Nach tödlicher Tragödie in PolenDeutsche "Escape Rooms" werden geprüft

Gefangen in einem Verlies. Ein Entkommen ist nur über ein Rätselspiel möglich: "Escape Rooms" sind als Gruppen-Events sehr beliebt. Nach einem Feuer mit fünf toten Jugendlichen in Polen schauen nun deutsche Kommunen genauer auf die Sicherheit in den Einrichtungen.
Zwei Monate nach dem Feuer in einem polnischen "Escape Room" mit fünf Toten ist in Deutschland vielerorts die Sicherheit in ähnlichen Einrichtungen kontrolliert worden. "Alle Betreiber haben bundesweit ihre Konzepte noch einmal selbst überprüft, ein großer Teil bekam zudem Besuch von Bauamt und Feuerwehr", sagte Martin Sommer, Projektleiter des Fachverbandes der Live Escape & Adventure Games (LEAG).
Bei einem Escape-Spiel müssen die Teilnehmer unter Zeitdruck Rätsel lösen, um sich aus geschlossenen Räumen zu befreien. Diese Spiele sind als Firmenfeiern oder Geburtstagspartys beliebt. In Hannover wehren sich drei Betreiber juristisch gegen die Schließung ihrer "Escape Rooms" wegen fehlender Baugenehmigungen, weil sie ihre Existenz bedroht fühlen.
Eigentlich sei es kein Problem, die fehlende Baugenehmigung nachzuholen, sagte Holger Schön, der den "Room Escape Hannover" und eine Diskothek betreibt. Allerdings habe das Bauamt ihm eine Bearbeitungszeit von drei bis sechs Monaten in Aussicht gestellt. So lange könne er sein Haus für Rätselspiele nicht öffnen. "Das ist ein finanzielles Desaster." Neben Schön reichten zwei weitere Betreiber Eilanträge gegen die Schließung ein.
Fehler und Unklarheiten bei Anmeldungen
Für die Rätselspiele fehlt bisher eine einheitliche behördliche Gewerbeeinordnung. Sie sind beispielsweise als Eventveranstalter oder Schank- und Speisewirtschaft gemeldet. Die Sicherheitsvorkehrungen seien in den jungen Betrieben auf hohem Niveau, betonte Verbandschef Sommer. Allerdings habe es teilweise Fehler oder Unklarheiten bei der Anmeldung der Unternehmen gegeben. Nach Schätzung des Verbandes existieren deutschlandweit inzwischen 400 Anbieter von Escape-Spielen mit mehr als 1000 Räumen beziehungsweise Spielszenarien, Tendenz steigend.
Neben Hannover werde auch in Berlin und Köln über die bauamtliche Einordnung gestritten, sagte Sommer. Vereinzelt gebe es temporäre Schließungen. "Hier ist Fingerspitzengefühl der Behörden gefragt, zahlreiche Arbeitsplätze hängen an schnellen Entscheidungen."
Im polnischen Koszalin war am 4. Januar ein "Escape Room" für fünf 15-jährige Mädchen zur tödlichen Falle geworden. Weil die Türklinke an der Innenseite des Spielraums abmontiert und versteckt war, konnten sie sich laut Staatsanwaltschaft nicht retten. Zudem hinderten die Flammen einen Mitarbeiter daran, die Tür von außen zu öffnen.