Essen und Trinken

Mehr geht nicht Kochen und backen ohne Rücksicht auf Verluste

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Gerhard Dragschitz belegt sein New Yorker Reuben Sandwich mit selbstgemachtem Pastrami. Hier ist Geduld gefragt.

Gerhard Dragschitz belegt sein New Yorker Reuben Sandwich mit selbstgemachtem Pastrami. Hier ist Geduld gefragt.

(Foto: Katharina Kovacs)

Im deutschsprachigen Raum ist Gerhard Dragschitz ein Star der Food-Blogger-Szene. Fast eine halbe Million Menschen folgen ihm und seinen kulinarischen Inspirationen. Nun präsentiert der begeisterte Genießer sein erstes Kochbuch - geschrieben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

"Mein Name ist Gerhard und Essen war schon immer meine Leidenschaft". So beginnt das Kochbuch des Österreichers Gerhard Dragschitz. "Mehr is' mehr" beinhaltet 40 Lieblingsrezepte des Autors vom Wachmacherdrink und Kater/Katzen-Frühstück nach einer durchfeierten Nacht bis zum Betthupferl. Das alles bringt uns der gebürtige Burgenländer, der inzwischen in der Steiermark lebt, mit Witz und Selbstironie nahe.

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Mehr is‘ mehr: Rezepte aus aller Welt ohne Rücksicht auf Verluste
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Seit 2015 kocht, backt und verkostet sich Dragschitz durch unterschiedlichste Gerichte aller Herren Länder (Frauen Länder inklusive) und teilt seine Erfahrungen auf der Plattform "Motion Cooking" mit einer ansehnlichen Community. "Motion Cooking steht für meine ausgeprägte Liebe zu richtig gutem Essen, verschiedenste kulinarische Geistesblitze und einen regen Austausch mit Gleichgesinnten", so Dragschitz. Mit "Mehr is' mehr" hat nun der Leopold Stocker Verlag das erste Kochbuch von Dragschitz herausgebracht - ein beachtliches Feuerwerk sprühender Ideen. Einfache und anspruchsvolle Rezepte mit mehr oder weniger Zeitaufwand und Materialeinsatz wechseln sich munter ab. "Mehr is' mehr" handelt "von dem unbezahlbaren Wert erstklassiger Zutaten, dem Erlernen von ein wenig Geduld und natürlich der puren Lust am Essen", schreibt Dragschitz. "Dabei möchte ich zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch eines Gedankens an unnötige Banalitäten wie eine schlanke Linie oder ähnlichen Firlefanz verschwenden. 'Mehr is' mehr' macht nicht schöner, schlauer oder reicher, bei richtiger Anwendung aber durchaus glücklicher."

Sonntagsfrühstück mit Belgischen Waffeln. Mehr geht nicht!

Sonntagsfrühstück mit Belgischen Waffeln. Mehr geht nicht!

(Foto: Katharina Kovacs)

Gut gebrüllt, Löwe, denke ich und beginne angesichts von diversen Internet-Fotos des Zwei-Meter-Mannes zu grübeln: Wie, zum Teufel, bleibt der Mann bei "purer Lust am Essen" so schlank? Bei mir tackern sich Pasta & Co. sogar ohne Umweg über den Magen in des Rumpfes Mitte fest! Die Welt ist ungerecht, aber das wissen wir ja. Aber lassen Sie sich bloß nicht davon abhalten, die wunderbaren Dragschitz-Rezepte auszuprobieren. Auch ich pfeife (zwischenzeitlich) mal auf das Hüftgold, denn pure Lust am Essen macht auch mir viel Spaß und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Richtig gutes Essen bringt uns jede Menge Lebensfreude - das bisschen schlechte Gewissen wird kaltgestellt und die Waage in die Ecke. Irgendwann sind dann wieder Low Carb und Intervallfasten dran.

Das Wesentliche ist der Geschmack

Dragschitz richtet seinen Fokus stets auf das Wesentliche - den Geschmack. Auf seinen vielen Reisen rund um den Globus hat er die verschiedensten Ideen gesammelt. Ob heimatlicher knuspriger Schweinebauch, japanischer Cheesecake oder Korean Fried Chicken, Pasta Pomodoro mit Salsicca-Meetballs, Irish Coffee oder English Muffins: Alle Rezepte zeigen, wie spannend Kochen und Backen sein können. Dabei folgt er stets seiner großen Leidenschaft: Mehr Genuss! Seine kulinarisch-sinnliche Reise hat Katharina Kovacs fotografisch begleitet und mit viel Liebe zum Detail bringt sie die richtige Stimmung zu den Rezepten auf die Buchseiten.

Das Korean Fried Chicken wartet mit einem Feuerwerk an Aromen auf.

Das Korean Fried Chicken wartet mit einem Feuerwerk an Aromen auf.

(Foto: Katharina Kovacs)

Erfrischend ist die Umsetzung all der umwerfenden Gerichte aus aller Welt, die es aus guten Gründen immer wieder auf hiesige Speisepläne schaffen und von den kulinarischen Eigenheiten der unterschiedlichsten Länder geprägt sind. Kein Kotau vor Pho und Kimchi, vor Eggs Benedict und Belgischen Waffeln, vor Leberkäs' und Pizza, sondern liebevolle und kreative Aneignung. "Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Immer schon", schreibt Dragschitz. Witzig: Er schreibt auch so. Nicht immer, aber ... manchmal. Und so kommt es zu für unsereins erstaunlichen Namensgebungen unter anderem für die Kapitel. Deshalb gibt es für die "Standarddeutschsprachigen" eine Übersetzungshilfe aus dem Österreichischen. Manches erschließt sich auch ohne diese Hilfe, zum Beispiel "Zum Driwastrahn" - einfach mal vor sich hin murmeln und schon klappt's mit dem Verständnis. Was Paradeiser und Germ sind hat sich ohnehin längst herumgesprochen, auch dass "Panier" nix mit "Hasenpanier" zu tun hat. Aber "Zum Owekumman"??? Des Rätsels Lösung: In diesem Kapitel sind Rezepte "Zum Runterkommen" verewigt.

Mehr geht wirklich nicht

Wenn auch Dragschitz viele Begrifflichkeiten und Must-haves erklärt, ist sein Erstlingswerk kein Lehrbuch. Ein bisschen Übung beim Kochlöffelschwingen sollte man schon haben, vor allem aber Neugier, Experimentierfreude und Leidenschaft fürs Kochen. Die Rezeptschritte werden verständlich beschrieben, Tipps gibt's natürlich auch. Die Rezepte sind mitunter recht anspruchsvoll, aber durchaus nachkochbar. So wird etwa das Brotbacken detailliert erläutert, vom Einmaleins des Sauerteigs (Herstellen und Füttern) über ein Grundrezept für ein Sauerteigbrot (Zubereitung, Formen und Backen) bis zum Pizzateig.

Ein toller Cocktail zum Runterkommen: Roasted Tangerine-Gin mit Thymian.

Ein toller Cocktail zum Runterkommen: Roasted Tangerine-Gin mit Thymian.

(Foto: Katharina Kovacs)

Wir alle kennen unvergessliche Gerichte aus Kindheitstagen und solche, die wir auf Reisen kennen- und lieben gelernt haben. Nicht anders ergeht es Dragschitz. Diese kulinarischen Köstlichkeiten sind das Herzstück seiner Küche "und einfach zum Niederknien". Ich habe in weiser Voraussicht schon mal ein paar Notizzettel zwischen die Seiten geklemmt, denn die nächste sommerliche Gartenfete kommt bestimmt: mit Candy Bacon und Japanischem Cheesecake etwa. Wer schon immer wissen wollte, wie man Leberkäs' selbst herstellen kann - Dragschitz verrät sein Rezept für dieses "österreichische Kulturgut". Und auch das für knusprigen Schweinebauch à la Mama oder für ein Backhendl, das nicht steirisch daherkommt, sondern als Buttermilk Chicken in den USA beheimatet ist. Mein Fazit: Angefangen vom Frühstücksbrot bis zur Sause am Abend - alles drin in "Mehr is' mehr". Mehr geht einfach nicht!

Korean Fried Chicken

"Wer mich ein bisserl kennt, weiß um meine Liebe zu frittierten Hühnergerichten aus der koreanischen Küche vermutlich schon bestens Bescheid. Diese besondere Delikatesse ist aber jedes Mal aufs Neue ein einzigartiges Feuerwerk an Aromen, vor allem seit ich sie mit meiner persönlichen Note versehen habe - knusprig, hot und würzig zum Quadrat. Mehr geht nicht."

Zutaten für 4 Portionen:

Für das Hendl:
600 g Hühnerfleisch, ausgelöst (vorzugsweise Oberkeulen)
200 g Buttermilch
2 Eier
10 g Salz
1 gepresste Knoblauchzehe
1 EL frisch geriebener Ingwer
Öl zum Frittieren

Für die Sauce:
½ Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 EL geröstetes Sesamöl
3 EL Sonnenblumen- oder Rapsöl
20 g frisch geriebener Ingwer
90 g Sojasauce
50 g Gochujang (alternativ Chilipaste)
1 Zitrone (Saft und Zesten)
2 EL Weißwein- oder Reisessig
30 g Honig
40 g brauner Zucker

Für die Panier:
150 g Weizenmehl, Universal
150 g Mais- oder Kartoffelstärke

Zum Toppen:
Sesam
Jungzwiebelgrün

Zubereitung: Gesamtzeit 2 Stunden. Davon aktiv 45 Minuten.

1. Das Hühnerfleisch gemeinsam mit Buttermilch, Eier, Salz, Ingwer und gepresstem Knoblauch in einer Schüssel vermengen.

2. Mindestens zwei Stunden oder über Nacht ziehen lassen.

3. Für die Chilisauce Zwiebel und Knoblauch schälen und fein würfeln.

4. Sesam- und Pflanzenöl bei mittlerer bis hoher Temperatur erhitzen und Zwiebel sowie Knoblauch 2-3 Minuten darin glasig dünsten.

5. Ingwer, Sojasauce, Gochujang, Saft und Zesten der Zitrone sowie Weißwein- oder Reisessig, Honig und Zucker hinzufügen, kurz verrühren und 1-2 Minuten köcheln lassen. Dabei immer wieder umrühren.

6. Vom Herd nehmen und mit einem Stabmixer fein pürieren.

7. Zum Panieren Mehl und Stärke in eine Schüssel füllen und gut vermengen.

8. Das Hühnerfleisch aus der Marinade nehmen, leicht abtropfen lassen und in der Mehl-Stärke-Mischung wenden.

9. Leicht abklopfen und auf ein Gitter legen.

10. Den Backofen auf 60 °C Ober- und Unterhitze vorheizen und das Öl in der Fritteuse bzw. dem Topf auf 190 °C erhitzen.

11. Die Hühnerstücke in der Fritteuse bzw. dem Topf 4-5 Minuten knusprig frittieren, bis sie schön goldbraun gebacken sind - nicht alle Stücke auf einmal, sonst kühlt das Öl zu schnell ab!

12. Die bereits frittierten Stücke im vorgeheizten Backofen warmhalten.

13. Die frittierten Hühnchenstücke in eine Schüssel geben, mit etwas Chilisauce beträufeln und durchschwenken, bis sie vollständig damit ummantelt ist.

14. Mit Sesam und Jungzwiebelgrün bestreuen - schmeckt in Sandwiches, zu Fried Rice oder einfach pur!

Gut zu wissen: Die übrige Soße lässt sich mindestens vier Tage im Kühlschrank aufbewahren!

Roasted Tangerine - Gin mit Thymian

"Wer auf fruchtige Karamellnoten, fein-herbe Geschmacksnuancen und jede Menge Fruchtaroma steht, sollte diesem unvergleichlichen Cocktail unbedingt eine Chance geben. Schmeckt sowohl in der heißen als auch in der kalten Jahreszeit."

Zutaten für 1 Cocktail:

50 ml Gin
180 ml Tonic
3 Scheiben frische Mandarine
frischer Thymian
1 Spritzer Zitronensaft
Eiswürfel

Zubereitung: 10 Minuten

1. Eine beschichtete Pfanne bei mittlerer bis hoher Temperatur erhitzen.

2. Die Mandarinenscheiben 2-3 Minuten pro Seite rösten, bis sie dunkle Stellen aufweisen und der Zucker im ausgetretenen Saft karamellisiert. Keine Sorge, dieser süße Geruch ist unverkennbar!

3. Ein Longdrinkglas zu zwei Drittel mit Eiswürfeln füllen und zwei der Scheiben hineinpressen.

4. Einen Spritzer Zitronensaft hinzufügen - sollte die Mandarine nicht sauer genug sein.

5. Gin eingießen, alles verrühren und mit Tonic aufgießen.

6. Mit 3-4 Stielen frischem Thymian und der letzten Mandarinenscheibe servieren.

Belgische Waffeln

"Gegen Waffeln hegte ich lange eine Abneigung, weil man hierzulande leider in den meisten Fällen lediglich Palatschinken in Waffelform serviert bekommt. Belgische Waffeln sind da schon etwas völlig anderes außen knusprig, innen fluffig, buttrig-feiner Geschmack und karamellisierte Zuckerstücke, die bei jedem Bissen für jede Menge Extra-Crunch sorgen."

Zutaten für 10 Waffeln:

250 g Mehl, Universal
30 g Zucker
3 g Trockengerm
80 g Vollmilch (Zimmertemperatur)
3 Eier
120 g geschmolzene, abgekühlte Butter
1 TL Vanilleextrakt
½ TL Salz
70 g Hagelzucker
Topping(s) nach Geschmack

Zubereitung: Gesamtzeit 80 Minuten, davon aktiv 20 Minuten

1. Mehl, Zucker, Trockengerm und Salz in einer Schüssel verrühren.

2. Eier, Milch, Butter und Vanille hinzufügen und mit den Knethaken eines Handmixers kneten, bis der Teig schön dick und klebrig geworden ist.

3. Die Schüssel mit Folie zudecken und den Teig 1-2 Stunden gehen lassen.

4. Den Hagelzucker danach vorsichtig unter den Teig heben.

5. Das Waffeleisen vorheizen.

6. 2-3 EL Teig 3-4 Minuten backen, bis die Waffeln goldbraun gebacken sind.

7. Nach Herzenslust toppen!

Driesners Tipp: Die Bezeichnungen für Mehle in Österreich und Deutschland sind unterschiedlich. Dragschitz gibt oft "Universal Mehl" an, leider ohne "Übersetzungshilfe". Dieses Mehl besteht aus glattem und griffigem Mehl in gleichem Verhältnis. Sie können dafür unsere Mehltypen 405 (glatter) oder 550 (griffiger) verwenden, wobei die Type 550 ideal zum Brotbacken ist. Eh kloa!

Viel Vergnügen wünscht Ihnen Heidi Driesner. Oder wie es in Berlin heißt: Nu manchn Se ma keene Fiesematenten un mampfn Se druff los!

Quelle: ntv.de

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