Panorama

Sonderling mit teuflischem Plan Die zwei Gesichter des Stephen Paddock

Paddocks Haus in Mesquite.

Paddocks Haus in Mesquite.

(Foto: dpa)

Stephen Craig Paddock - sein Name steht für den blutigsten Schusswaffenangriff in der jüngeren US-Geschichte. Bis vor Kurzem galt der pensionierte Buchhalter als Einzelgänger und Sonderling, dem niemand eine Tat wie diese zugetraut hätte.

58 Menschen, die gerade auf einem Country-Festival tanzten, tötete Stephen Craig Paddock gezielt von einem Hotelzimmer aus. Seine Tat hat der 64-Jährige akribisch vorbereitet. Zugetraut hat ihm das niemand.

Bei seiner Anreise drei Tage vor der Tat brachte Paddock viel Gepäck ins Mandalay Bay Hotel mit. Erst hinterher ist klar, in den mehr als zehn Koffern verbarg er insgesamt 23 Schusswaffen, darunter Sturmgewehre, zum Teil mit Zielfernrohren ausgestattet. Einige der Waffen waren zudem mit einem "Bump Stock" ergänzt worden, der sie in Maschinengewehre verwandelte. Die "New York Times" zitiert einen namenlosen Ermittler, der darin die Erklärung sah, warum es Paddock gelungen sei, in kurzer Zeit so viele Menschen zu töten.

Die Suite hatte er offenbar wegen ihrer Lage ausgesucht. Nachdem Paddock eingecheckt hatte, hängte er der Zeitung zufolge ein "Nicht stören"-Schild an seine Tür. Kein Hausmädchen, kein Zimmerkellner betrat die Räume. Das Hauspersonal sei geschult, nach verdächtigen Umständen Ausschau zu halten, heißt es vom Hotel. Doch bei Paddock gab es nichts Verdächtiges. Die Suite im 32. Stock hatte er mit Kameras ausgestattet. So konnte Paddock verfolgen, wie die Polizei anrückte. Als diese die Tür der Suite erreicht hatte, nahm sich der 64-Jährige das Leben.

Ein "Normalbürger"?

US-Präsident Donald Trump sagte nach der Schießerei: "Wir haben es mit einem sehr kranken Individuum zu tun." Die Menschen, die Paddock kannten, hätten den pensionierten Buchhalter bis vor Kurzem kaum so beschrieben.

"Es ist, als ob gerade ein Asteroid auf unsere Familie niedergestürzt wäre. Wir haben keine Ahnung, wie das passiert ist", sagt Eric Paddock in Interviews mit US-Medien über die unfassbare Tat seines Bruders. Demnach war Paddock zuletzt Buchhalter beim Rüstungsgiganten Lockheed Martin, wohlhabend, unternahm regelmäßig Kreuzfahrten und spielte Video-Poker. Erst kürzlich soll er laut "New York Times" in einem Casino einen Jackpot von 20.000 Dollar gewonnen haben. Das Spielen war nicht so sehr ein Hobby, sondern mehr eine Arbeit.

Radikal oder gewaltbereit sei sein Bruder nicht gewesen, auch kein Waffennarr, obwohl er Waffen besessen habe. Ein "Normalbürger", der niemals auch nur einen Strafzettel für Falschparken bekommen, seiner Mutter Kekse geschickt und gern Burritos gegessen habe. Sein Bruder sei nach Nevada gezogen, um das trockene Klima und die Casinos zu genießen. Paddock hatte zwei Flugzeuge, einen Pilotenschein und eine Jagdlizenz für den Bundesstaat Alaska. Er war zweimal geschieden und kinderlos.

Nachbarn beschreiben einen mürrischen, unfreundlichen und reservierten Mann. "Sehr unauffällig und sehr alleine" lebte Paddock in 1372 Babbling Brook Court, Mesquite. "Der wollte mit keinem was zu tun haben. Der kam und ging, oft war er lange weg", sagen Steve und Sandra Bolin, die ebenfalls in der Ruheständlersiedlung für Wohlhabende leben. Eine andere Nachbarin nannte Paddock einen Sonderling, der jedes Gespräch vermieden habe. "Er war einfach sehr unfreundlich und seltsam", zitiert die britische "Sun" Susan Page.

Erster Anlauf Ende September?

US-Medienberichten zufolge könnte sich Paddock schon länger auf seine Tat vorbereitet haben. Ursprünglich plante er demnach bereits einen Angriff auf ein Festival Ende September. Das "life is beautiful"-Festival fand vom 22. bis zum 24. September ebenfalls in Las Vegas statt. Unter anderem traten dort Lorde und die Gorillaz auf. Demnach hatte Paddock versucht, im Hotel "Ogden" und in einem weiteren Hotel Zimmer zu reservieren. Es war jedoch alles ausgebucht. Die Anforderungen passten mit seinem Vorgehen später im "Mandalay Bay Hotel" zusammen. Er hätte das Festivalgelände genau im Schussfeld gehabt.

Die britische "Daily Mail" berichtet, im Juni habe ein Arzt Paddock Diazepam verschrieben. Das Medikament könne bei Menschen mit Verhaltensproblemen extrem aggressives Verhalten auslösen. Ob das am Ende die Erklärung für Paddocks Verbrechen sein könnte, ist derzeit noch völlig unklar.

Für die Familie Paddock ist es schon das zweite Mal, dass sie von einem Verbrecher in ihrer Mitte überrascht wird. Stephen Paddocks Vater, Benjamin Hoskins Paddock, wurde jahrelang von der Bundespolizei FBI auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher geführt. Er war wegen mehrerer Banküberfälle zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Nach acht Jahren gelang ihm der Ausbruch aus dem Gefängnis, später wurde er wieder gefasst. Er hatte eine andere Identität angenommen. Vor seiner Verhaftung galt der Tankstellenpächter als großherziger Familienvater. Auf einem Fahndungsplakat wurde er hingegen als gefährlicher "Psychopath" beschrieben.

Quelle: ntv.de

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