Panorama

Eisdielen-Unfall in BremervördeDrei "besonders auffällige Gaffer" vor Gericht

27.04.2017, 07:02 Uhr
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Ein Foto vom Unfallort: Einer der Angeklagten drückt einem Polizisten die Hand ins Gesicht, nimmt ihn in den Schwitzkasten. (Foto: dpa)

Was nach dem Eisdielen-Unfall in Bremervörde passiert, ist kaum zu fassen. Menschen verlieren ihr Leben, Schaulustige behindern und beschimpfen die Rettungskräfte. Drei "besonders auffällige Gaffer" warten nun auf ihr Urteil.

Im Juli 2015 rast Ingrid B. mit ihrem Auto frontal und ungebremst in das Eiscafé "Pinocchio" in Bremervörde. Der Mercedes durchschlägt die Hauswand. Die tragische Bilanz des Unfalls: Ein 2-jähriger Junge und ein 65-jähriger Mann sterben, neun weitere Menschen werden teils schwer verletzt, darunter auch die Unglücksfahrerin, die einen epileptischen Anfall erlitten hatte.

Für Fassungslosigkeit sorgte allerdings nicht nur das Unglück selbst. Während am Unfallort mehrere Menschen um ihr Leben kämpften, fielen einige Schaulustige durch ihr dreistes Verhalten auf. Die Unbeteiligten machten Videoaufnahmen mit ihren Handys, einer lieferte sich, nachdem er von den Einsatzkräften aufgefordert wurde, das Filmen einzustellen, sogar eine Rangelei mit zwei Polizisten.

Drei Brüder im Alter von 20, 27 und 36 Jahren waren am Unglücksort als "besonders auffällige Gaffer" aufgefallen und müssen sich vor Gericht verantworten. Die Vorwürfe lauten: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und versuchte Nötigung.

Während des Prozesses waren mehrere Zeugen angehört worden. Ihren Angaben zufolge soll einer der Angeklagten den Beamten während des Einsatzes zugerufen haben: "Ich hau euch alle um." Dann drohte er den Einsatzkräften: "Ich komme zu euch nach Hause. Ich bringe Waffen mit und dann regeln wir das."

Unfall-Fahrerin gestorben

Ein Feuerwehrmann, der versucht hatte, die Rangelei zu beenden, bekam einen Tritt in den Rücken. Er erlitt Prellungen und Quetschungen und war anschließend eine Woche krankgeschrieben. Nachdem der Prozess 2016 schon einmal komplett ausgesetzt wurde, könnte am Donnerstag endlich ein Urteil fallen.

Die 61 Jahre alte Unfallverursacherin, die wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt wurde, starb wenige Tage nach dem Schuldspruch. Vor Gericht hatte die Frau den Hinterbliebenen der Opfer ihr Beileid ausgesprochen.

Immer öfter muss die Polizei neben der eigentlichen Unfallaufnahme auch noch gegen aggressive Gaffer vorgehen. Bei vielen Einsätzen sind mittlerweile zusätzliche Beamte notwendig, die sich nur um das Abwimmeln dieser Leute kümmern müssen.

Quelle: dsi

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