Erste Lieferungen auf dem Weg Die Welt eilt dem Libanon zu Hilfe
05.08.2020, 20:41 Uhr
Der Iran gehört zu den ersten Ländern, die Hilfe schicken. Das Land hat seit Jahren maßgeblichen Einfluss auf die Politik des Landes.
(Foto: AP)
Mehr als 100 Tote, Tausende Verletzte: Die gewaltige Explosion im Hafen Beiruts hat das politisch instabile Land zusätzlich erschüttert. Inzwischen rollt eine Welle der Hilfe. Auch ein verfeindeter Nachbar stünde auf Wunsch bereit.
Nach der Explosionskatastrophe in Beirut ist das Entsetzen über die Verwüstungen groß, zugleich treffen aus aller Welt Hilfsangebote im Libanon ein. Auf die ausländische Hilfe ist das wirtschaftlich darniederliegende und politisch instabile Land dringend angewiesen. Zu den ersten Ländern, die ihre Hilfe zusagten, gehörten die Golfstaaten.
Im Hafengebiet der libanesischen Hauptstadt bietet sich derweil ein Bild der Verwüstung. "Fast die Hälfte von Beirut ist zerstört oder beschädigt", sagte Gouverneur Marwan Abud. Bis zu 300.000 Menschen seien obdachlos geworden. Inzwischen ist die Zahl der Toten auf 135 gestiegen, rund 5000 Menschen wurden teils schwer verletzt. Dutzende Menschen würden noch immer vermisst, Helfer suchten unter den Trümmern fieberhaft nach Überlebenden. Unter den Verletzten waren nach Angaben des Auswärtigen Amts auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Eine Mitarbeiterin des Goethe-Instituts wurde ebenfalls leicht verletzt.
Lazarette und Medikamente
Katar schickte Feldlazarette mit Hunderten Betten zur Versorgung der Tausenden Verletzten. Auch Kuwait lieferte medizinische Nothilfe. Jordaniens König Abdulla II. kündigte an, ein Feldlazarett zu schicken. Die Vereinigten Arabischen Emirate sandten 30 Tonnen Medikamente und chirurgisches Material.
Frankreich entsandte drei Armeeflugzeuge mit Rettungskräften, tonnenweise medizinischer Ausrüstung und einer mobilen Krankenstation. An Bord waren zudem 55 Sicherheitskräfte, die auf Rettungs- und Räumungsarbeiten spezialisiert sind. Staatschef Emmanuel Macron will morgen nach Beirut fliegen, als Zeichen der engen Verbundenheit mit der früheren französischen Kolonie.
Helfer aus Deutschland sollen Verschüttete bergen
Auch aus Deutschland kommt Unterstützung: Ein Team des Technischen Hilfswerks (THW) brach zum Hilfseinsatz nach Beirut auf. Die Maschine mit rund 50 THW-Helfern hob in der Nacht von Frankfurt am Main ab, wie ein THW-Sprecher sagte. Die Einsatzeinheit soll bei der Bergung von Verschütteten helfen. An Bord derselben Maschine befanden sich auch sieben Experten der Hilfsorganisation Isar Germany. Dabei handelte es sich um Ärzte sowie Fachleute für Gefahrgut, wie ein Sprecher der Organisation sagte. Zudem hält die Bundeswehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums ihre Klinik-Flugzeuge bereit. Die MedEvac-Airbusse könnten "sofort aktiviert" werden, wenn eine entsprechende Anfrage aus dem Libanon eingehe.
Italien entsendete eine Einheit von Spezial-Feuerwehrleuten in die libanesische Hauptstadt. 14 Experten für die Bewertung chemischer und bakterieller Gefahren sowie für die Untersuchung beschädigter Strukturen starteten am Mittwoch von Pisa, wie der italienische Zivilschutz mitteilte. Das Team werde mit einer Spezialausrüstung nach umweltschädigenden Substanzen suchen.
Eine griechische Militärmaschine landete mit einem Dutzend Rettungskräften an Bord am Flughafen von Beirut. Das nur 240 Kilometer entfernte Zypern, wo die Detonationen zu sehen und zu hören gewesen waren, sagte die Entsendung von acht Polizeispürhunden an Bord von zwei Hubschraubern zu, um bei der Suche nach Vermissten zu helfen. Weitere europäische Unterstützungsangebote aus den Niederlanden, Tschechien und Polen umfassten neben Ärzten, Polizisten und Feuerwehrleuten Rettungskräfte und Spürhunde.
Israel bietet Nothilfe an
Tunesien bot die Aufnahme und Versorgung von hundert Verletzten an. Ferner wurden zwei Militärflugzeuge mit medizinischem Material und Nahrungsmitteln geschickt. Der Iran bot medizinische Hilfe sowie Unterstützung bei der Versorgung von Verletzten an.
Selbst Israel, das sich formal immer noch im Krieg mit dem Nachbarn befindet, bot humanitäre Hilfe an: Über die internationalen Vermittler hätten Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Aschkenasi "medizinische und humanitäre sowie sofortige Nothilfe angeboten", hieß es in einer Erklärung.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO kündigte die Entsendung von Ausrüstung für chirurgische Eingriffe sowie die Behandlung von Traumata an. Die Hilfsorganisation Caritas leistete vor Ort in ihren Gesundheitszentren Nothilfe. Der Papst betete für die Opfer und ihre Angehörigen.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP