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Per Heli aus dem Knast geflohen Frankreichs "Ausbrecherkönig" Faïd steht vor Gericht

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Nach drei Monaten Fahndung wurde Faïd in seiner Heimatstadt geschnappt.

Nach drei Monaten Fahndung wurde Faïd in seiner Heimatstadt geschnappt.

(Foto: picture alliance/AP Photo)

"Hollywood-reif" ist ein Begriff, der oft verwendet wird, hier aber besonders gut passt: Im Juli 2018 zwingen Komplizen einen Piloten, seinen Hubschrauber auf dem Hof eines Hochsicherheitsgefängnisses zu landen. Im Chaos steigt Rédoine Faïd in aller Ruhe ein und fliegt davon. Nun beginnt der Prozess gegen ihn.

Frankreichs "Ausbrecherkönig" Rédoine Faïd muss sich seit Dienstag wegen seiner Hollywood-reifen Gefängnis-Flucht per Hubschrauber vor Gericht verantworten. Der 51-Jährige ist gemeinsam mit elf mutmaßlichen Helfern unter anderem wegen wiederholter Flucht aus der Haft und Entführung eines Hubschraubers angeklagt. Der Prozess im Pariser Justizpalast findet unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Mit diesem Helikopter gelang Faïd die spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis.

Mit diesem Helikopter gelang Faïd die spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im Fall einer Verurteilung droht Faïd eine lebenslange Haftstrafe. Unter den Mitangeklagten befinden sich auch zwei seiner Brüder und drei seiner Neffen. Der Prozess dauert bis zum 20. Oktober.

Der Ausbruch aus dem Hochsicherheitstrakt in Réau nahe Paris im Juli 2018 dauerte nur etwa zehn Minuten: Bewaffnete Komplizen hatten den Piloten eines Hubschraubers gezwungen, im Gefängnishof zu landen. Weitere Helfer warfen Nebelbomben und drangen mit "Polizei"-Armbinden ins Gefängnis ein. Mit Kreissägen verschafften sie sich Zugang zum Besucherraum, wo Faïd sich mit seinem Bruder aufhielt.

Faïd vergleicht sich mit Al Capone

Faïd sei "entspannt und in aller Ruhe" zum Hubschrauber gegangen und davongeflogen, berichteten Zeugen. Bei der Aktion fiel kein Schuss, es wurde niemand verletzt. Zu dem Zeitpunkt war der Gefängnishof nicht durch Kabel gegen Hubschrauberlandungen abgesichert, dies wurde anschließend geändert.

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Nach dem Ausbruch hatten zeitweise bis zu 3000 Polizisten nach dem Flüchtenden gesucht. Drei Monate später wurde der wegen schwerer bewaffneter Überfälle Verurteilte in seiner Heimatstadt Créteil gefasst. Der Wiederholungstäter war auf Überfälle von Geldtransportern spezialisiert. Er war bereits 2013 aus einem Gefängnis ausgebrochen, in dem er vier Wärter als Geiseln genommen und sich den Weg frei gesprengt hatte.

Der Franzose mit algerischen Wurzeln vergleicht sich selbst gern mit US-Gangsterboss Al Capone und ist durch zahlreiche Fernsehinterviews und seine Autobiografie bekannt. In dem Buch, das er 2010 mit Hilfe eines Journalisten verfasste, feierte er sich als "Gangster neuer Art", der schon mit zwölf Jahren zu seiner "Berufung" gefunden habe. Faïd war so zum zweifelhaften Idol vieler Jugendlicher in den französischen Vorstädten geworden.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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