Starkregen und Sturmböen drohen Das Juliwetter verharrt im Gewittertief
08.07.2021, 15:09 Uhr
Ein Anblick, an den man sich diesen Sommer wohl gewöhnen muss: Ein Gewitter braut sich zusammen.
(Foto: picture alliance / Jan Eifert)
Während große Teile unserer europäischen Nachbarn in der Julihitze schmoren, ziehen deutschlandweit Gewitter über das Land. Am Wochenende kracht es vielerorts, warm und sonnig wird es nur im Süden. Auch der restliche Sommer wird durchwachsen, weiß ntv-Meteorologe Björn Alexander.
ntv.de: Unser Wetter scheint wie festgefahren. Anstelle von Sommer und Sonnenschein ziehen Gewitter übers Land. Wann sind die Unwetter endlich vorbei?
Björn Alexander: Momentan ist es echt schwierig, überhaupt mal einen unwetterfreien Tag in Deutschland zu finden. Denn auch die Beruhigung zum Wochenende, die uns die Wettercomputer in den letzten Tagen versprochen haben, wird nun schrittweise kleiner gerechnet. Und auch in der kommenden Wetterwoche sehen einige Modelle eine sehr intensive Wetterlage auf uns zukommen.
Was müsste passieren, damit es endlich mal dauerhaft schöner wird?
Ein Azorenhoch-Ableger wäre nicht schlecht. Oder etwas mehr Dynamik in der wettersteuernden Strömung, damit sich das Muster in unserer Wetterküche mal grundlegend umstellen könnte. Stattdessen fehlt aber im Wetter-Karussell weiterhin der Antrieb. Und was in den Jahren zuvor wiederholt mit einem extrem stabilen Dauerhoch einherging, wird jetzt mal wieder umgemünzt in ein Dauertief. Gleichzeitig geben sich die Hitzewellen in anderen Teilen Europas übrigens die Klinke in die Hand.
Wo ist es denn besonders heiß?
Zuletzt gab es in Nordeuropa neue Temperaturrekorde bis rauf an den Polarkreis mit Spitzenwerte von über 30 Grad. Noch heißer ist es aktuell in Osteuropa bis in den Osten Österreichs. So bekommt man in Wien oder im Burgenland Höchstwerte aktuell bis um die 38 Grad. Den europäischen Hitzepol erlebt aber die Iberische Halbinsel.
Wie heiß wird es in Spanien?
Je nach Wettermodell sind Werte bis 47 oder 48 Grad möglich. Selbst Spitzen bis 50 Grad sind nicht auszuschließen. Hier wackelt somit sogar der europäische Hitzerekord.
Der wie hoch ist?
48 Grad aus dem Jahr 1977 in Athen. Die spanischen Rekord liegt bei knapp über 47 Grad. Ebenso übrigens in Portugal.
Außerdem wurden ja auch in Kanada neue Rekorde mit um die 50 Grad vermeldet. Wie lassen sich diese Werte im Hinblick auf den Klimawandel einordnen?
Die wettersteuernde Strömung, der Jetstream, verläuft wellenförmig über die Nordhalbkugel. In den vergangenen Jahren hat sich dieses Muster aber verändert. Der Jet wurde tendenziell schwächer und die Wellen lagen oft ungewöhnlich stabil, was wiederum zu stationäreren Wetterlagen führt. Gleichzeitig können in stabileren Lagen extremere Luftmassen weiter vorantreiben als es das früher einmal war. Dementsprechend gab es mit der Hitzewelle in Nordamerika riesige Sprünge bei den Rekordwerten von fünf Grad und mehr. Mehr zu den Auswirkungen des Klimawandels auf unser Wetter und wie sich der Jetstream verändert hat, gibt es auch beim Klima-Update.
Hitze in vielen Teilen der Welt - aber in Deutschland will sich der Hochsommer wohl nicht ausbreiten, oder?
Derzeit sind weder ein richtiges Sommerhoch noch eine hochsommerliche Wetterlage in Sicht. Und wenn man auf die längerfristigen Computerberechnungen bis in den August schaut, dann könnte auch der letzte Sommermonat einen eher durchwachsenen Charakter haben.
Da heißt es wohl, die schönen Phasen auszunutzen. Wo geht das am Wochenende am besten?
Definitiv im Süden Deutschlands. Hier gibt es am meisten Sonne mit den stabilsten Aussichten bei Höchstwerten bis zu 27 Grad. Ansonsten geht es leider mal wieder nicht ohne Schauer und Gewitter.
Welche Regionen sind am ehesten von den Gewittern betroffen?
Am Samstag tendenziell der Westen, am Sonntag dann eher der Osten und der Norden. Das heißt wiederum, dass es am Samstag im Osten und Norden ebenfalls freundlich sein wird. Der Sonntag schaut dafür im Westen wieder besser aus.
Drohen neue Unwetter?
Die lassen sich leider nicht ausschließen. Denn die Gewitter können durchaus kräftig ausfallen und von Starkregen, Hagel und Sturmböen begleitet sein.
Bei welchen Temperaturen?
Meistens werden es 20 bis 24 Grad. Sommerlicher ist es im Süden und im Osten mit 25 bis 27 Grad.
Was sehen die Wettercomputer in der nächsten Woche auf uns zukommen?
Am Montag steigt die Gefahr von schweren Gewittern von Südwesten abermals an. Nach jetzigem Stand betreffen die neuen Unwetter in den folgenden Tagen dann insbesondere den Süden und den Südosten.
Wie viel Regen wird denn noch fallen?
Das bewerten die verschiedenen Computermodelle sehr unterschiedlich. Zuletzt waren von der Schweiz und den Alpen heraus bis nach Süddeutschland auch mal über 200 Liter pro Quadratmeter in den Berechnungen dabei. Momentan sind die Prognosen aber etwas gedämpfter. Nichtsdestotrotz dürfte es nochmals sehr nass werden. Von jetzt an bis Ende nächster Woche wären in der Südosthälfte unseres Landes zum Teil nochmals bis zu 100 Liter oder mehr pro Quadratmeter möglich. Zum Vergleich: 85 Liter pro Quadratmeter wären im ganzen Monat Juli eigentlich normal.
Welche Entwicklung nehmen die Temperaturen?
Am Montag gibt es einen kleinen Aufwärtstrend bei 23 bis 31 Grad, der aber anschließend schon wieder vorüber ist. Der Dienstag hat maximal noch 17 bis 27 Grad in den Prognosen. Der Mittwoch bringt höchstens noch 17 bis 25 Grad. In der zweiten Wochenhälfte halten sich dann ansteigende Temperaturen und ein eher laues Temperaturniveau die Waage. Man darf also gespannt sein, wohin das Pendel schwingt und ob sich nicht vielleicht doch mal ein etwas ausgeprägteres Hoch dazwischen mogeln kann.
Quelle: ntv.de