Panorama

"Person von Interesse" Freundin des Schützen in den USA gelandet

Die Polizei von Las Vegas veröffentlicht während der Fahndung ein Bild von Marilou Danley.

Die Polizei von Las Vegas veröffentlicht während der Fahndung ein Bild von Marilou Danley.

Was trieb den Todesschützen von Las Vegas? Neue Erkenntnisse könnte dessen Freundin liefern. Ihr überwies Paddock offenbar kurz vor der Tat 100.000 Dollar. Ermittler stellen indes Dutzende Schusswaffen und Tausende Schuss Munition sicher.

Nach dem Massaker in Las Vegas ist die Freundin des Todesschützen von den Philippinen in die USA zurückgekehrt. Die 62-jährige Marilou Danley sei am Dienstagabend am Flughafen von Manila in ein Flugzeug nach Los Angeles gestiegen, sagte eine Sprecherin der philippinischen Einwanderungsbehörde. Laut Luftfahrt-Webseiten ist die Maschine bereits in den USA gelandet.

Die US-Ermittler erhoffen sich von der Australierin Aufklärung über die Motive des 64-jährigen Stephen Paddock, der am Sonntagabend von seinem Hotelzimmer in Las Vegas aus 58 Besucher eines Country-Musik-Festivals erschoss und Hunderte verletzte.

Danley war zur Tatzeit nicht in den USA. Australischen Medienberichten zufolge war sie mit Freundinnen im Urlaub auf den Philippinen. Danley sei im September eingereist, bestätigte ein Sprecher der philippinischen Bundespolizei NBI. Später habe sie dort eine Überweisung in Höhe von 100.000 Dollar, umgerechnet 85.193 Euro, von Paddock erhalten.

Das FBI habe mit dem philippinischen Interpol-Büro zusammengearbeitet, um Danley ausfindig zu machen, sagte der Polizeisprecher. Für das FBI sei sie eine "Person von Interesse", sie gelte nicht zwangsläufig als verdächtig.

Dutzende Tote

Die Australierin, die philippinische Wurzeln haben soll, wanderte vor rund 20 Jahren in die USA ein, um im Casino zu arbeiten. In Mesquite, dem Wohnort des 64-jährigen Todesschützen, soll Danley zusammen mit Paddock in einem Haus gelebt haben.

Paddocks Tat ist das schlimmste Massaker in der jüngeren US-Geschichte. Nach Angaben des US-Polizei tötete er mindestens 58 Menschen und verletzte 527 weitere. Zuvor war von 59 Toten die Rede gewesen. Die Behörden korrigierten die Opferzahl nach unten, weil zunächst auch der Todesschütze selbst mitgezählt worden war. Die Motive des 64-jährigen Täters sind weiterhin völlig unklar.

Derweil häufen sich die Hinweise darauf, dass Paddock seine Tat umfassend vorbereitet hatte, wie es Bezirkssheriff Joseph Lombardo formulierte. Nach weiteren offiziellen Angaben fand die Polizei, neben mehr als 20 Schusswaffen, in der Hotelsuite im Mandalay Bay Hotel auch eine Kamera, die im Guckloch der Eingangstür installiert war. Zwei weitere waren im Flur angebracht. Nach Polizeiangaben sollten sie Paddock offenbar beim Eintreffen von Polizisten vorwarnen. Wie weiter bekannt gegeben wurde, fand die Polizei an zwölf Waffen Vorrichtungen, die das Abfeuern von Schüssen beschleunigen können.

US-Fernsehsender zeigten am Dienstag offensichtliche Polizeiaufnahmen aus dem Hotelzimmer, die nach der Tat gemacht wurden. Darauf sind unter anderem Waffen und zahlreiche Hülsen zu sehen. Ein Foto soll den leblosen Körper des Schützen auf dem Boden zeigen. Wie die Aufnahmen zu den Medien gelangten, wurde nicht bekannt. Lombardo nannte den Vorgang "besorgniserregend". Die Polizei leitete eine interne Untersuchung ein.

Dutzende Schusswaffen entdeckt

Insgesamt stellte sie nach jüngsten Angaben im Hotelzimmer und in zwei Häusern des Täters in Mesquite und in Reno 47 Schusswaffen sicher. Sie seien in Utah, Kalifornien, Texas und Nevada gekauft worden. Außerdem wurden Tausende Schuss Munition und Sprengstoff entdeckt - ein gewaltiges Arsenal.

Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um die nach Ansicht von Kritikern viel zu laschen amerikanischen Waffengesetze wieder voll entbrannt. Der Chef der demokratischen Minderheit im Senat, Chuck Schumer, forderte in einer Rede in der Kongresskammer "vernünftige Reformen". Man könne das Böse oder den Wahnsinn nicht von der Erde verbannen, sagte Schumer. "Aber wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um unser Land zu einem sichereren Ort zu machen."

Trump erklärte am Dienstag: "Wir werden mit der Zeit über Waffengesetze sprechen." Der Republikaner hatte sich in der Vergangenheit - vor seiner Bewerbung ums Präsidentenamt - für "vernünftige begrenzte" Waffenkontrollmaßnahmen ausgesprochen. Dann schwenkte er aber um, wohl auch mit Blick auf die mächtige Waffenlobby-Organisation NRA. Im Laufe des Tages will Trump nach Las Vegas reisen. Er will sich in der Glücksspielmetropole im Bundesstaat Nevada mit Vertretern der Sicherheitskräfte und Angehörigen der Opfer treffen.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa

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