Panorama

Task-Force zu Germanwings-Unglück Experten sollen Sicherheitsfragen klären

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(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem offenbar gewaltsam herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine ringt die Politik um Konsequenzen. Verkehrsminister Dobrindt setzt nun eine Arbeitsgruppe ein - und dämpft sogleich Erwartungen.

Eine Taskforce aus Luftfahrtexperten wird sich nach der Germanwings-Katastrophe rasch mit Sicherheitsfragen für Flugzeuge befassen. Das kündigte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt an. Dieser sollen Techniker, Flugmediziner, Piloten und Vertreter des Kabinenpersonals angehören. Sie sollen schon kommende Woche mit ihrer Arbeit beginnen. Laut Dobrindt werden sich die Fachleute zuerst mit dem Türmechanismus in Cockpits befassen. Danach stehen die Flugtauglichkeitsprüfung und das Erkennen psychischer Erkrankungen bei Piloten auf der Agenda.

"Diese Dinge sollen sehr schnell diskutiert werden. Wir wollen nicht bis zum Ende der Untersuchungen abwarten", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften, Klaus-Peter Siegloch, mit Blick auf dem Germanwings-Absturz.

Erst Türmechanismus - dann ärztliche Untersuchung

Der viel diskutierte Verriegelungsmechanismus ist den Menschen in der Germanwings-Maschine nach derzeitigem Ermittlungsstand zum Verhängnis geworden, weil der Co-Pilot die Tür blockieren konnte. Der Kapitän hatte keine Chance mehr, in das Cockpit zu gelangen und Copilot Andreas Lubitz aufzuhalten. Die Ermittler gehen davon aus, dass dieser den Absturz bewusst auslöste.

Der Blockade-Mechanismus wurde erst nach den Anschlägen vom 11. September in den meisten Flugzeugen eingebaut, um Terroristen den Weg zu den Steuerhebeln zu verwehren.

Dobrindt und Siegloch dämpften aber die Hoffnung auf schnelle Lösungen. Sowohl die Bestimmungen für die Cockpit-Türen als auch für die Flugtauglichkeitsprüfungen seien international festgelegt. "Wer an der Stelle etwas ändern will, muss das am Ende mit den internationalen Gremien in Einklang bringen", sagte Dobrindt.

"Die Aufgabe dieser Taskforce ist offen", sagte Siegloch. Neue Ergebnisse der Ermittlungen an der Unfallstelle in Südfrankreich sollten in die Beratungen einfließen. "Es ist wichtig, dass wir nicht zu übereilten Beschlüssen kommen", mahnte er. Wichtig sei, ausgiebig über Vor- und Nachteile möglicher Änderungen zu beraten, um die Sicherheitskette im Flugverkehr nicht zu gefährden. "Wir werden keine Schnellschüsse machen."

De Maizière erwägt Pass-Pflicht

Auf die drängende Frage, warum Lubitz trotz bekannter psychischer Erkrankung fliegen durfte, gaben der Minister und der Airline-Vertreter keine klare Antwort. "Ich möchte darauf verweisen, dass in diesem konkreten Fall es so ist, dass der Copilot bei einer Untersuchung als gesund eingestuft worden ist. Und zwar nicht nur einmal, sondern mehrere Male", sagte Siegloch. Die Fluggesellschaften gingen davon aus, dass sie sich darauf verlassen könnten.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lässt unterdessen die Wiedereinführung der Ausweis-Pflicht innerhalb der EU und im Schengen-Raum prüfen. Nach der Germanwings-Tragödie in Südfrankreich kontrollierten seine Experten die Liste mit den Passagieren, um festzustellen, ob möglicherweise Terroristen darunter waren. Doch die Prüfung stellte die Beamten vor Schwierigkeiten. "Wir mussten aber feststellen, dass zunächst gar nicht klar war, wer überhaupt in dem Flugzeug saß", sagte de Maizière der "Bild"-Zeitung. Auch der Verkehrsminister sprach sich dafür aus, die Ausweiskontrollen wieder zu verstärken.

Im Schengen-Raum wird die Identität von Fluggästen nicht mehr systematisch erfasst. Gibt beispielsweise ein Passagier sein Ticket an jemanden weiter, ist nur der Name des Käufers bekannt. Teilweise genügt die Bordkarte zum Einchecken.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/dpa

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