Essen und Trinken

"Ich bin echt sauer" Rezepte und Geschichten um und über die Zitrone

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Nach dieser Lektüre werden Sie Zitronen mit ganz anderen Augen betrachten.

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(Foto: GOURMAND LEMON)

Es läuft einem das Wasser im Munde zusammen, allein, wenn man das Cover des Buches sieht: Wenn der Bildband "The Gourmand's Lemon - Eine Sammlung von Geschichten und Rezepten" auf dem Tisch liegt, möchte man sofort loslegen. Eines ist aber am besten: Beim Anblick allein beginnt der Sommer.

Das ist genau mein Buch! Eine Sammlung von - meist - einfachen Rezepten mit meinem Liebling, der Zitrone. Nicht, dass ich jeden Tag eine presse und pur trinke oder gar hineinbeiße. Ich mache einfach nur an ALLES, was ich esse, Zitrone. Ins Wasser, aufs Fleisch, an den Salat, über die Nudeln - ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ein Hauch von Zitrone zu irgendetwas nicht passen könnte. Insofern habe ich nun meine Bibel gefunden. Denn musste ich mir im letzten Sommerurlaub noch von einer Freundin reinquatschen lassen, wie sie die Pasta al Limone zubereiten würde und ich sie später zum Glück überzeugen konnte, dass mein Frei-Schnauze-Mahl das Beste unter der südlichen Sonne ist, kann ich diesen Sommer fundiert auftrumpfen.

Von Tagliolini al Limone, Risotto mit Zitrone und Kräutern, einem Hühnchen amerikanisch-chinesischer Art, Thunfisch, Tajine, Pancakes, Keksen, Polenta, Pudding, Limoncello oder Honigzitronen - alles glänzt und blitzt und funkelt. Und schmeckt besser! Mit Zitrone.

Gelb, yellow, jaune, amarillo

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The Gourmand's Lemon. A Collection of Stories and Recipes
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Die Fotos in diesem Bildband, der so viel mehr ist als das, sind grotesk simpel - und deswegen so unverschämt überzeugend. Gelbe Zitrone vor schwarzem Hintergrund, Zitrone vor knallblauem Hintergrund, Zitronen im gemalten Obstkorb, überhaupt: Zitronen in der Kunst! Und eine Geschichte, von vielen, die von dem geheimen Leben der Zitrone erzählt. Vom Doppelleben der Zitrone - angefangen bei dem appetitlichen Äußeren, der ewig strahlenden Schale, die fast süß anmutet, bis zum ersten Biss und dem sauren Saft, der unseren Speichel fließen lässt, nach mehr lechzt und gleichzeitig schreit: Stopp, ich kann nicht mehr, so sauer!

Wussten Sie, dass Zitronen-Tinte, säuberlich zwischen harmlose Zeilen geschrieben, von Spionen benutzt wurde, um geheime Botschaften im Zweiten Weltkrieg zu transportieren? Bei und gegen welche Krankheiten Zitrone eingesetzt wurde und wird? Dass auch die Mafia ihre Finger im Spiel hat, wenn es um das goldene Obst geht, zumindest wenn man sich in Richtung Sizilien begibt?

Wenn die Sonne bei Capri im Meer versinkt - dann wird es Zeit für einen Limoncello.

Wenn die Sonne bei Capri im Meer versinkt - dann wird es Zeit für einen Limoncello.

(Foto: soe/ TASCHEN)

Und dass Frauen von Sophia Loren bis Beyoncé eine ganz spezielle Beziehung zum "Capri Gold" haben? Also zum Limoncello. Das ist übrigens das einzige "mit Zitrone", womit Sie mich jagen können. Mag ich gar nicht. Und das nicht etwa, weil ich keinen Alkohol konsumiere. Sondern weil das Zeug so pappsüß ist, dass man es meist - als Digestivo gereicht - kaum noch erkennen kann unter allen weiteren Zusatzstoffen, die dort hineingepampt werden. Dabei gehören in den Limoncello nur vier Zutaten: Alkohol (Wodka oder Grappa), Wasser, Zitronenrinde und etwas Zucker. Basta. Deswegen ist es gut, dass im Buch nicht nur beschrieben wird, wie der beste Limoncello selbst hergestellt werden kann, sondern auch ein Tom Collins oder eine simple, erfrischende Limonade.

Limoncello

Um den ganzen "Stolz der Neapolitaner" selbst herzustellen, schälen Sie die Schale Ihrer Bio-, und trotzdem am besten gut gewaschenen, Zitrone liebevoll in zwei langen Streifen ab. Legen Sie sie in einen großen Behälter mit Alkohol und stellen Sie diesen für zwei Monate weg.

Zutaten

Limoncello (für 750 ml)
3 große Zitronen
475 ml purer Alkohol (Vodka oder Grappa)
375 g Zucker

Nach zwei Monaten geben Sie Zucker in eine Pfanne, geben 250 ml Wasser hinzu und den Saft einer gepressten Zitrone. Erhitzen Sie das Ganze, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Kühlen. Öffnen Sie nun Ihr Glas von vor zwei Monaten und geben Sie den Sirup hinein. Gut schütteln und ein paar Stunden kühl stehen lassen.

Die Flüssigkeit dann durch ein feines Sieb in eine sterile, schöne Flasche gießen. An einem kühlen, dunklen Ort für eine Woche lagern, gelegentlich schütteln oder drehen. Wenn Sie die Flasche im Kühlschrank aufbewahren (nicht wundern, das Getränk kann etwas eindicken), kann sie dort bis zu zwei Monaten stehen. Das wird sie aber nicht, weil sie Ihr "Capri Gold" austrinken werden.

Lieblingsobjekt

Dieses Buch ist die zweite Kollaboration von Taschen und The Gourmand, dem Meister der reichhaltigen Beziehung von Essen und Kunst. Die spielerische gelbe Kugel, ehemals Star der Renaissance-Gärten in der Medici-Dynastie, sei voller Intrigen, heißt es vom Verlag. In der Hand des Pöbels wurde die Zitrone zur Waffe, auf Schiffen wehrte sie Skorbut ab und Autoren wie Joan Didion, F. Scott Fitzgerald, Tom Wolfe oder James Joyce untersuchten die "Verkörperung des amerikanischen Traums" in Form von Limonade. Als Lieblingsobjekt der alten Meister bestückte die Zitrone deren Stillleben und inspirierte moderne Visionäre wie Picasso, Matisse und Warhol zu ihren Erfolgen.

Das Team hinter The Gourmand sind David Lane und Marina Tweed, die zusammen die gleichnamige Food- und Kulturzeitschrift in London gegründet haben. Mit dem universellen Thema Essen erkunden sie in Publikationen, Filmen und Ausstellungen die Felder von Kunst, Design, Literatur, Film, Mode und Musik.

So lecker. Und so einfach!

So lecker. Und so einfach!

(Foto: soe/ TASCHEN)

Ihre Präsenz reicht bis in die angewandte Kunst, sie ziert Art and Crafts-Tapeten ebenso wie mythologische Keramik. Zitronen finden sich auch im innovativen Design von Philippe Starcks ikonischer Zitruspresse und in unprätentiösen, aber revolutionären Verpackungen für Zitronensaftkonzentrat. All die zitrus-zentrierten Anekdoten werden von einem Vorwort des Kochs und Food-Autors Simon Hopkinson sowie einer Einführung der Kunstkritikerin Jennifer Higgie begleitet. Dazu gibt es jede Menge zitronenhaltige Rezepte, fotografiert von Bobby Doherty. Deswegen an dieser Stelle eine weitere Anleitung.

Tagliolini al Limone

Schälen Sie die Zitrone und passen Sie auf, dass Sie alles Bittere (also das Weiße innen) entfernen. Die Zitrone dann auspressen und mit der Schale mischen.

Zutaten

Tagliolini al Limone

(für 4 Pers. als Vorspeise oder 2 als Hauptmahlzeit)

2 große Zitronen
125 g ungesalzene Butter
Salz- und Pfeffermühle
200 g frische Tagliolini
50 g Pecorino oder Parmesan
Pecorino- oder Parmesan-Schnitze zum Servieren

Die Butter schmelzen und den Zitronen-Mix in die Pfanne oder einen Topf geben. Zwei Stunden vor sich hinköcheln lassen.

Dann wieder erhitzen und unter Rühren Salz und Pfeffer hinzufügen. Die Pasta in viel gesalzenem Wasser kochen, zwei bis drei Esslöffel des Nudelwassers aufheben und über die Nudeln geben, dann die Zitronensoße und den geriebenen Käse vorsichtig auf den Nudeln vermischen. Wer mag, kann mehr Pfeffer nehmen, dann die Käse-Schnitze drüber und sofort essen, wenn es noch dampft. Natürlich können Sie dieses Rezept pur genießen oder beispielsweise mit Garnelen ergänzen.

Quelle: ntv.de

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