Panorama

Tabubruch erregt Saudi-Arabien Frau nach Minirock-Video festgenommen

Ein kurzer Snapchat-Clip erregt die Gemüter in Saudi-Arabien. Darin zu sehen ist eine junge Frau, die im Minirock durch eine Gasse in einer historischen Festung schlendert. Gegen das Model ermitteln nun die Sittenwächter.

Nur mit bauchfreiem Top, sommerlichen Minirock und einer dunklen Sonnenbrille bekleidet, schlendert eine junge Frau durch eine einsame Gasse. Soweit nichts Ungewöhnliches, doch die junge Frau befindet sich im strengkonservativen islamischen Saudi-Arabien. Ein sechs Sekunden langes Snapchat-Video verbreitete sich am Wochenende rasant im Netz. Es erregt die saudischen Gemüter, auch weil sich die Gasse, durch die die junge Frau geht, in einer historischen Festung befindet - in Ushayqir, einem kleinen Dorf in der konservativsten Region Najd. Medienberichten zufolge wurde die Frau inzwischen festgenommen.

Gegen sie werde wegen "unzüchtiger Kleidung" ermittelt, heißt es da unter Berufung auf die Behörden. Beim Polizeiverhör hat sie demnach gesagt, dass sie den Clip nicht selbst hochgeladen hat. Die Frau war von der Stadtverwaltung in Riad gesucht worden, nachdem das Video bekannt wurde. Der Fall wurde inzwischen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Diese entscheidet, ob Anklage gegen die Frau erhoben wird.

Saudi-Arabien gilt immer noch als eines der repressivsten Länder der Welt. Besonders Frauen leiden unter den patriarchalen Strukturen im Land. Sie werden dort unterdrückt, ihnen werden Rechte vorenthalten, die Männern ganz selbstverständlich zustehen. Es herrschen strenge Kleidervorschriften im Königreich. Frauen müssen in der Öffentlichkeit vollverschleiert sein und dürfen ohne männliche Begleitung das Haus gar nicht verlassen.

Unter Journalisten und Twitter-Nutzern herrschen geteilte Meinungen über den kurzen Clip, in dem das Model Khulood zu sehen sein soll, wie die britische BBC berichtet. Während die einen ihre Tapferkeit feiern, fordern die anderen, dass die junge Frau zur Rechenschaft gezogen werden muss. "Die Wiedereinführung der Haia (religiöse Polizei, Anm.d. Red) ist ein Muss" sagt zum Beispiel der Journalist Khaled Zidan.

Ein anderer Mann beschimpft die Frau als respektlos: "Wir sollten die Gesetze des Landes respektieren. In Frankreich wurde die Niqab verbannt, und Frauen, die sie tragen, müssen Strafe zahlen. In Saudi-Arabien gehören die Abaya und angemessene Kleidung zum Gesetz des Königreichs."

Ich dachte, sie hätte jemanden getötet

Andere Nutzer verteidigen Khulood mit dem Hinweis auf den Besuch des US-Präsidenten Donald Trump. Melania Trump trat während der Nahost-Reise ihres Mannes ebenfalls in einem Rock auf, der ihre Knie nicht bedeckte.

Der Schriftsteller und Philiosoph Wael al-Gassim zeigt sich vor allem schockiert über die wütenden Reaktionen auf Twitter. "Ich dachte, sie hätte jemanden in die Luft gejagt oder getötet. Dann stellte sich heraus, dass es nur um ihren Rock geht, den die Leute nicht mögen." Er frage sich, wie die "Vision 2030" gelingen soll, wenn sie verhaftet wird, fügt er mit Blick auf das Reformprogramm des Kronprinzen Mohammed bin Salman hinzu. Dabei handelt es sich um ein Billionenprojekt, mit dem nicht nur die Wirtschaft zukunftsfähig werden, sondern auch die Gesellschaft modernisiert werden soll.

Quelle: ntv.de, dsi/hul/AFP

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