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Gesteht "taktische Fehler" ein Früherer RAF-Terrorist Garweg meldet sich aus dem Untergrund

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Die Behörden fahnden weiter nach Garweg.

Die Behörden fahnden weiter nach Garweg.

(Foto: picture alliance/dpa)

Bereits im Dezember vergangenen Jahres meldet sich der untergetauchte Burkhard Garweg per Brief. Kurz vor dem Beginn des Prozesses von Daniela Klette legt er nach - und stellt seine eigene Sicht auf die Geschichte der RAF dar.

Der untergetauchte RAF-Terrorist Burkhard Garweg hat sich offenbar aus dem Untergrund per Brief gemeldet. "nd" (früher: "Neues Deutschland") veröffentlichte einen langen Text mit dem Flüchtigen als Autoren. "Für mich ist die Geschichte der RAF auch eine Geschichte strategischer und taktischer Fehler", heißt es in dem Schreiben.

Eine Sprecherin des Landeskriminalamts Niedersachsen sagte, die Behörde habe den Beitrag zur Kenntnis genommen. Das Original-Schreiben liege allerdings bislang nicht vor, daher sei derzeit keine Aussage zur Authentizität möglich. Das weitere Vorgehen werde geprüft.

Bereits Ende Dezember 2024 soll sich Garweg aus dem Untergrund zu Wort gemeldet haben, die "taz" veröffentlichte ein Schreiben, das von dem Ex-Terroristen stammen soll. Nach Garweg wird seit der Festnahme seiner mutmaßlichen Komplizin Daniela Klette im Februar 2024 in Berlin mit Hochdruck gefahndet.

In dem mutmaßlichen neuen Schreiben Garwegs mit dem Titel "Die Möglichkeit eines historischen Moments ist jetzt" finden sich breite Auslassungen über die Geschichte der RAF. Dazwischen und kursiv gesetzt werden persönliche Vergangenheit und Sichtweisen dargelegt.

Garweg verteidigt RAF

Garweg diagnostiziert in seinem Schreiben eine angebliche umfassende Veränderung der Gesellschaft. "Diese radikalisiert sich an den innergesellschaftlich tief verankerten rassistischen, patriarchalen und sozialen Formen der Differenzierungen, Ausgrenzung und Unterdrückung", so der im Untergrund lebende Linksterrorist. "Der Kapitalismus bietet dafür keine Lösung an. Es wäre auch ein Widerspruch in sich. Die Krisenlösungen der Eliten sind nunmehr Autoritarismus, Faschisierung, Krieg und der Prozess der Vereinheitlichung bürgerlicher und faschistoider Politik."

Der Untergetauchte verteidigt die RAF. In deren Geschichte zeige sich "Mut und Entschlossenheit, etwas zu wagen, zu riskieren". Gleichzeitig gesteht er auch Fehler ein. "In der Geschichte der RAF sind auch Momente sichtbar, die nicht vom moralischen Kompass der Revolution geprägt waren." In langen Textabschnitten schildert er in der Folge - nach Jahren gegliedert - die Geschichte der Gruppe aus seiner Sicht.

Das Schreiben schließt mit der Forderung "Freiheit für Daniela! Smash the system". Der Prozess gegen Daniela Klette am Landgericht Verden soll am 25. März beginnen. Es geht um 13 Raubüberfälle. Die Anklage wirft ihr versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor.

Seit Jahren wird gegen Garweg, den ebenfalls untergetauchten Ernst-Volker Staub und Klette ermittelt. Die drei Ex-RAF-Terroristen sollen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Diese Taten hatten keinen terroristischen Hintergrund. Zuvor gehörten die drei der sogenannten dritten RAF-Generation an, die bis Anfang der 1990er Jahre Anschläge verübte und Menschen tötete.

Quelle: ntv.de, lme/dpa

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