covid-19 starben. Mit 41.481 Corona-Toten ist Großbritannien damit das am drittstärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt.
In den vergangenen 24 Stunden habe es 909 weitere Corona-Todesfälle gegeben, teilte das Ministerium mit. Die Zahl der registrierten Infektionen erhöhte sich demnach auf fast 829.000. Am schwersten betroffen bleibt der Bundesstaat São Paulo, auf den mehr als 10.000 Todes- und knapp 168.000 Infektionsfälle entfallen.
In Brasilien wächst die Kritik am Krisenmanagement der Regierung in der Pandemie. Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro bezeichnete die von dem Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 in der Vergangenheit als "kleine Grippe" und lehnt die von den Bundesstaaten angeordneten Beschränkungen ab, weil dadurch die Wirtschaft beeinträchtigt wird.
Am Donnerstagabend löste Bolsonaro bei seinen Kritikern erneut einen Aufschrei aus, als er die Brasilianer dazu aufrief, Handy-Filme in Krankenhäusern zu drehen, um zu zeigen, wie stark die Intensivstationen tatsächlich belegt seien. "Ich kann mich irren, aber praktisch niemand hat sein Leben verloren, weil er kein Beatmungsgerät oder kein Bett auf der Intensivstation hat", sagte Bolsonaro in einem im Online-Dienst Facebook veröffentlichten Video.
WHO spricht von "besorgniserregender" Situation
Laut offiziellen Statistiken waren die Intensivstationen in vielen brasilianischen Bundesstaaten seit Beginn der Pandemie zeitweise zu mehr als 95 Prozent belegt. Der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesundheitsnotfälle zuständige Direktor Mike Ryan sprach am Freitag von einer "besorgniserregenden" Situation in Brasilien. Zwar sei das Gesundheitssystem nicht "vollständig überlastet", doch bestehe ein "großer Druck" auf die Intensivstationen in vielen Bundesstaaten.
Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien ist zuletzt schnell gestiegen, mit wiederholt jeweils rund 1000 neuen Opfern am Tag. Dennoch werden vielerorts Maßnahmen gelockert, Geschäfte und Strände sind inzwischen wieder geöffnet. Vor Einkaufszentren in São Paulo bildeten sich lange Schlangen.
Quelle: ntv.de, lwe/dpa/AFP