Panorama

Opfer und Angeklagte Das sind die Beteiligten der Block-Auseinandersetzung

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Christina Block und ihr Vater Eugen. Er gehört nicht zu den Angeklagten.

Christina Block und ihr Vater Eugen. Er gehört nicht zu den Angeklagten.

(Foto: dpa)

Unfreiwillig wird die Öffentlichkeit seit Monaten Zeuge eines sehr unschönen Familienstreits in einer wohlhabenden Familie, der heute weiter vor Gericht verhandelt wird. Das Scheitern der Ehe von Christina Block und Stephan Hensel führte zu einer "hochstrittigen Trennung", wie es die Experten nennen, in der das Wohlergehen der vier Kinder wohl nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Doch wer sind die beteiligten Personen?

Die Gastronomin und Unternehmerin Christina Block ist die älteste Tochter des Block-House-Gründers Eugen Block und nach einer internationalen Ausbildung seit 2011, gemeinsam mit ihren Brüdern, Gesellschafterin der Eugen Block Holding. 2005 heiratete sie Stephan Hensel, das Paar bekam vier Kinder. 2014 trennten sich Block und Hensel, die Ehe wurde 2018 geschieden, es entspann sich ein heftiger Streit um die Kinder. Inzwischen steht Block vor Gericht, weil sie die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder in Auftrag gegeben haben soll, um sie nach dem jahrelangen Sorgerechtsstreit wiederzusehen. Block wird zudem vorgeworfen, ihren Ex-Mann und dessen Anwalt fälschlich der Pädophilie bezichtigt und gefälschte Beweise vorgelegt zu haben.

Stephan Hensel in Hamburg.

Stephan Hensel in Hamburg.

(Foto: dpa)

Der gelernte Bankkaufmann und spätere Unternehmensberater Stephan Hensel ist Blocks Ex-Mann. Er lebte nach der Trennung zunächst auf Sylt, bevor er nach Dänemark umzog. Nach einer jahrelang funktionierenden Umgangsregelung brachte er die Kinder im August 2021 entgegen des zu diesem Zeitpunkt geltenden Umgangsbeschlusses nicht zu Block nach Hamburg zurück. Gegen ihn läuft deshalb noch ein Verfahren wegen des Vorwurfs der Kindesentziehung. In Dänemark hat er inzwischen ein weiteres Mal geheiratet und ist erneut Vater geworden.

Johanna Block ist das älteste Kind der Block-Hensels. Sie ist inzwischen volljährig und zog als 15-Jährige freiwillig zu ihrem Vater und seiner neuen Lebensgefährtin nach Dänemark. Die zweitälteste Tochter Greta Block lebt mit ihrer Mutter in Hamburg. Ihr Aufenthalt ist nicht umstritten.

Im Zentrum des Sorgerechtsstreits ihrer Eltern stehen Theodor und Klara Block, die beiden jüngsten Kinder. Sie waren die Opfer der Entführung in der Silvesternacht 2023/24. Inzwischen hat ihr Vater für sie das alleinige Sorgerecht und das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht. Den Gerichtsangaben zufolge wollen sie auch nicht zu Block nach Hamburg zurückkehren. Klara will nach verschiedenen Medieninformationen in dem Prozess gegen ihre Mutter aussagen. Die Zulassung der Kinder als Nebenkläger in dem Prozess wurde inzwischen aufgehoben. Dabei steht infrage, ob Hensel als sorgeberechtigter Elternteil die Anwälte für die Kinder aussuchen durfte oder ob ein Interessenkonflikt besteht, weil er selbst Geschädigter und Nebenkläger ist.

Seit 2021 ist Gerhard Delling der Lebensgefährte von Christina Block. Der bekannte frühere Sportmoderator soll während der Entführung die Anreise von Christina Block nach Baden-Württemberg organisiert und ihre Rückkehr mit den Kindern nach Hamburg koordiniert haben und ist deshalb wegen Beihilfe angeklagt. Delling wird zudem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben. Er beschuldigte den Vater der Kinder der Pädophilie, dabei handelte es sich dem NDR zufolge aber um erfundene Anschuldigungen.

Familienpatriarch Eugen Block ist der Großvater der umstrittenen Kinder und als Gründer der Block-House-Steakhauskette auch eine öffentliche Person. In mehreren offenen Briefen hat er seine Trauer und Ohnmacht über den Kontaktabbruch zu seinen Enkelkindern geschildert. Darin kritisierte er auch die deutschen Behörden, von denen er sich im Stich gelassen fühlt. Block versuchte auch, auf juristischem Weg ein Umgangsrecht mit seinen Enkelkindern zu erreichen, hatte damit jedoch keinen Erfolg. Für den zunächst im Raum stehenden Vorwurf, er sei möglicherweise an der Entführung der Enkel beteiligt gewesen, ließen sich keine ausreichenden Beweise finden. Weil er selbst zum Kreis der Verdächtigen gehörte und Christina Block seine Tochter ist, hat er ein Zeugnisverweigerungsrecht.

Die Großmutter, Christa Block, starb bereits im Juli 2023. Sie kämpfte bis zu ihrem Tod im Alter von 83 Jahren darum, ihre Enkel wiedersehen zu dürfen. Anfang 2023 versuchte sie gemeinsam mit ihrem Mann vergeblich, die Enkel in Dänemark zu besuchen. Im Rahmen des Strafverfahrens rückte sie plötzlich in den Mittelpunkt, weil die Verteidigung von Christina Block angab, Christa Block sei möglicherweise die Auftraggeberin der Entführung gewesen. Sie soll damit eine Sicherheitsfirma beauftragt haben, was angeblich auch durch die Abhebung von 120.000 Euro belegt ist. Die Erwähnung der verstorbenen Mutter wird von der Anklage allerdings nicht als entlastend gewertet, sondern als Teil der Verteidigungsstrategie betrachtet.

Die zentrale Rolle bei der Entführung der Block-Kinder soll David B. gespielt haben, der nach Überzeugung der Ermittler die technischen und personellen Ressourcen der international agierenden Täter zusammenbrachte. Der 68-jährige israelische Staatsbürger und frühere Mossad-Agent hat international als Sicherheitsexperte und Ausbilder von Spezialeinheiten gearbeitet. Konkret wirft die Anklage ihm vor, dass er das Wohnmobil besorgt hat, mit dem die Kinder nach der gewaltsamen Entführung aus Dänemark zunächst in den Süden Deutschlands gebracht wurden. Er soll auch Teil der Tätergruppe gewesen sein, die Hensel in Dänemark niederschlug und die Kinder verschleppte. Für B. liegt ein internationaler Haftbefehl vor. Nach aktuellem Stand hält er sich in Israel auf, konnte aber bisher nicht festgenommen werden.

Der portugiesisch-israelische Staatsbürger Tal S. gehörte nach Angaben der Staatsanwaltschaft ebenfalls zu der Gruppe ehemaliger israelischer Geheimagenten, die für die Entführung engagiert wurden. Er wurde auf Zypern festgenommen und sitzt in Hamburg in Untersuchungshaft.

Unter den Angeklagten im Entführungsprozess ist auch der frühere Chef der Zielfahnder im Hamburger Landeskriminalamt, Andreas P. Er hat vor der Tat in seiner Firma ein Risikopapier für die Familie Block ausgearbeitet. Darin werden etwa die Gefahren für die Kinder im Zusammenhang mit der geplanten Entführung abgewogen. Trotz der offensichtlichen Unrechtmäßigkeit des angedachten Vorgehens stoppte er den Plan nicht und informierte auch nicht seine früheren Kollegen. Er ist wegen Beihilfe angeklagt.

Direkt in die Planungen und die Ausführung der Tat soll der Anklage zufolge auch Andreas C. eingebunden gewesen sein. Er war als Anwalt Teil eines Kernteams, das die Vorgehensweise koordinierte und anscheinend aktiv an der Organisation der widerrechtlichen Rückführung der Block-Kinder aus Dänemark nach Deutschland beteiligt war.

Auf der Anklagebank sitzen außerdem Uta Elisabeth B., eine Cousine von Christina Block, und deren Mann Mark B. Sie sollen die Kinder im Auto nach Hamburg gebracht und dort versteckt haben. Die Staatsanwaltschaft sieht in ihrem Verhalten eine strafbare Beihilfe zur schweren Kindesentziehung.

Quelle: ntv.de, sba

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