Panorama

Missbrauch durch Bistumsgründer? Essen will Kardinal-Hengsbach-Platz umbenennen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen.

Der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen.

(Foto: picture alliance / Schoening)

Kardinal Hengsbach gründet das Bistum Essen und führt es über drei Jahrzehnte lang. 1991 stirbt der Geistliche. Nun, Jahrzehnte später, stehen gravierende Missbrauchsvorwürfe gegen ihn im Raum. Zwei Bistümer gehen damit selbst an die Öffentlichkeit. Die Stadt Essen zieht nun eine erste Konsequenz.

Nach Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen gegen den 1991 gestorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach will die Stadt den Kardinal-Hengsbach-Platz in der Innenstadt umbenennen. "Ich nehme die Anschuldigungen sehr ernst", erklärte der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen auf Anfrage. Das weitere Vorgehen der Stadt werde eng mit dem Bistum und dem Generalvikariat abgestimmt. "Klar ist aber auch, der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen wird so nicht mehr heißen können", erklärte der CDU-Politiker.

Kardinal Hengsbach und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Lehmann (v.l.) 1989 in Mainz.

Kardinal Hengsbach und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Lehmann (v.l.) 1989 in Mainz.

(Foto: picture alliance / Frank Kleefeldt)

Die Reforminitiative Maria 2.0 hatte die Umbenennung des Platzes in der Innenstadt nahe des Essener Doms gefordert. Das Thema werde demnächst im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates behandelt, sagte Kufen. Die Bistümer Essen und Paderborn hatten am vergangenen Dienstag über die Verdachtsfälle berichtet.

Dabei hatten sie mitgeteilt, dass sie "gravierende" Missbrauchsvorwürfe gegen den Essener Bistumsgründer Hengsbach untersuchten. Er soll unter anderem in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine damals 16-Jährige missbraucht haben. Außerdem wird er eines weiteren Übergriffs auf eine Frau 1967 in Essen beschuldigt. Die Untersuchungen laufen.

Mehr zum Thema

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sprach im WDR von einem besonders dramatischen Fall. "Die Plausibilität scheint gegeben zu sein, sonst hätten die beiden Bistümer sich nicht an die Öffentlichkeit gewandt", schätzte der Experte aus Münster im "Morgenecho" auf WDR 5 ein.

Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe gegen den vor Jahrzehnten gestorbene Kardinal hatte nicht nur eine Debatte um eine mögliche Umbenennung des Kardinal-Hengsbach-Platzes eingesetzt, sondern auch eine um das Hengsbach-Denkmal vor dem Dom, das erst 2011 errichtet wurde.

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen