Panorama

Versicherungsmillionen im Blick Familien-Trio inszeniert falschen Tod

Es sollte wohl so aussehen, als sei der Mann auf der Ostsee ums Leben gekommen.

Es sollte wohl so aussehen, als sei der Mann auf der Ostsee ums Leben gekommen.

(Foto: imago/Photocase)

4,1 Millionen Euro will eine Familie "verdienen", doch dafür muss ein Mann sterben. Zumindest sollen das alle glauben. Der Kieler täuscht seinen eigenen Tod auf der Ostsee vor, seine Frau und seine Mutter sind dabei Komplizen. Doch sie fliegen auf. Jetzt sitzt das Trio auf der Anklagebank.

Ein Kieler soll seinen eigenen Tod auf der Ostsee vorgetäuscht haben, um insgesamt 4,1 Millionen Euro von mehreren Lebens- und Unfallversicherungen zu kassieren. Tatkräftig unterstützt wurde der 53-Jährige nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft von seiner gleichaltrigen Frau und seiner 87-jährigen Mutter. Ab Mittwoch muss sich das Trio deshalb vor dem Kieler Landgericht verantworten. Der Vorwurf der Anklage: Versuchter Betrug in 14 Fällen.

Bei einem Schuldspruch warten Haftstrafen statt Geldregen. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass das Ehepaar gemeinsam mit der Mutter des Angeklagten dessen Tod durch ein Bootsunglück vorgetäuscht habe, um auf diese Weise Versicherungsgelder im Gesamtwert von rund vier Millionen Euro zu kassieren. Diesen Vorwurf bestreiten die Angeklagten nach Angaben von Oberstaatsanwalt Michael Bimler.

Rückblende: Am 7. Oktober 2019 bricht der Mann von Kiel aus mit einem kleinen Motorboot zu recht später Stunde in Richtung Dänemark auf. Das Wetter ist nicht schlecht. Drei Tage später meldet seine Frau ihn als vermisst. Eine großangelegte Suche verläuft ohne Erfolg. Am 11. Oktober entdeckt ein Zeuge das gekenterte Boot vor dem nordöstlich von Kiel gelegenen Ort Schönberg. Der Bug ragt noch aus dem Wasser, das Boot ist vom Strand aus zu sehen. Offensichtliche Schäden gibt es nicht, Schwimmwesten und Schlauchboot fehlen.

Vorbereitungen seit 2018?

Doch Ermittler entdecken: Das Boot wurde manipuliert. Außerdem finden sie heraus, dass der Angeklagte 2018 mehrere Lebensversicherungen in Millionenhöhe abgeschlossen hatte. Begünstigt sein sollen nach seinem Tod Ehefrau und Mutter. Ein entsprechender Antrag bei den Versicherungen war bereits gestellt worden. Bei den Ermittlungen stoßen die Beamten auf weitere Ungereimtheiten. Schnell gelangen sie zu der Auffassung, dass der Tod auf der Ostsee lediglich vorgetäuscht war.

Letztlich finden sie ihn am 7. Mai 2020 in einer Ecke hockend hinter Kartons auf dem Dachboden seiner Mutter in einer alten Stadtvilla in Schwarmstedt. Sein Ehering wurde dem 53-Jährigen schließlich zum Verhängnis. Zwei Stunden hatten Polizisten zu diesem Zeitpunkt in dem Gebäude bereits vergebens nach ihm gesucht. Dann leuchtete ein Beamter auf dem Dachboden mit seiner Taschenlampe herum und bemerkte ein Aufblitzen. Der Beamte schaute genauer und erkannte, dass es ein Ehering samt dazugehöriger Hand war. Augenblicke später nahmen Polizisten den Kieler fest.

Zu dem spektakulären Prozess wird der Angeklagte aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal geführt. Seine Frau kam dagegen nach kurzer Untersuchungshaft unter Auflagen wieder frei. Die Mutter blieb aufgrund ihres Alters haftverschont. Ob sich die Angeklagten am für sie reservierten ersten Prozesstag äußern werden, ist offen. Die Strafkammer plant für das Verfahren zehn Verhandlungstage und hat am 16. Dezember zwei Polizeibeamte als Zeugen geladen. Ein Urteil könnte am 28. Januar 2021 verkündet werden.

Quelle: ntv.de, Karen Katzke und André Klohn, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen