Panorama

"Er wollte etwas Großes werden"Direns Vater nimmt Abschied

02.05.2014, 19:21 Uhr
diren
Mit einem Trauermarsch erinnern Freunde und Familie an den getöteten Diren. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Familie des in den USA getöteten Gastschülers Diren steht noch unter Schock, als der Vater in den Flieger nach Amerika steigt. Er will dabei sein, wenn die Leiche seines Sohnes nach Deutschland überführt wird. Jedoch ahnt er: Das Schlimmste steht ihm noch bevor.

Wie übersteht man eine Reise, bei der man die Leiche des eigenen Kindes in Empfang nehmen muss? Der Vater des in den USA getöteten Austauschschülers Diren hat die emotionale Achterbahnfahrt mit viel Hilfe gemeistert. Ein Kollege begleitet ihn und auch vom deutschen Konsulat sowie der Austauschorganisation, mit der Diren reiste, erhält er Unterstützung. Nun bereitet sich der 46-Jährige auf weitere bewegende Tage in Hamburg und im türkischen Bodrum vor. "Da erwartet mich das Schlimmste", sagt er. In beiden Städten sollen Angehörige, Freunde und Bekannte bei muslimischen Trauerfeiern von dem beliebten Jugendlichen Abschied nehmen können.

"Die ganzen Freunde, Bekanntschaft, Kollegen erwarten uns", so der Vater. An der Moschee am Nobistor soll eine Gedenkzeremonie stattfinden. Danach werde Direns Leichnam in die Türkei geflogen. Dort soll er in Bodrum bestattet werden, "im schönsten Teil der Türkei", wie sein Vater findet. Die Familie besitzt vor Ort ein Haus, sie haben in der Gegend viele Freunde. Vater und Sohn hatten sich vorgestellt, einmal dort zu leben.

Trügerisches Idyll statt unbegrenzter Möglichkeiten

Sein Sohn wollte "etwas Großes werden", da ist sich Direns Vater sicher, vielleicht internationales Management studieren. Ein großer Amerika-Fan sei Diren eigentlich nicht gewesen, doch auch für ihn seien die USA "das Land der unbegrenzten Möglichkeiten" gewesen. "Es war die schönste Zeit seines Lebens", sagt der Vater. In Hawaii habe es dem Teenager besonders gefallen. Eine Woche hatte er dort verbracht. Zu Hause in Hamburg gebe es eben nur "Flachland, Regen, schlechtes Wetter, schlechte Laune".

Doch die amerikanische Idylle täuscht, ist sich Direns Vater heute sicher. Das Land bleibe gefährlich. "Jeder kann losgehen und sich eine Waffe kaufen." Für ihn, der seit 20 Jahren als Taxifahrer nachts auf den Straßen des Hamburger Bezirks Sankt Pauli zwischen Rotlichtmilieu und Kneipen unterwegs ist, ein Ding der Unvorstellbarkeit. "Bei mir im Haus wurde auch eingebrochen. Aber ich habe mir doch deswegen nicht gleich eine Waffe zugelegt!"

Ein "Vorzeigekind" sei sein Sohn gewesen, erzählt er: "Respektvoll, lebhaft, menschenlieb. Er hat sich mit jedem verstanden und war immer hilfsbereit." Nur ungern hatte der Vater Diren so weit weg ins Ausland gehen lassen, doch der Teenager wollte die Sprache lernen, ein Abenteuer erleben. "Dieses Bedürfnis konnten wir ihm nicht abschlagen."

Quelle: ntv.de, ame/dpa

Fall Diren D.