Landwirt fassungslos Ermittler suchten am Fundort der Kinderleiche bereits nach Arian
25.06.2024, 13:57 Uhr Artikel anhören
Ein Landwirt bemerkte bei Mäharbeiten auf einer Wiese bei Behrste eine Auffälligkeit - und informierte daraufhin die Polizei.
(Foto: picture alliance/dpa)
Noch ist die Identität der im Landkreis Stade gefundenen Kinderleiche unbestätigt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es sich um den vermissten Arian aus Bremervörde handelt. Der Fundort des Leichnams liegt nur drei Kilometer vom Heimatort des Sechsjährigen entfernt - und wurde bereits durchsucht.
Die kriminaltechnische Untersuchung am Fundort einer Kinderleiche im niedersächsischen Landkreis Stade ist abgeschlossen worden. Dies teilt die Polizei in einer weiteren Pressemeldung mit. Demnach gebe es derzeit keine Hinweise auf ein Verbrechen. Zuvor hatten die Ermittler mitgeteilt, dass es sich bei dem toten Kind "wahrscheinlich" um den seit April vermissten Adrian aus Bremervörde handele.
Ein Landwirt hatte den Leichnam am Montagnachmittag bei Mäharbeiten auf einer Wiese bei Behrste im Landkreis Stade entdeckt. Der "unmittelbare Liegebereich" ließ er bei den Arbeiten aus, hieß es in der Polizeimeldung. Sein Sohn habe das Feld am Sonntagmorgen gemäht und "etwas Buntes" am Rande des Feldes entdeckt, erklärte der Landwirt Jan Schlesselmann im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung. Er habe die Ecke der Wiese daraufhin beim Mähen zwar ausgespart, sich jedoch "nichts weiter gedacht".
Als ein Mitarbeiter Sesselmanns am Montagmittag die Arbeiten auf der Wiese fortsetzen wollte, entdeckte er ebenfalls eine Auffälligkeit und rief seinen Chef. "Mir war eigentlich gleich klar, was es sein konnte", sagte Sesselmann der Zeitung. "Mir war gleich klar, dass das eine Kinderleiche ist." Zudem sei ihm direkt das gelbe T-Shirt aufgefallen. Der vermisste sechsjährige Arian trug bei seinem Verschwinden ebenfalls ein solches Oberteil. Der Landwirt habe daraufhin umgehend die Polizei informiert. Nachdem die Untersuchungen auf der Wiese abgeschlossen waren, konnte Schlesselmann das Feld an diesem Mittag wieder betreten und seine Erntearbeiten fortsetzen.
Fundort der Kinderleiche rund drei Kilometer von Bremervörde entfernt
Bisher konnte die Identität des toten Kindes noch nicht zweifelsfrei bestätigt werden. Auch die Todesursache ist noch nicht bekannt. Zur endgültigen Klärung wurde eine rechtsmedizinische Untersuchung veranlasst. Mit dem Ergebnis ist laut der Behörde erst im Laufe der Woche zu rechnen. Sowohl eine Tatortgruppe als auch Beamte der speziell mit dem Vermisstenfall beschäftigten Ermittlungsgruppe Arian waren an der kriminaltechnischen Untersuchung beteiligt.
Der Fundort der Kinderleiche liegt demnach etwa drei Kilometer von dem zu der Gemeinde Bremervörde gehörenden Ortsteil Elm entfernt, in dem Arian am 22. April verschwand. Die Gegend im Norden Niedersachsens wurde bei der Suche nach dem sechsjährigen Arian aus Elm bei Bremervörde mehrfach von Einsatzkräften abgesucht. Das sagte eine Pressesprecherin der Polizei. Wenn es sich bei dem toten Kind um Arian handeln sollte, würde die Polizei versuchen, herauszufinden, wie der Verlauf war. Auch vor Ort fragten sich am Dienstag viele, warum das Kind so lange unentdeckt blieb.
Nach Beschreibungen einer dpa-Reporterin war der Fundort nach den Mäharbeiten gut einsehbar am Rande einer Wiese. Nach Angaben des Landwirts, der die Leiche entdeckte, stand das Gras dort im April nur etwa zehn Zentimeter hoch.
Landwirt Sesselmann zeigte sich gegenüber der dpa fassungslos. "Das war das Erste, was ich zur Polizei gesagt habe: Warum habt ihr ihn nicht gefunden?". So sei das Feld in der Vergangenheit von den Einsatzkräften durchsucht worden. "Die sind da überall gewesen." Er verstehe es nicht. "Das ist alles bisschen viel gerade."
Ermittler suchten mit ungewöhnlichen Aktionen nach Arian
Nach dem Verschwinden des an einer Autismusstörung leidenden Jungen war etwa eine Woche lang mit großem Aufwand mehrfach die gesamte Gegend um Elm abgesucht worden. In der Spitze beteiligten sich bis zu 1200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und diversen Hilfsorganisationen. Auch Hubschrauber, Drohnen, Spürhunde, Taucher und Sonarboote waren im Einsatz.
Dazu kamen ungewöhnliche Aktionen, um die Aufmerksamkeit des Sechsjährigen zu wecken und diesen aus möglichen Verstecken zu locken. Nach Hinweisen der Eltern wurden bunte Luftballons und Süßigkeiten in Wald- und Feldgebieten platziert. Nachts zündeten Helfer Feuerwerk, spielten laut Kinderlieder ab und projizierten mit starken Scheinwerfern Lichtkegel in den Himmel.
Großangelegte Suche Ende April eingestellt
Aufnahmen einer Überwachungskamera belegten laut Polizei, dass Arian kurz nach dem Verlassen seines Elternhauses allein unterwegs war und in Richtung eines Waldstücks lief. Als Haupthypothese galt daher, dass sich der Junge allein umherbewegte und eventuell verstecken könnte. Auch ein Unglücksfall galt als möglich, etwa ein Sturz in die Oste.
Die Bevölkerung wurde ebenfalls in die Suche eingebunden und unter anderem darum gebeten, auf Privatgrundstücken in möglichen Verstecken nachzusehen und Bildaufnahmen von Überwachungskameras zu sichten. Ende April wurde die großangelegte Suche dann eingestellt. Eine Ermittlungsgruppe der Polizei bearbeitete den Fall aber weiter und koordinierte anlassbezogene weitere Maßnahmen. So wurde im Mai die durch Elm fließende Oste teils bis zur Mündung in die Elbe erneut abgesucht.
Quelle: ntv.de, spl/AFP/dpa