Panorama

Werbekampagne appelliert ans EgoEnglische Samenbank hat nur neun Spender

01.09.2015, 17:50 Uhr
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In Europa ist die Bereitstellung von Spendersamen zur künstlichen Befruchtung Kinderloser strenger ärztlicher Kontrolle unterworfen. (Foto: picture alliance / dpa)

Zeigt, worin ihr gut seid. Mit dieser Botschaft will die nationale Samenbank von Großbritannien Männer für die Samenspende gewinnen. Großes Vorbild ist Dänemark: das Sperma der Dänen ist ein Exportschlager.

Ein Jahr nach ihrer Eröffnung mangelt es der nationalen Samenbank Großbritanniens massiv an Spendern. Wie ihre Chefin Laura Witjens der britischen Tageszeitung "The Guardian" sagte, gibt es derzeit landesweit nur neun Männer, die der Einrichtung ihr Sperma zur Verfügung stellen.

Um dies zu ändern, solle im September eine neue Werbekampagne gestartet werden. Ziel ist nach Witjens' Angaben, binnen drei bis fünf Jahren ausreichend Spender zu haben. Das Vorbild der Samenbank im zentralenglischen Birmingham ist dabei Dänemark. Hier wird gezielt und erfolgreich dem männlichen Ego geschmeichelt – mit Erfolg.

"Zeigt, worin ihr gut seid"

"Sie sagen, dass ihre Exportprodukte Bier, Lego und Sperma sind - das ist ein Anreiz, stolz zu sein", sagte Witjens. Ihre Botschaft laute daher: "Männer, beweist Euren Wert, zeigt, worin ihr gut seid." Sie sei zuversichtlich, auf diese Weise "Hunderte Spender" zu gewinnen, sagte Witjens.

Die nationale Samenbank in Birmingham war als Reaktion auf einen Mangel auf Spendersperma gegründet worden. Sie erhält öffentliche Finanzmittel, ist aber unabhängig. Pro Samenspende zahlt die Einrichtung derzeit 35 Pfund (etwa 48 Euro).

Witjes sagte, ein höherer Betrag würde vermutlich mehr Spender anlocken, aber Geld verderbe auch den Charakter. "Wenn jemand weiß, dass er über vier Monate hinweg 200 Pfund pro Woche verdienen kann, könnte er Angaben zu seiner Gesundheit zurückhalten", gab sie zu bedenken.

Nachfrage stetig wachsend

In England wächst die Nachfrage für Samenspenden insbesondere bei gleichgeschlechtlichen Paaren ununterbrochen. Die HFEA (Human Fertilisation and Embryology Authority) verzeichnet seit 2013 einen Anstieg von rund 20 Prozent, Tendenz steigend. Weil es im eigenen Land so wenig Samenspenden gibt, importieren die Kliniken meist Sperma aus den USA oder Dänemark.

Die Chefin der nationalen Samenbank zeigt sich optimistisch, dass man die ausländische Konkurrenz langfristig aus dem Geschäft verdrängen kann. Die britische Gesetzeslage sei wesentlich verbraucherfreundlicher, da es die Zahl der Spenden beschränkt, die ein Mann tätigen kann, so Laura Witjens. In Dänemark können 150-200 Nachkommen von ein und dem selben Spender kommen: "Da ist die Gefahr für die durch Samenspende gezeugten Kinder schon groß, einen Halbbruder oder -schwester zu treffen".

Männer sollen selbstlos sein

Die Kinder spielen auch bei der Planung einer Werbekampagne eine große Rolle. Mit Rücksicht auf die Kinder, die aus einer Samenspende gezeugt wurden, wolle man sich in der Werbung eher auf die Selbstlosigkeit und nicht komplett auf das Ego der Männer konzentrieren. "Macht es das komplizierter? Absolut.", sagte Witjens dem "Guardian".

Für die Werbung im November sind die Pläne schon weit fortgeschritten - Männer sollten doch in Betracht ziehen, alternative Weihnachtsgeschenke zu verteilen, heißt es.

Quelle: ntv.de, jgu/AFP

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