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Wegen "fehlender Reife" Schulleiter verweigert Zeugnisvergabe bei Abi-Feier

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Trotz allgemeiner Hochschulreife konstatierte der Rektor eines Gymnasiums in Dorfen seinen Schülern "fehlende Reife".

Trotz allgemeiner Hochschulreife konstatierte der Rektor eines Gymnasiums in Dorfen seinen Schülern "fehlende Reife".

(Foto: picture alliance / photothek)

Eine "niveaulose" Abi-Zeitung, "Entgleisungen" beim Abi-Streich und ein angeblich "diktatorisches System": Der Konflikt zwischen Abiturienten und Schulleitung an einem bayerischen Gymnasium schwelt schon länger. Bei der Abi-Feier kommt es schließlich zum Eklat.

Im oberbayerischen Dorfen ist ein Zoff zwischen Abiturienten eines Gymnasiums und der Schulleitung eskaliert. Bei der Abifeier am Freitag weigerte sich Rektor Markus Höß nach seiner Rede, die Abschlusszeugnisse auszuteilen, wie der Münchner "Merkur" berichtet. Er begründete diesen Schritt demnach mit "fehlender Reife". Die Abi-Zeitung sei mit vielen "niveaulosen Phrasen" gespickt gewesen, auch der Abi-Streich entspreche nicht dem "Niveau der Schule".

"Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen", habe Höß den Schülerinnen und Schülern noch geraten - und die Veranstaltung im Anschluss verlassen. Im Saal sei die Entscheidung mit Buhrufen und Pfiffen quittiert worden. Mit der Ansprache zweier Abiturienten wenige Minuten zuvor "wurde die rote Linie endgültig überschritten", sagte Höß im Nachgang dem "Merkur".

Darin hatten eine Schülerin und ein Schüler mehrere Konfliktpunkte aus der Abiturphase aufgegriffen. Den Vorwurf der Schulleitung, in der Abi-Zeitung seien fast ausschließlich Partyfotos zu sehen, bezeichnete der Schüler laut "Merkur" als lächerlich. "Wir sind keine Kommunionkinder mehr und singen nicht im Kirchenchor." Die Schule könne ein bisschen mehr Humor vertragen. Dem Bericht zufolge wurde die Zeitung nur außerhalb des Schulgeländes verkauft, um einer Zensur durch die Schulleitung zu entgehen.

Schnapsflaschen und eine geköpfte Puppe

Während des Abi-Streichs habe sich Höß humorlos gezeigt, so die Abiturienten. Weil ihnen - anders als vorangegangenen Jahrgängen - das Werfen von Wasserbomben dem "Merkur" zufolge verboten war, schmierten sie Klassenzimmer, Gänge und benachbarte Häuser mit Rasierschaum voll. In der Schule hätten überall leere Wodka- und Sektflaschen herumgelegen. Angeblich soll es auch eine geköpfte Puppe aus Pappmasche gegeben haben, in ähnlicher Kleidung, wie Höß sie trägt.

Die beiden Redner bezeichneten Höß demnach als einen "Gefängnis-, äh Schulleiter" und sprachen von einem "diktatorischen System des Dorfener Gymnasiums". Der Ärger hätte allein daher gerührt, dass sie die "Autoritäten hinterfragt" und ihre Meinung vertreten hätten. An der Schule gebe es "keinen Platz für rebellierende Fragen".

Höß lauschte der Rede der Zeitung zufolge mit eiserner Miene. "Jetzt ist Schluss", sagte er demnach bei seinem Auftritt im Anschluss. Er habe zunächst noch die guten Leistungen des Jahrgangs gelobt. "Für viele unserer Abiturienten tut es mir sehr leid, dass ich heute nicht das Reifezeugnis aushändigen werde", erklärte der Pädagoge. Bei seinem Abgang hätten nicht nur Absolventen gebuht, auch einige Mütter und Väter sollen "Es reicht" skandiert haben. Weil sich auch Höß' Stellvertreter geweigert habe, die Zeugnisse auszuteilen, seien die Oberstufenkoordinatoren eingesprungen.

Eine Gruppe von Schülern sei immer stärker geworden und habe zunehmend gegen die Schule rebelliert, sagte Höß dem "Merkur". Beim Abi-Streich hätten sich etliche Schülerinnen und Schüler "ungeheuerliche Entgleisungen" geleistet. Er habe mit seinem Abgang ein Zeichen setzen und bei den Verantwortlichen einen Denkprozess auslösen wollen.

Quelle: ntv.de, mdi

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