Panorama

Zunahme 2024 bei jungen Menschen Einzelne Drogen verursachen in Deutschland sprunghaften Anstieg bei Todesfällen

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Noch nie sei es so leicht gewesen, an Substanzen zu kommen, sagte der Drogenbeauftragte Streeck.

Noch nie sei es so leicht gewesen, an Substanzen zu kommen, sagte der Drogenbeauftragte Streeck.

(Foto: Marcus Brandt/dpa)

Die Zahl der in Deutschland aufgrund ihres Drogenkonsums gestorbenen Menschen ist leicht gesunken. Trotzdem lässt sich ein besorgniserregender Trend feststellen, der vor allem junge Menschen betrifft. Der neue Drogenbeauftragte spricht von einer "pandemischen Dynamik".

In Deutschland sind im vergangenen Jahr 2137 Menschen an ihrem Drogenkonsum gestorben. Das sind 90 Fälle weniger als im Vorjahr, wie der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck mitteilte. Besonders besorgniserregend sei ein Anstieg der Todesfälle bei jungen Konsumierenden unter 30 Jahren um 14 Prozent. Das sei alarmierend, sagte Streeck ntv. "Weil wir sehen, sie sind risikofreudiger, sie nehmen mehr unterschiedliche Substanzen auf, sie probieren einfach auch mal neue Dinge aus. Und es ist noch nie so leicht gewesen, an solche Substanzen ranzukommen."

Insgesamt müsse man "schneller, systematischer und konsequenter reagieren auf neue, immer gefährlichere Drogen", sagte Streeck. Einen sprunghaften Anstieg gab es demnach zudem bei den Todesfällen in Zusammenhang mit synthetischen Opioiden. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl demnach um 16 Prozent auf 342 Todesfälle. "Aber auch einen starken Zuwachs an neuen psychoaktiven Substanzen, wozu eben auch Lachgas oder die K.-o.-Tropfen zählen", sagte Streeck ntv. Die Zahl der Drogentoten durch diese sogenannten Neuen Psychoaktiven Stoffe stieg um mehr als 70 Prozent auf 154. Den Anstieg bei künstlich hergestellten Opioiden führte der Mediziner auch auf das Opiumverbot der in Afghanistan herrschenden Taliban zurück, die die afghanischen Mohnfelder zerstören ließen. Opioide aus dem Labor traten demnach an die Stelle.

"Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik", sagte Streeck. "Einzelne Ausbrüche, neue Substanzen, schnelle Verbreitung, lückenhafte Datenlage - und ein System, das zu träge ist, um rechtzeitig zu reagieren." Streeck warnte: "Wenn wir nicht aufpassen, verschärft sich diese Entwicklung in wenigen Jahren zu einer Krise mit massiven gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen." Positiv äußerte sich Streeck, der auch für die CDU im Bundestag sitzt, etwa über Drogenkonsumräume, wie sie von Experten gefordert werden, weil diese Leben retten könnten. Diese sehe er komplett unideologisch.

Um darauf reagieren zu können, nennt Streeck ntv mehrere Faktoren. "Erstens brauchen wir ein besseres Monitoring und Frühwarnsystem, dass wir überhaupt wissen, was auf den Markt kommt, damit wir auch Warnungen ausstoßen können an die Rettungskräfte, an die Polizei, aber auch an die Suchthilfe und die Drogenkonsumierenden." Die müssten vor gefährlichen Substanzen auf dem Markt gewarnt werden. Dazu müssten niedrigschwellige Gegenmittel vorhanden und auch vorrätig sein, die gegen die Sucht helfen. "Und wir müssen wieder mehr in Aufklärung und Prävention kommen", so Streeck.

Die Drogentotenzahlen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 2023 hatte es bundesweit 2227 Drogentote gegeben - und damit 237 mehr als 2022 und doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor. Es handelte sich um die höchste bis dahin registrierte Zahl. Wegen Lücken bei toxikologischen Gutachten und Obduktionen ist die Dunkelziffer laut Experten hoch.

Quelle: ntv.de, lme/vmi/dpa/AFP

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