Panorama

Nach Prüfung von Beschwerde Ehemalige KZ-Sekretärin nicht mehr in Haft

Der Frau wird Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen vorgeworfen.

Der Frau wird Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen vorgeworfen.

(Foto: picture alliance / Andreas Keuchel)

Der Prozess gegen eine ehemalige Schreibkraft des Konzentrationslagers Stutthof beginnt aufsehenerregend: Zunächst versucht die Angeklagte zu fliehen, wird aber von der Polizei aufgegriffen und in U-Haft gebracht. Nach einer Beschwerde entlässt das Gericht die 96-Jährige nun jedoch wieder.

Die 96 Jahre alte Angeklagte in einem der womöglich letzten NS-Prozesse in Deutschland ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die 3. Große Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe hat den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Die Frau war zuvor erneut dem Gericht vorgeführt worden. Nach Prüfung der Beschwerde wurde sie unter Anordnung von Sicherheitsmaßnahmen aus der Haft entlassen.

Das Gericht hatte am 30. September bis auf weiteres Untersuchungshaft angeordnet und damit auf den Versuch der ehemaligen Sekretärin im KZ Stutthof reagiert, sich dem Verfahren zu entziehen. Sie wurde offenbar in die Justizvollzugsanstalt Lübeck gebracht. Dort sitzen weibliche Gefangene ein.

Wenige Stunden vor dem geplanten Prozessbeginn hatte die 96-Jährige am 30. September ihr Heim in Quickborn (Kreis Pinneberg) verlassen und war mit einem Taxi Richtung Norderstedt/Hamburg-Ochsenzoll gefahren. Nach Informationen der "Bild-Zeitung" war sie am Mittag zu Fuß auf der Langenhorner Chaussee in Hamburg unterwegs, als Polizisten auf sie aufmerksam wurden. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin hatte sie wenige Tage vor Prozessbeginn in einem Brief an das Gericht erklärt, dass sie nicht kommen wolle.

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Der Prozess gegen die Frau wird am 19. Oktober fortgesetzt. Für diesen Termin ist die Verlesung der Anklage geplant. Der Frau wird Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen vorgeworfen. Als Stenotypistin und Schreibkraft in der Kommandantur von Stutthof bei Danzig soll sie zwischen Juni 1943 und April 1945 den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung von Gefangenen Hilfe geleistet haben.

In dem deutschen KZ und seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen zu Kriegsende starben nach Angaben der für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständigen Zentralstelle in Ludwigsburg rund 65.000 Menschen.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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