Humanitäre Hilfe in Afghanistan Caritas: Können Frauen und Kinder in Kabul kaum erreichen
06.03.2023, 14:06 Uhr Artikel anhören
Die humanitäre Lage in Afghanistan ist noch immer dramatisch.
(Foto: picture alliance / AA)
Noch immer hat die Caritas Schwierigkeiten, die Menschen in Afghanistan zu unterstützen. Die Taliban lassen kaum Hilfe von außen zu. Der Wohlfahrtsverband will vor Ort neue Möglichkeiten für Hilfen ausloten - und zieht ein optimistisches, wenn auch vorsichtiges, Fazit.
Nach wie vor ist die humanitäre Situation in Afghanistan dramatisch. Etwa 28 Millionen Afghaninnen und Afghanen benötigen dringend Hilfe, darunter 13 Millionen Kinder. Außerdem leiden 17 Millionen Menschen unter akutem Hunger. Hier könnte die Caritas ansetzen, die Menschen zu unterstützen. Laut Oliver Müller, Leiter von Caritas international, ist das aber gar nicht so einfach. Hoffnung hat er trotzdem.
"Wir haben augenblicklich sehr große Schwierigkeiten, hilfsbedürftige Frauen und Kinder zu erreichen. Dabei ist der Bedarf gerade für diese Zielgruppe kaum zu beschreiben, die Verzweiflung der Frauen, der Familien ist mit den Händen zu greifen", sagt er in einer Pressemitteilung. Derzeit hält er sich in Kabul auf, um unter den gegebenen schwierigen Bedingungen die Möglichkeiten weiterer Hilfen auszuloten. "Mein Eindruck nach einigen Gesprächen mit Partnern ist, dass die Hilfen unter bestimmten Bedingungen in manchen Regionen weitergehen könnten", so sein erstes vorsichtiges Fazit.
Die Taliban hatten am 24. Dezember des vergangenen Jahres durch ein Arbeitsverbot für Frauen bei den Hilfsorganisationen die Hilfsprojekte der Nichtregierungsorganisationen fast vollständig zum Erliegen gebracht. "Das hat dazu geführt, dass nur medizinische Projekte weitergehen konnten, alle anderen Hilfen mussten wir pausieren, weil wir ohne unsere Mitarbeiterinnen Frauen und deren Kinder nicht mehr erreichen konnten. Eine klare Missachtung humanitärer Prinzipien und eine völlige Ignoranz der Situation der Menschen, die dringend Hilfe benötigen", so der Leiter des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes.
Die Vereinten Nationen sollen tätig werden
Bisher ist noch nicht klar, wie sich die Situation der Bevölkerung verbessern könnte. Nach aktuellem Stand sind Hilfsgüter von außen nötig: Die Wirtschaft Afghanistans liegt am Boden, das gesamte Land leidet im dritten Jahr an Dürre. De-facto-Autoritäten erschweren jedoch Unterstützung, verhindern sie bisweilen sogar ganz.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte in Anbetracht der Situation die Vereinten Nationen auf, tätig zu werden. Der Straflosigkeit der Taliban müsse ein Ende gesetzt werden. "Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft ihren wiederholten öffentlichen Stellungnahmen konkrete Taten folgen lässt", sagt Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard in einer Stellungnahme.
Quelle: ntv.de, tkr