Wie beim Fischsterben im Sommer Es ist wieder zu viel Salz in der Oder
30.10.2022, 16:21 Uhr
Das brandenburgische Umweltministerium will die Werte in der Oder weiterhin beobachten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im August wird tonnenweise toter Fisch an das Flussufer der Oder gespült. Experten gehen davon aus, dass ein zu hoher Salzgehalt einer der Gründe für das Massensterben ist. Seitdem wird der Fluss genaustens kontrolliert. Die aktuelle Messung gibt erneut Grund zur Sorge.
Im deutsch-polnischen Grenzfluss Oder ist ein erhöhter Salzgehalt festgestellt worden. Laut den Daten einer Messstation des Landesamtes für Umwelt in Brandenburg in Frankfurt (Oder) ist der Salzgehalt etwa ähnlich hoch wie beim Fischsterben im vergangenen Sommer. Als Gründe für die Umweltkatastrophe im August sahen Experten eingeleitetes Salz verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen, so dass es zu einer massenhaften Vermehrung einer giftigen Algenart (Prymnesium parvum) kam.
Warum es nun erneut zu der erhöhten Belastung kam, blieb zunächst unklar. Die beobachteten Leitfähigkeiten des Oderwassers liegen zwar unterhalb der Spitzenwerte, die im Sommer gemessen wurden, doch deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen Jahre. Und: "Wir haben jetzt auch doppelt so viel Wasser in der Oder", sagte der Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei "Zeit online". "Das heißt, die Menge der Salzfrachten ist mindestens genauso hoch oder sogar höher als im Sommer."
Die elektrische Leitfähigkeit im Wasser ist ein Indikator für den Gehalt von Salzen. Eine akute Gefahr besteht trotz der hohen Messwerte derzeit nicht. Laut dem Umweltministerium in Potsdam ist bei den derzeit niedrigeren Wassertemperaturen um 13 Grad keine Massenvermehrung der Alge zu erwarten. Und auch Experte Wolter bestätigt der Zeitung: "Für eine Algenblüte sind die Wassertemperaturen jetzt zu niedrig."
Leben in der Oder gewöhnt sich an hohen Salzgehalt
Die Werte im Fluss würden weiterhin beobachtet, heißt es aus dem Umweltministerium weiter. Die grenzbildende Mittlere Oder von Ratzdorf bis Kietz (Kreis Oder-Spree) führe seit Jahren hohe Salzfrachten. Die in der Oder vorkommende "Lebensgemeinschaft" habe sich offensichtlich sowohl an die hohe Grundbelastung als auch an die zu verzeichnenden Schwankungen und Spitzen angepasst.
Der Umgang mit dem Fischsterben belastete das deutsche Verhältnis zum Nachbarland. Eine koordinierte deutsch-polnische Analyse gab es nicht. Bundesumweltministerin Steffi Lemke betonte die Rolle von "menschlichen Aktivitäten", die zu dieser "gravierenden Umweltkatastrophe" geführt hätten. In erster Linie seien Salzeinleitungen für das massive und ungewöhnliche Wachstum der giftigen Algen verantwortlich gewesen. Die polnischen Experten sprachen dagegen nicht explizit von "Salzeinleitungen" und hoben stattdessen hervor, dass der Fluss schon seit langem belastet sei und der niedrige Wasserstand zu einer höheren Salzkonzentration geführt habe. Die alles entscheidende Frage, wer genau für diese ungewöhnlich hohen Salzmengen in der Oder verantwortlich war, bleibt bis heute auf beiden Seiten ungeklärt.
Quelle: ntv.de, hny/dpa