François Gros wurde 96 Französischer Mitentdecker von mRNA gestorben
20.02.2022, 20:43 Uhr
Landete als Student aus Versehen bei den Biowissenschaften: François Gros im Jahr 2000.
(Foto: imago/Leemage)
Als Junge entkam er den Nazis, als Student schrieb er sich irrtümlich bei den Biowissenschaften ein, später klaubte er auf Schlachthöfen Organe für Versuche zusammen. In Harvard gelang dem französischen Wissenschaftler 1962 die Entdeckung seines Lebens. Nun ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.
Der Mit-Entdecker der bei Corona-Impfstoffen verwendeten mRNA, François Gros, ist tot. Der französische Biologe sei bereits am Freitag im Alter von 96 Jahren gestorben, teilte die französische Akademie der Wissenschaften mit, der Gros selbst angehört hatte. Gros trug zur Entstehung der Molekularbiologie als neuer Disziplin bei und war vor fast 60 Jahren an der Entdeckung der messenger-Ribonukleinsäure, kurz mRNA, beteiligt. Die Kenntnisse über diesen auch als Boten-RNA bezeichneten genetischen Datenträger kommen heute bei den Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna zum Einsatz.
Bei mRNA-Impfstoffen werden keine Krankheitserreger oder deren Bestandteile benötigt, wie bei herkömmlichen Impfstoffen. Vielmehr werden einigen wenigen Körperzellen mit dem Impfstoff Teile der Erbinformation des Virus als RNA mitgegeben - geliefert wird also der Bauplan für einzelne Virusproteine, die auch als Antigene bezeichnet werden. Antigene aktivieren das Immunsystem und erzeugen eine schützende Immunantwort.
"Zwischen Folklore und Alptraum"
Am 24. April 1925 in Paris in eine "nicht praktizierende jüdische" Familie geboren, zog sich François Gros während des Zweiten Weltkriegs nach Toulouse zurück. "Immer der Denunziation ausgeliefert" änderte er regelmäßig seinen Namen, heißt es in seinen Memoiren "Ein halbes Jahrhundert Biologie". Als Student schrieb er sich versehentlich an der Fakultät für Naturwissenschaften in Toulouse ein, erzählte er. Er habe gedacht, er sei damit auf der Warteliste für die Fakultät für Medizin gelandet.
Damals war "alles oder fast alles Do it yourself": So erzählte der junge Biochemiker, dass er früher mit einem großen Topf voll Säure mit dem Bus zu den Schlachthöfen von Paris gefahren sei, um dort Muskeln, Lebern und Bauchspeicheldrüsen zu besorgen, die er für seine Forschungen zu Antibiotika brauchte. Diese Operation zwischen "Folklore und Alptraum" habe "unserem Enthusiasmus keinen Abbruch getan".
Der junge Laborleiter Jacques Monod nahm Gros bald unter seine Fittiche und empfahl ihm, in die Vereinigten Staaten zu gehen. 1960 gelang Gros erstmals der Nachweis von Boten-RNA im Labor von Jim Watson in Harvard. Zur gleichen Zeit machten an der Westküste der Vereinigten Staaten drei weitere Forscher, darunter der französische Biologe François Jacob, dieselbe Entdeckung. Gros war in den 60er-Jahren Forschungsleiter von Frankreichs wissenschaftlichem Forschungszentrum CNRS und von 1976 bis 1981 Direktor des Institut Pasteur in Paris.
Quelle: ntv.de, mau/AFP