Mehr als 40 Menschen verletzt Erdbeben erschüttert Osttürkei
16.10.2024, 18:46 Uhr Artikel anhören
Nach dem Erdbeben in Malatya suchen die Menschen Schutz und Ruhe in öffentlichen Parks abseits von Gebäuden.
(Foto: dpa)
Im Osten der Türkei löst ein Erdbeben Panik aus. Über 40 Menschen werden verletzt, Häuser stürzen ein. Betroffen ist erneut die Provinz Malatya. Nach dem verheerenden Beben im Februar 2023 leben dort noch immer Zehntausende in Containern.
Bei einem Erdbeben der Stärke 5,9 im Osten der Türkei sind mehrere Gebäude eingestürzt. Meldungen über Todesopfer lagen nicht vor, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte. 43 Menschen seien derzeit unter medizinischer Beobachtung, sagt der türkische Innenminister Ali Yerlikaya. Das Zentrum des Bebens lag in der Gemeinde Kale in der Provinz Malatya. Die Erschütterungen waren Berichten zufolge auch in den umliegenden Provinzen Elazig und Diyarbakir zu spüren. In Malatya sowie in den Provinzen Sanliurfa und Elazig seien "drei Gebäude teilweise eingestürzt", erklärte Yerlikaya im Onlinedienst X.
Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad wurden in Elazig vier Überlebende aus einem beschädigten Gebäude gerettet. Vier weitere Menschen wurden demnach in der Provinz Malatya verletzt, als sie in Panik aus dem Fenster sprangen oder auf dem Weg ins Freie Treppen hinabstürzten, zitierte der türkische Fernsehsender NTV den Provinzgouverneur Seddar Yavuz.
Die Erdstöße waren in vielen großen Städten zu spüren, so auch im 140 Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernt gelegenen Diyarbakir, wie AFP-Journalisten berichteten. Im Fernsehen ausgestrahlte Bilder zeigten, wie sich Bewohner im Freien versammelten. In mehreren Orten wurden für den Rest des Tages vorsorglich die Schulen geschlossen.
Wieder trifft es Malatya
Malatya zählte auch zu den betroffenen Regionen des verheerenden Erdbebens am 6. Februar 2023 mit mehr als 53.000 Toten in der Türkei und fast 6000 weiteren Toten im benachbarten Syrien. Über 1000 der insgesamt mehr als 50.000 Toten starben in Malatya. In der Provinz allein leben laut Afad weiter 120.000 Menschen in Containern, zehntausende Gebäude wurden bei den Doppelbeben damals auch dort zerstört.
Etwa 38.900 Gebäude stürzten nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad vollständig ein. Rund 200.000 Gebäude wurden so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden mussten. Die Provinz Hatay und besonders deren Hauptstadt Antakya waren am stärksten betroffen.
Türkischer Unternehmer zu 865 Jahren Haft verurteilt
Nach dem Erdbeben waren in der Türkei mehr als 260 Menschen festgenommen worden, die am Bau eingestürzter Gebäude beteiligt waren. Einige der Verdächtigen hatten versucht zu fliehen. Seit Anfang des Jahres haben mehrere Prozesse gegen beschuldigte Bauunternehmer begonnen. Ende September ist ein Bauunternehmer zu 865 Jahren Haft verurteilt worden. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, ist der Mann laut Gericht verantwortlich für Baumängel an einem Gebäude in Adana, durch dessen Einsturz am 6. Februar 2023 96 Menschen ums Leben gekommen waren.
Experten hatten im Laufe des Prozesses auf erhebliche Baumängel verwiesen, unter anderem bei stützenden Säulen und in der Betonmischung. Alpargün hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und betont, dass der Bau behördlich genehmigt worden war.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa