Hochhaus bei Miami eingestürzt Ein Toter - weitere 99 Bewohner vermisst
24.06.2021, 22:04 Uhr
Die Überreste des Champlain Towers.
(Foto: picture alliance/dpa/South Florida Sun-Sentinel/AP)
Staub und Trümmer, das bleibt vom Champlain Tower übrig. Mindestens ein Mensch stirbt beim Teil-Einsturz des Hochhauses in Florida. Rettungskräfte suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Von Dutzenden Bewohnern fehlt noch jede Spur. US-Präsident Biden kündigt Hilfe an.
Im US-Bundesstaat Florida ist mindestens ein Mensch beim Teil-Einsturz eines zwölfstöckigen Wohnhauses ums Leben gekommen. Die Suche nach weiteren möglichen Opfern in Surfside gehe weiter, teilte die Polizei auf Twitter mit. Der Bürgermeister des Ortes, Charles Burkett, sagte dem TV-Sender NBC, dass mindestens zwei Menschen in ein Krankenhaus gebracht worden seien, einer davon sei gestorben. Seinen Angaben zufolge wurden zehn Verletzte aus den Trümmern geborgen. Die Feuerwehr spricht davon, dass sie insgesamt 37 Menschen aus dem Gebäude gerettet hat.
Der Aufenthaltsort von 51 Bewohnern ist derzeit noch unklar. "Sie haben sich vermutlich zum Zeitpunkt des Einsturzes in dem Gebäude befunden", sagte Sally Heyman, Vertreterin des Bezirks Miami-Dade County, zu dem Surfside gehört, der "Washington Post". "Seit dem Einsturz haben wir, ihre Freunde oder Familien noch nichts von ihnen gehört."
Die Polizei sprach sogar von 99 möglichen Bewohnern, nach denen noch gesucht werde. Es sei nach wie vor unklar, wie viele Menschen sich zum Unglückszeitpunkt in dem Gebäude aufgehalten hätten, erklärte der Chef der lokalen Polizeistelle, Freddy Ramirez, mehreren lokalen Medien. Bei 102 Bewohnern sei der Aufenthaltsort geklärt, sie seien in Sicherheit.
Biden kündigt Hilfe an

Der Einsturz hat die Bewohner im Schlaf überrascht.
(Foto: picture alliance/dpa/South Florida Sun-Sentinel/AP)
Hunderte Helfer sind im Einsatz, um in den Trümmern des Gebäudes nach möglichen Vermissten zu suchen. Die Ursache des Einsturzes, das die Anwohner in Surfside unweit von der Küstenmetropole Miami Beach im Schlaf überraschte, ist unklar.
US-Präsident Joe Biden sagte zu, der Bund stehe bereit zu helfen, wo immer dies nötig sei. Auch die Katastrophenschutzbehörde FEMA sei eingeschaltet, um dabei zu helfen, die Bewohner des Hauses vorübergehend unterzubringen und mit Essen zu versorgen. An die Behörden in Florida gerichtet sagte der Präsident, wo immer der Bund helfen könne, werde er das tun. "Wir sind da."
Nur Staub und Trümmer
"Ich kann es nicht in Worte fassen. Es sieht aus wie nach einem Bombeneinschlag, das Gebäude brach wie ein Pancake in sich zusammen", berichtet ein Augenzeuge dem Sender NBC 6 South Florida. Dieser veröffentlichte auch ein Video, das zeigt, wie Feuerwehrleute einen Jungen aus den Trümmern des Gebäudes retten und auf eine Trage legen. "Das Gebäude bebte, und als ich nach draußen schaute, konnte ich nichts sehen. Ich dachte, es war ein Sturm. Doch als sich der Staub gelegt hatte, waren zwei Drittel des Hauses verschwunden", erzählte ein anderer dem Sender CBS 4 Miami.
Auf Fotos und Videos waren die abgebrochene Fassade und Möbelstücke aus dem Haus zu sehen. Zwischen den Gebäuderesten und einem Pool: nur Staub und Trümmer.
Bei dem betroffenen Gebäude handelt es sich um ein Wohnhaus mit Meerblick nahe dem Strand, das als Champlain Towers bekannt ist. Es sei in den 1980er Jahren gebaut worden, schrieb die Zeitung "The Miami Herald". Es sollen sich mehr als 100 Eigentumswohnungen darin befinden.
Die Gegend wurde nach dem Unglück gegen 2 Uhr morgens Ortszeit weiträumig abgesperrt, die Polizei warnte, die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. "Ich weise alle an, sich von dem Gebiet fernzuhalten, damit die Feuerwehr ihre Arbeit machen kann", sagte ein Polizeisprecher.
"Sieht in Amerika keine Gebäude einstürzen"
Der Bürgermeister von Surfside, Charles Burkett, sagte, er jogge jeden Tag an dem Gebäude vorbei. Für Bauarbeiten an dem Haus sei ein Kran eingesetzt worden. Er zeigte sich fassungslos, in seinem Ort eine solche Tragödie zu erleben. "Es ist unwahrscheinlicher als ein Blitzschlag. Es passiert einfach nicht. Man sieht in Amerika keine Gebäude einstürzen", sagte er Reportern. Beim Sender CNN war die Rede davon, dass das Gebäude schon Hurrikans standgehalten habe. Warum also jetzt der Zusammensturz?
Unklar ist auch, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Einsturzes im Gebäude aufhielten. Die Anwesenheit von Gästen werde protokolliert, die der Eigentümer nicht, sagte Bürgermeister Burkett. "Der Gebäudemanager hat mir zu verstehen gegeben, dass das Gebäude ziemlich voll war."
Die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, ergänzte, dass es in dem zwölfstöckigen Gebäude mehr als 130 Wohneinheiten gebe. Die Hälfte davon sei vom Einsturz betroffen. Mit Blick auf die Suche nach möglichen Vermissten unter den Trümmern sagte Cava: "Jede Minute zählt."
Mindestens vier Argentinier vermisst
Unter den Vermissten waren auch mindestens vier Argentinier, wie die Zeitung "La Nación" unter Berufung auf Diplomatenkreise berichtet. Viele wohlhabende Argentinier besitzen in der Region rund um Miami Ferienwohnungen oder machen dort Urlaub. Angesichts der schleppend laufenden Impfkampagne in ihrer Heimat waren zuletzt auch viele Argentinier nach Miami gereist, um sich impfen zu lassen.
Miami Beach mit seiner berühmten Promenade, dem Ocean Drive, sowie den weißen Sandstränden und Palmen ist ein beliebtes Touristenziel, auch wegen seiner Museen und Art-déco-Architektur.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP