Panorama

"Wollten als Helden dastehen"Feuerwehrmänner gestehen Brandstiftung

18.06.2020, 18:54 Uhr
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Einer der beiden Angeklagten wollte eigentlich Feuerwehrmann werden - "aber das kann ich jetzt wohl vergessen". (Foto: picture alliance/dpa)

Sie wollten sich als Helden feiern lassen - dafür setzen zwei junge Männer der Freiwilligen Feuerwehr in Offenbach ein Hochhaus in Brand und riskieren damit das Leben Dutzender Bewohner. Vor Gericht müssen sie sich nun unter anderem wegen Mordversuchs verantworten.

Mehrfacher Mordversuch, Körperverletzung und Brandstiftung: Zwei junge Feuerwehrleute haben nach einem Kellerbrand in einem Hochhaus zum Prozessauftakt vor dem Darmstädter Landgericht die Brandstiftung gestanden. Die 21 und 22 Jahre alten Deutschen räumten ein, am 31. Oktober vergangenen Jahres mit Grillanzündern einen Kellerbrand in dem achtstöckigen Wohnhaus in Offenbach gelegt und 100.000 Euro Sachsachen verursacht zu haben. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist Brandstiftung ein gemeingefährliches Mittel und ein Mordmerkmal. Sie wirft den jungen Männern Mordversuch an 43 Bewohnern vor.

"Wir beide wollten als Helden dastehen", erklärte der jüngere Angeklagte, der zum Tatzeitpunkt noch Heranwachsender war. Deshalb wird das Verfahren vor einer Jugendkammer verhandelt. Beide waren aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sie waren für Einsätze mit Atemschutz ausgebildet und somit für den Angriffstrupp bei Bränden qualifiziert. Beide Angeklagte waren schon in der Jugendfeuerwehr aktiv. Der 21-jährige Vater einer kleinen Tochter lebt von seinem Kind und der Mutter getrennt und wohnte mit seiner eigenen Mutter in dem achtstöckigen Hochhaus. "Eigentlich wollte ich eine Ausbildung bei der Feuerwehr machen", sagte der 22-Jährige. "Aber das kann ich jetzt wohl vergessen."

Die Brandstiftung stand schnell fest. Die Polizei verdächtigte den jüngeren Angeklagten schon länger, Gartenhütten angezündet zu haben. Aus diesem Grund wurde die Eingangstür seines Wohnhauses mit Video überwacht. In der Tatnacht sah man die beiden jungen Männer, wie sie ins Haus rein- und rausgehen und wie drei Minuten nach ihrem Verschwinden Rauch aus einem Kellerfenster kommt. Beide Angeklagte wurden noch am Tattag festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Dass die Angeklagten ausgerechnet im Keller des Wohnhauses des 21-Jährigen Feuer legten, erklärte dieser damit, dass er den Keller kennt, es eine Brandschutztür und Rauchmelder gibt. Ein Oberlöschmeister der Freiwilligen Feuerwehr sagte hingegen aus, dass ein Kellerbrand einer der gefährlichsten Brände sei, und dass man das in der Ausbildung lerne. Der Prozess wird am 7. Juli fortgesetzt.

Quelle: ntv.de, lri/dpa

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