Panorama

Osten hui, Westen pfuiEntspannter Samstag, dann wird's schaurig

01.07.2021, 18:20 Uhr
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Vom Westen her droht ab Sonntag eine Wolkenfront. (Foto: imago stock&people)

Die Wettercomputer sind zum Teil unentschlossen, was die kommenden Tage bringen. Das Pendel schwankt zwischen Hitze und Unwetter. Zumindest am Wochenende steht ein schöner Tag bevor. Am Sonntag hingegen droht von Westen her Ungemach.

Die Wettercomputer sind zum Teil unentschlossen, was die kommenden Tage bringen. Das Pendel schwankt zwischen Hitze und Unwetter. Zumindest am Wochenende steht ein schöner Tag bevor. Am Sonntag hingegen droht von Westen her Ungemach.

ntv: Der erste Monat des Sommers ist vorbei. Was sagt die Wetterstatistik über den Juni 2021?

Dass es am Ende mit einer Durchschnittstemperatur von gut 19 Grad der drittwärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 in Deutschland war. Verantwortlich für Rang drei des Junis 2021 war natürlich die ausgeprägte Hitzewelle, die uns in Deutschland zum Teil bis zu acht Hitzetage, also mit Spitzenwerten über 30 Grad brachte.

Wie sah es mit den Sommertagen und den tropischen Nächten aus?

Im bundesweiten Durchschnitt gab es knapp 15 Sommertage mit Höchstwerten über 25 Grad sowie einige Tropennächte. Durch die schwül-warme Sommerluft erlebten beispielsweise die Menschen in Berlin direkt mal fünf Nächte mit Tiefstwerten nicht unter 20 Grad. Das beschert der Hauptstadt den Spitzenwert in puncto schlaf-feindliche Nächte. Letztmalig mehr tropische Nächte in einem Juni brachte uns in Deutschland übrigens der Juni 2005 mit sieben tropischen Nächten in Freiburg.

Zuletzt hat es ja sehr viel gewittert und geregnet. Zuvor war es gerade im Osten Deutschlands sehr trocken. Hat sich das jetzt auch in der Bilanz ausgeglichen?

Auf jeden Fall. In Teilen Ostdeutschlands sind binnen 24 Stunden teilweise über 150 Liter pro Quadratmeter gefallen. An der Spitze der nassesten Wetterstationen rangieren beispielsweise Hohenreinkendorf (Brandenburg) mit 184 Litern pro Quadratmeter, Passow (Brandenburg) mit 181 Litern und Penkun (Mecklenburg-Vorpommern) mit 173 Litern Regen auf den Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Die größten monatlichen Regenmengen liegen somit bei über 300 Litern pro Quadratmeter.

Wie viel Regen ist denn im Juni normal?

Im bundesweiten Durchschnitt bringt der Juni normalerweise um die 80 bis knapp 90 Liter. Gleichzeitig sorgte übrigens das schöne, heiße und sonnige Wetter zuvor dafür, dass auch die Sonnenbilanz mehr als ausgeglichen ist. Mit gut 260 Sonnenstunden, was wiederum über 125 Prozent des langjährigen Mittelwerts entspricht.

Stichwort Unwetter: Lassen sich die mitunter sehr heftigen Unwetter der letzten Tage dem Klimawandel zuschreiben?

Erst einmal nicht. Einzelne Wettereignisse lassen sich nur schwerlich in die Kategorie Klimawandel packen. Allerdings langjährige Muster bei unseren Wetterlagen eben schon. Und da gibt es im Sommer auf jeden Fall einige Aspekte, die relativ eindeutig in Richtung Klimaveränderung weisen. Es gibt nämlich einen Trend, der auf mehr stationäre Wetterlagen - gerade in den Sommermonaten - hinweist.

Was sind "stationäre Wetterlagen" und was bedeutet das für uns?

Dabei handelt es sich um länger anhaltende Wetterlagen. Denken wir beispielsweise an die Sommer der letzten Jahre. Gerade 2018 oder 2019. Dürresommer mit lang andauernden Hochdrucklagen. In den Jahren davor genau das Gegenteil. In den Sommern 2014, 2015 oder 2016 dominierte beispielsweise häufig Tiefdruckeinfluss über Deutschland. Gewittertiefs sorgten in schwül-warmer Luft für teilweise lang anhaltende Unwetterereignisse im ganzen Land. Genau solche eingefahrenen Wetterlagen mit einem hohen Drang zur Selbsterhaltung sind eine direkte Folge des Klimawandels.

Warum ist das so?

Das liegt unter anderem daran, dass sich die Polregionen der Erde schneller erwärmen als die gemäßigten oder gar die äquatornahen Bereiche. Das sorgt dafür, dass unserer wettersteuernden Strömung mehr und mehr die Luft ausgeht. Es wird also alles entschleunigt, was wiederum fatale Folgen für unser Wetter hat.

Welche Folgen hat die Verlangsamung genau?

Entscheidend ist dabei, wie das große Wetter-Karussell auf der Nordhalbkugel gerade stehen bleibt. Liegen wir genau im Hochdruck-Bereich, dann gibt es lange trockene Phasen. Liegen wir im Tiefdruck-Abschnitt, dann sind häufiger Unwetterlagen dazwischen. Und wenn wir im Übergangsbereich zwischen Hoch und Tief liegen, dann spricht das für Hitzevorstöße, denen intensive Unwetterlagen folgen.

Wie will denn der Sommer 2021 im Juli weitermachen?

Für die nächste Woche sind die Wettercomputer noch unentschlossen. Derzeit liegen wir bei 50:50 zwischen Hitze- und Unwetterlage. Gleichzeitig haben aber die (eher experimentellen) Langfristprognosen ihre Lösung für den Hochsommer 2021 bereits gefunden. Nämlich den Mittelweg zwischen Hitze und Unwettern. In der Nordwesthälfte bliebe es demnach bis in den August hinein eher wechselhaft und frisch, während im Süden und Osten wiederholt heiße Phasen mit nachfolgenden Unwettern berechnet werden.

Vom weiten Blick bis in den August zurück zum Wetter am Wochenende: Was erwartet uns?

Am Samstag erwartet uns - nach dem Freitag - der zweite, ziemlich entspannte Wettertag in dieser Woche. Zunächst ist es nämlich recht sonnig und überwiegend trocken bei ebenso entspannten Temperaturen zwischen 22 und 27 Grad. Allerdings nähern sich am Abend von Frankreich und Benelux her schon wieder neue Gewitter.

Wie sieht unser Wetter am Sonntag aus?

Von der Ostsee bis zum Erzgebirge und runter nach Ostbayern bleibt es noch länger sonnig und trocken. Im übrigen Land breiten sich hingegen dichte Wolken sowie gewittrige Schauer immer weiter aus. Stellenweise sind auch Unwetter nicht auszuschließen. Das Ganze bei eher lauwarmen 21 bis 27 Grad. Wobei im Westen mit den Gewittern auch die Schwüle wieder zulegen wird.

Was macht das Wetter in der nächsten Woche?

Alles in allem gehen die Wettercomputer in ihren Prognosen schrittweise auseinander. Insgesamt sollte es am Montag im äußersten Osten aber noch lange freundlich bis sonnig und trocken bleiben. Ansonsten ist es wechselhafter und insbesondere im Süden sind auch Gewitter drin. Dazu bleibt es bei mäßig warmen, aber teilweise schwülen 20 bis 27 Grad.

Und am Dienstag und Mittwoch?

Dürfte die Sonne nach jetzigem Stand besser zum Zuge kommen. Einzig im Westen dürfte es durchweg durchwachsen bleiben mit Schauern sowie Blitz und Donner. Die Temperaturen zeigen leichte Aufwärtstrends mit 22 bis 28 Grad und 22 bis 29 oder 30 Grad am Mittwoch. Insbesondere in der Südosthälfte sind die Chancen auf hochsommerliche Temperaturen hierbei durchaus vorhanden. Im Westen und Norden bleibt es tendenziell bei Werten unter 25 Grad.

Quelle: ntv.de

WetterUnwetterBjörn Alexander