Politischer Mord vor 33 JahrenEx-Agenten in München verurteilt

1983 wird in einer Garage in Bayern ein Mann ermordet aufgefunden. Es handelt sich um einen Regimekritiker aus Jugoslawien, die Tat ist offenbar ein politischer Racheakt. Doch es dauert Jahrzehnte, bis die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
Stjepan Durekovic wurde am 28. Juli 1983 tot in einer Garage im oberbayrischen Wolfratshausen gefunden. Auf ihn war mehrfach aus zwei verschiedenen Waffen geschossen worden, am Ende schlugen ihm seine Mörder den Schädel ein. Offenbar wollten die Täter ganz sicher gehen.
Mehr als 30 Jahre später hat das Oberlandesgericht München zwei führende Geheimdienst-Agenten aus dem ehemaligen Jugoslawien wegen dieses Mordes zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Die beiden Kroaten seien mitschuldig am gewaltsamen Tod des Regimegegners, sagte der Vorsitzende Richter Manfred Dauster.
Mit dem Urteil gegen den 74-jährigen pensionierten Geheimdienstchef Zdravko Mustac und dessen 71-jährigen einstigen Mitarbeiter Josip Perkovic folgte das Gericht dem Antrag der Bundesanwaltschaft. Die Verteidigung hatte Freisprüche gefordert. Kroatien hatte die beiden Männer erst 2014 – nach seinem EU-Beitritt - auf Druck Deutschlands ausgeliefert. Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig.
Jagd auf Regimegegner
Durekovic, der Manager beim jugoslawischen Erdölunternehmen INA war, hatte sich zunehmend zu einem Regimekritiker entwickelt. In seiner Freizeit schrieb er an Papieren, deren Titel beispielweise "Der Kommunismus, ein einziger Betrug" lautete. Bevor er wegen Hochverrats verhaftet werden konnte, setzte er 1982 sich in die Bundesrepublik ab. Doch auch in München war er vor dem jugoslawischen Geheimdienst nicht sicher. In der Garage, in der er starb, hatte Durekovic eine Druckerei eingerichtet, um seine regimekritischen Artikel besser verbreiten zu können.
Schon in einem Prozess, in dem 2008 der Exilkroate Krunoslav P. zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, hatte das Gericht nachgezeichnet, wie der Tod von Durekovic geplant worden war. Der "Rat für die Verteidigung der verfassungsmäßigen Ordnung" der jugoslawischen Teilrepublik Kroatien hatte demnach bereits am 14. Dezember 1982 die "Liquidierung" von Durekovic angeordnet. Der Befehl sei dann von der Abteilung II ("Bekämpfung der feindlichen Emigration") des Staatssicherheitsdienstes SDB in Belgrad "formell bestätigt" worden. Die Tatwaffen, eine Pistole der Marke Ceska und eine Beretta wurden von staatlichen oder halbstaatlichen Speditionen nach München gebracht.
Perkovic war Chef der Abteilung "Bekämpfung der feindlichen Emigration", Mustac wiederum der Chef von Perkovic. Auf die Spur der Täter im Fall Durekovic waren die deutschen Behörden wiederum durch einen früheren kroatischen Geheimdienstmitarbeiter gekommen. Eine Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge wurden zwischen 1970 und 1989 in der Bundesrepublik mindestens 22 Exilkroaten ermordet.