Panorama

Tragödie der Anju KhatiwadaCopilotin verlor schon Ehemann bei Absturz

17.01.2023, 20:50 Uhr
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Die Maschine verunglückte beim Landeanflug: Das Wrack liegt in einer 300 Meter tiefen Schlucht. (Foto: picture alliance / NurPhoto)

Es ist eine Tragödie innerhalb einer Tragödie: Die Copilotin des nepalesischen Unglücksflugzeugs stand am Ende ihrer Ausbildung bei Yeti Airlines und sollte nach der Landung befördert werden. Ihr Mann starb 16 Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz.

Die Copilotin des am Sonntag in Nepal verunglückten Regionalfliegers hat schon ihren Mann bei einem Flugzeugabsturz verloren. Vor 16 Jahre starb ihr erster Ehemann Dipak Pokhrel bei einem ähnlichen Unglück. Das berichtete ein Sprecher der nepalesischen Fluggesellschaft Yeti Airlines, für die das Paar nacheinander arbeitete. Die 44 Jahre alte Anju Khatiwada habe sich nach dem Tod ihres Mannes entschieden, Pilotin zu werden und seinen Traum des Fliegens weiter zu leben, sagte Santosh Neupane, ein Verwandter und Nachbar. Sie habe sich anschließend in den USA zur Pilotin ausbilden lassen und vor mehr als zehn Jahren begonnen, für die gleiche Airline auf Inlandsflügen zu arbeiten. Die Tochter der beiden verstorbenen Piloten sei Anfang 20 und studiere in Kanada. Khatiwadas Eltern seien in die Hauptstadt Kathmandu gereist, um die noch nicht identifizierte Leiche ihrer Tochter entgegenzunehmen.

Die Maschine verunglückte am Sonntagmorgen auf dem etwa halbstündigen Flug zwischen der Hauptstadt Kathmandu und der zweitgrößten Stadt Pokhara beim Landeanflug, wie es von der Zivilluftfahrtbehörde hieß. Bislang fanden Bergungsteams laut Yeti Airlines die Leichen von 71 der 72 Menschen an Bord. Das Wrack liegt bei einer 300 Meter tiefen Schlucht in der Stadt Pokhara. Überlebende wurden bislang nicht gefunden. Es ist das größte Luftverkehrsunglück seit drei Jahrzehnten in dem armen Land. Pokhara ist der Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkingtouren im Himalaya, unter anderem zum Annapurna-Massiv, einer beliebten Wanderregion.

Bericht: Beförderung nach der Landung

Die Zeitung "India Today" berichtete, nach der Landung der Maschine wäre Anju Khatiwada zur Kapitänin befördert worden. Mit dem 27-Minuten-Flug hätte sie die letzte fehlende Cockpit-Stunde absolviert, schrieb die Zeitung. Die BBC zitierte einen Sprecher der Yeti-Airlines, der die 44-Jährige eine "vollwertige Kapitänin" nannte. Sie sei eine von nur sechs Frauen im Dienste der Fluggesellschaft gewesen. "Sie war eine mutige Frau."

In Nepal gibt es immer wieder Flugzeugabstürze. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sich dort viele der welthöchsten Berge befinden, darunter der Mount Everest, und sich Wetterverhältnisse schnell ändern können. Die Sicherheitsaufsicht der nepalesischen Luftfahrtbehörden ist aus Sicht der EU zudem nicht ausreichend. Wegen Sicherheitsbedenken dürfen nepalesische Fluggesellschaften deshalb nicht im EU-Luftraum fliegen. Auch die Fluggesellschaft Yeti Airlines, für die die Unglücksmaschine im Einsatz war, steht wegen Sicherheitsbedenken auf einer schwarzen Liste der EU.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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