Panorama

"Komplette Hand pulverisiert"Feiernde durch Feuerwerk schwer verletzt

01.01.2020, 13:49 Uhr
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Die Verletzungsgefahr ist noch nicht vorbei - etliche Böller liegen noch immer auf den Straßen. (Foto: picture alliance/dpa)

Die einen feiern den Beginn des neuen Jahres mit Prosecco und Wunderkerzen, die anderen verbringen die Silvesternacht in Operationssälen und Krankenwagen. Das Berliner Unfallkrankenhaus zieht Bilanz und berichtet von "schwersten Verletzungsbildern" - sogar bei Kindern.

Amputationen, Knochenbrüche, schwerste Brandverletzungen: Unfallchirurgen in Berlin waren in der Silvesternacht im Dauereinsatz, weil Feiernde durch leichtfertigen Umgang mit Feuerwerk sich selbst und anderen schwerste Verletzungen zufügten. Im Unfallklinikum Berlin (UKB) waren am Mittag nach Angaben einer Sprecherin noch 25 Menschen in stationärer Behandlung. Die elf Operationssäle des Großklinikums seien "die ganze Nacht über im Vollbetrieb" gewesen.

Krankenhaussprecherin Angela Kijewski sprach von "schwersten Verletzungsbildern". Art und Zahl der Fälle lägen diesmal im langjährigen Mittel. In einem Fall sei "die komplette Hand pulverisiert worden", berichtete Kijewski. In mehreren Fällen hätten Finger amputiert werden müssen. Ein weiterer Patient sei mit Brandverletzungen eingeliefert worden, weil ein mit - zum Teil illegalem - Feuerwerk gefüllter Rucksack in die Luft gegangen war.

In einem anderen Fall sei eine Rakete im Gesicht eines Mannes explodiert und habe Frakturen im Mittelgesicht bewirkt. "Da sieht man, welche Kraft sich da entfaltet", sagte die Sprecherin. Zudem seien wieder mehrere Patienten mit Genitalverbrennungen eingeliefert worden - bei ihnen waren Knallkörper in der Hosentasche explodiert.

Auch Kinder unter Opfern

"Der männlichen Experimentierfreude sind offenbar keine Grenzen gesetzt", merkte die Sprecherin an. Tatsächlich seien die allermeisten Verletzten Männer, bei denen in der Regel Alkohol und Imponiergehabe mit im Spiel seien - besonders gefährlich sei die beliebte Mutprobe, Knallkörper nach Entzünden der Zündschnur möglichst lange in der Hand zu behalten. Die allerwenigsten Verletzten seien Frauen: Sie seien zumeist passiv durch böllernde Männer verletzt worden.

Unter den Verletzten in der Klinik seien auch sechs Minderjährige - der Jüngste im Alter von vier Jahren, sagte die Sprecherin. Die Gefahr sei auch am Neujahrstag noch nicht vorüber, es würden weitere Einlieferungen von Verletzten erwartet. Grund sei das trockene Wetter in der Hauptstadt: Erfahrungsgemäß würden vor allem Jugendliche versuchen, nicht explodierte Knallkörper auf den Straßen aufzutreiben und zu zünden. "Unser Appell ist: Auf keinen Fall die Feuerwerkskörper auflesen!", sagte die Krankenhaussprecherin.

Verletzte nicht nur in Berlin

Doch nicht nur in Berlin kam es zu Verletzungen durch Feuerwerksböller. Eine 39-Jährige wurde in der Silvesternacht im niedersächsischen Ilsede bei Peine von einer Rakete im Gesicht getroffen. Die Frau erlitt eine Schnitt- und Risswunde an der Unterlippe und musste genäht werden, wie die Polizei mitteilte. Den Angaben zufolge wurde die Silvesterrakete aus einer Gruppe heraus parallel zur Straße gezündet. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

In Hessen zündete ein betrunkener Mann an Silvester eine Feuerwerksrakete in seiner Wohnung und löste damit ein großes Feuer aus. Der 52-Jährige erlitt dabei schwere Verletzungen, wie die Polizei in Fulda bekannt gab. Der Schaden an dem Wohnhaus mit sechs Mietparteien in Bebra wurde auf 50.000 Euro geschätzt.

Nach Angaben von zwei Bekannten hatte der Mann am Nachmittag eine Silvesterrakete in der Dachgeschoss-Wohnung abgefeuert, wodurch der Teppich in Brand geriet. Anschließend breiteten sich die Flammen laut Polizei aus und griffen auch auf den Dachstuhl über. 60 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um den Brand zu löschen. Der 52-Jährige stand den Angaben zufolge "erheblich unter Alkoholeinfluss". Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Gegen ihn wird nun ermittelt.

Ein Toter in Frankreich

In Österreich ging derweil eine Mutprobe mächtig schief: Ein 22-Jähriger ließ sich in der Silvesternacht eine Feuerwerksrakete zwischen die nackten Pobacken klemmen und anzünden - die Rakete hob aber nicht ab. Wie die Polizei mitteilte, habe sich der junge Mann nach eigenen Angaben erschreckt und daher die Gesäßbacken zusammengekniffen. Die Rakete explodierte daher unweit seines Hinterns. Der 22-Jährige verletzte sich bei dem kuriosen Vorfall und musste ins Krankenhaus Wels gebracht werden.

Ein 30-Jähriger ist im Elsass bei einem Unfall mit einem Feuerwerkskörper ums Leben gekommen. Der Mann starb in der Silvesternacht in Hagenau in der Nähe von Straßburg, wie die örtliche Präfektur mitteilte. Die Staatsanwaltschaft untersuche den Fall. Berichten nach soll der Feuerwerkskörper im Gesicht des Mannes explodiert sein.

Quelle: vmi/AFP/dpa

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