34 Zuckerdosen und nur 29 Deckel Bundespräsident Steinmeier braucht Umzugshilfe
06.11.2025, 18:04 Uhr Artikel anhören
Zuletzt musste Bellevue 2004 ausgeräumt werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Frank-Walter Steinmeier muss aus Schloss Bellevue raus und sucht mit einer öffentlichen Ausschreibung nach einem Umzugsunternehmen. Darin steht nicht nur, welche Anforderungen die Umzugshelfer erfüllen müssen, sondern auch, welche Dinge sich in Schloss Bellevue befinden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier muss aus Schloss Bellevue ausziehen. Statt in der prunkvollen Residenz wird er ab 2026 in einem modernen Holz-Neubau in Berlin-Moabit wohnen und arbeiten. Der Grund: Das Schloss ist marode und muss saniert werden. Für den Bundespräsidenten heißt das: Kisten packen oder vermutlich packen lassen.
Bis 2031 zieht Steinmeier in die sogenannte "Ausweichsliegenschaft" in der Elisabeth-Abegg-Straße. Doch bevor er dort den Schreibtisch wieder aufbauen kann, steht ein echter XXL-Umzug bevor – und der hat es in sich. Vom edlen Porzellan bis zum Redepult, vom Teppich bis zur Tafelwäsche – alles muss raus aus Bellevue! Und wer einmal umgezogen ist, weiß: Das geht nicht ohne Hilfe. Schon gar nicht, wenn man aus einem Schloss auszieht.
Für den anstehenden Umzug sucht der Bundespräsident deshalb jetzt ein Umzugsunternehmen. Die Ausschreibung ist öffentlich, weil es sich um eine öffentliche Institution handelt und der Prozess damit strengen Vorgaben unterliegt. In dem laufenden Vergabeverfahren können sich nun Unternehmen für diese mehr oder weniger staatstragende Aufgabe bewerben. Wer den Job machen will, sollte in der 7. Kalenderwoche 2026 Zeit haben. Denn dann soll der Umzug in einzelnen Umzugspaketen (Teilumzügen) beginnen. So heißt es in der Leistungsbeschreibung, die den Titel "Umzugsdienstleistung für das Bundespräsidialamt" trägt.
537 Tassen, aber 796 Untertassen
Die dazugehörigen Inventarlisten geben einen spannenden Einblick darüber, was sich im Schloss Bellevue eigentlich alles so befindet. Unter anderem müssen mehr als 110 Bürostühle, 50 Schreibtische, 27 Regale und sogar ein Acryl-Redepult aus Schloss Bellevue raus. Dazu kommen weiße Sessel, Klappstühle, Teppiche und Tische in allen Variationen – vom Konferenztisch bis zum Festzelt. Selbst ein Hubwagen und Bühnenelemente gehören zum Staatsinventar. Wer das alles in Moabit wieder aufbauen soll, braucht gute Nerven – und vermutlich eine sehr große Spedition.
Und dann wäre da noch das Porzellan-Paradies des Präsidenten: 14 ovale Gurkenschalen, 22 Saucieren, 537 Tassen, aber: 796 Untertassen! Dazu 34 Zuckerdosen, von denen nur 29 Deckel aufzufinden sind. Zwischen Eierbechern, Ragoutschüsseln mit Figur und mehr als 2000 Tellern zeigt sich: Selbst ein Bundespräsident hat beim Umzug mit ganz normalen Problemen zu kämpfen – von fehlenden Deckeln bis hin zu zu vielen Untertassen.
900 gebrauchte Kartons
Das Umzugsunternehmen, das sich für diesen Job berufen fühlt, muss allerdings noch weitere Details beachten: So sollen für den Umzug 900 Umzugskartons bereitgestellt werden. Sie "sollten aus Gründen der Nachhaltigkeit möglichst gebraucht, jedoch gut erhalten sein", heißt es weiter in der Ausschreibung.
Der Job beinhaltet zudem strengste Sicherheitsauflagen: Der zuständige Umzugskoordinator muss etwa seinen Lebenslauf einreichen; auch müssen Informationen über bisherige Projekte, die Mitarbeiterstruktur oder der Auszug aus dem Gewerberegister eingereicht werden. Die Helfer müssen absolute Diskretion garantieren - keine neugierigen Blicke in geheime Akten, keine Plaudereien über Staatsgeheimnisse. Wer also beim Tragen zufällig auf ein Dokument stößt, das besser unter Verschluss bleibt, sollte das für sich behalten können. Bis 10. Dezember, 11 Uhr, können sich Umzugsfirmen um diesen wohl sensibelsten Umzugsauftrag der Republik bewerben.
Die letzte Sanierung von Schloss Bellevue fand 2004/2005 statt. 2006 durfte dann der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler das renovierte Gebäude als Arbeitsstätte beziehen. Frank-Walter Steinmeier wird allerdings nicht mehr in den Genuss des neugestalteten Schlosses kommen. Seine zweite Amtszeit endet 2027, ein drittes Mal kann er nicht für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren.
Quelle: ntv.de