Panorama

Düstere Prognose Drosten: "Omikron ist unser Problem bis Sommer"

Mit rasender Geschwindigkeit verbreitet sich Omikron über den Erdball. Virologe Christian Drosten rechnet damit, dass die neue Corona-Variante auch noch nach Ostern Thema sein wird. Vergleiche mit Südafrika sieht er kritisch.

Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, erwartet wegen der neu aufgetretenen Omikron-Variante bis zum nächsten Sommer Probleme mit dem Coronavirus in Deutschland. "Das Deltavirus ist unser Problem bis in den Januar rein, das Omikronvirus ist unser Problem bis Sommer", sagte Drosten in der NDR-Sendung "Das Coronavirus-Update".

Derzeit dominiert in Deutschland die Delta-Variante des Coronavirus. Die kürzlich entdeckte Omikron-Variante breitet sich aber weltweit aus. Drosten sagte, vermutlich werde Omikron ab Januar in Deutschland zum Problem. Es lasse sich im Moment jedenfalls nicht sagen, dass bis Ostern das Thema Coronavirus vorbei sei.

Anders als Drosten äußerte sich der US-Immunologe Anthony Fauci die Omikron-Variante zuletzt optimistischer zur neuen Variante. "Es ist nahezu sicher, dass sie nicht schlimmer ist als Delta", sagte der Berater von US-Präsident Joe Biden der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe einige Hinweise darauf, dass Omikron sogar weniger schwerwiegend sein könnte, sagte Fauci mit Verweis auf Daten aus Südafrika. Fauci mahnte allerdings, dass es noch zu früh für eine abschließende Bewertung sei. Bei den Fällen, die man aktuell auswerte, beobachte man verhältnismäßig milde Krankheitsverläufe. Dies könne aber beispielsweise auch daran liegen, dass bei diesen Fällen vor allem jüngere Leute betroffen seien. "Ich würde also sagen, dass wir keine endgültigen Schlussfolgerungen ziehen sollten."

Drosten zeigte sich insbesondere durch die hohe Verbreitungsgeschwindigkeit von Omikron besorgt. Es zeige sich eine Verdopplung der Fälle in Südafrika oder England etwa alle drei bis vier Tage. Falls sich das für Deutschland bestätige, "dann ist das eine Entwicklung, die schneller ist als jede politische Entscheidungsmöglichkeit. Dann hätten wir bald ein ernstes Problem", sagte Drosten.

Im Gegensatz zu Südafrika oder England sei hier aber durch die aktuellen politischen Maßnahmen wie die 2G-Regelungen die "Handbremse" derzeit etwas angezogen, was eventuell die Verbreitung verlangsame.

"Viel Virus, viel Krankheit"

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Drosten vermutet, dass eine Booster-Impfung besser gegen Omikron schützt, als eine überstandene Infektion

(Foto: imago images/photothek)

Der Virologe warnte zugleich vor Euphorie angesichts vermutlich bevorstehender Meldungen aus Südafrika über einen milden Krankheitsverlauf. In Südafrika handle es sich um Wiederansteckungen von Menschen, die schon einmal oder sogar zweimal das Coronavirus hatten. Deshalb sei die Situation mit Deutschland nicht zu vergleichen und deshalb spreche er eine Warnung für die Ungeimpften aus. "Es könnte sein, dass die Krankheitsschwere nicht nur nicht verringert ist. Es könnte sogar sein, dass es erschwert wird, die Krankheitsschwere."

Diese Annahme begründete Drosten mit der deutlich stärkeren Virusvermehrung bei Omikron. "Viel Virus, viel Krankheit", sagte der Virologe. Er riet zur Impfung gegen das Coronavirus und insbesondere zur sogenannten Booster-Impfung. Er nehme an, dass eine "geboosterte Impfimmunität" gegen Omikron auch besser schütze als eine überstandene Infektion. Belastbare Daten dazu lägen bislang aber noch nicht vor, räumte der Wissenschaftler ein. Insgesamt seien viele Annahmen wegen noch fehlender belastbarer Studien derzeit noch Vermutungen.

Wie Drosten sagte, deuten zwar derzeit vorliegende wissenschaftliche Ergebnisse aus Südafrika auf eine geringere Krankheitsschwere. Dies lasse sich aber damit erklären, dass die mit Omikron Infizierten schon mal Corona hatten und deshalb eine Immunität haben. Es treffe außerdem aber auch in einem deutlich stärkeren Maß jüngere Menschen, die durch ihr Alter vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt seien. Besorgniserregend nannte Drosten die aus Südafrika gemeldeten Krankenhausaufnahmen von Kindern. Berichten zufolge betreffe ein Fünftel der Krankenhausaufnahmen Kinder im Alter von unter 10 Jahren.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP

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