Betroffene sollen sich melden "Gravierende" Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach
19.09.2023, 12:03 Uhr Artikel anhören
Kardinal Hengsbach war einer der bekanntesten Geistlichen Deutschlands. Nun gibt es auch Missbrauchsvorwürfe gegen ihn. Sollten sich diese bewahrheiten, wäre Hengsbach der erste höchstrangige katholische Geistliche, dem eigener Missbrauch nachgewiesen wird.
Die katholische Kirche untersucht Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründungsbischof des Ruhrbistums und späteren Kardinal Franz Hengsbach. Das teilten das Bistum Essen und das Erzbistum Paderborn in parallel veröffentlichten Pressemitteilungen mit.
Hengsbach hatte das neue Bistum im größten deutschen Ballungsraum 1958 begründet und bis zu seinem Tod 1991 geleitet. Zuvor war er Weihbischof in Paderborn. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre Hengsbach der erste höchstrangige katholische Geistliche, dem eigener Missbrauch nachgewiesen wird. Das Bistum Essen nennt die Vorwürfe in der Mitteilung selbst "gravierend".
In einem Fall geht es um den mutmaßlichen Missbrauch einer 16-jährigen Jugendlichen im Jahr 1954 im Erzbistum Paderborn in Hengsbachs Zeit als Weihbischof. Einen zweiten Fall hatte eine betroffene Person, die anonym bleiben will, im Oktober 2022 im Bistum Essen angezeigt: Sie meldete einen mutmaßlichen sexuellen Übergriff durch Bischof Hengsbach aus dem Jahr 1967.
"Ich hoffe, dass es uns bei allen Schritten, die jetzt anstehen, vor allem gelingen wird, stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen", so Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Da nicht auszuschließen ist, dass es weitere Missbrauchsbetroffene gibt, ruft Overbeck Betroffene auf, sich zu melden: "Sollten Sie selbst sexualisierte Gewalt durch Kardinal Hengsbach erlitten haben, dann wenden Sie sich bitte an die beauftragten Ansprechpersonen im Bistum Essen. Das Gleiche gilt auch, wenn Ihnen Hinweise bekannt sind, die für die weitere Aufarbeitung hilfreich sein können."
Der 1988 zum Kardinal erhobene Hengsbach war bis zu seinem Tod einer der bekanntesten Geistlichen Deutschlands. Er war unter anderem Mitgründer des bischöflichen Hilfswerkes Adveniat und über 17 Jahre deutscher Militärbischof.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa