Kritische Videos aus WuhanChinesin muss für Corona-Berichte in Haft

Als die Corona-Pandemie in China ihren Lauf nimmt, teilt die Journalistin Zhang Zhan kritische Videos aus der schwer betroffenen Region Wuhan. Die chinesische Führung wirft ihr daraufhin Unruhestiftung vor und steckt sie in Haft. Ein halbes Jahr später wird sie verurteilt.
Eine chinesische Journalistin, die über die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in der Millionenmetropole Wuhan berichtet hatte, ist zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das Urteil gegen die 37-jährige Zhang Zhan erging bei einem nur kurzen Gerichtstermin in Shanghai, wie einer ihrer Anwälte mitteilte.
Die Frau war in dem Verfahren laut der Gerichtsdokumente beschuldigt worden, mit ihren Berichten "Streit geschürt und Unruhe gestiftet" zu haben. Die Journalistin hatte im Frühjahr, zum Höhepunkt der Pandemie in China, in Videos unter anderem auf Youtube über die Lage in der zentralchinesischen Stadt Wuhan berichtet, wo das Virus ausgebrochen war. Neben Zhang Zhan waren damals auch weitere Bürgerjournalisten festgenommen worden, die in sozialen Medien über die frühen Erfahrungen der Menschen in Wuhan berichtet hatten.
Der Gesundheitszustand der Journalistin ist nach Angaben ihrer Anwälte "extrem schlecht". Sie war im Juni in einen Hungerstreik getreten und wurde zwangsernährt. Seit Mai saß sie in Untersuchungshaft und hatte aus Protest zeitweise die Nahrungsaufnahme verweigert.
China gehört laut der Organisation Reporter ohne Grenzen zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten und Bloggern. In der Rangliste zur globalen Pressefreiheit liegt das Land auf einem der hintersten Plätze. Immer wieder gab es Fälle, in denen ausländische Journalisten wegen kritischer Berichterstattung ausgewiesen wurden oder um die Verlängerung ihres Visums bangen mussten.
Wuhan als Ursprungsort des Virus
Das Coronavirus wurde Ende vergangenen Jahres in Wuhan erstmals bei Menschen festgestellt. Innerhalb weniger Wochen verbreitete es sich massiv in der Millionenmetropole. Am 23. Januar wurde Wuhan dann von den Behörden abgeriegelt. In den folgenden Tagen wurde die Maßnahme auf die gesamte Provinz Hubei ausgedehnt, in der Wuhan liegt. Von China aus verbreitete sich das Virus in die ganze Welt.
In China selbst wurde das Virus durch die rigorosen Abschottungs- und Quarantänemaßnahmen jedoch weitgehend zurückgedrängt. Die Führung des Landes rühmt ihren Kampf gegen das Virus seit Monaten als große Erfolgsgeschichte.