Panorama

Erster Warntag seit 30 Jahren Godzilla warnt die Deutschen

Um 11 Uhr wird es laut in vielen Teilen Deutschlands. In der ganzen Bundesrepublik sollen am ersten bundesweiten Warntag zahlreiche Alarme ausgelöst werden - Sirenen, Lautsprecherwagen, Warnungen in Radio und Fernsehen. Wie läuft der Tag ab und warum findet er überhaupt statt?

Worum geht es?

Nach einem Beschluss der Innenministerkonferenz findet ab 2020 jährlich am zweiten Donnerstag im September der bundesweite Warntag statt. Im größten Teil des Landes ist dann schon wieder Schule, sodass man davon ausgehen kann, möglichst viele Menschen zu erreichen. Das Bund-Länder-Projekt soll die Bevölkerung für das Thema Warnung sensibilisieren und auf die verfügbaren Warnmittel aufmerksam machen. Auch sollen die bundesweit einheitlichen Sirenensignale bekannter werden.

Gibt es konkrete Befürchtungen?

Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, aber ein Probealarm sei durchaus nötig, meint das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Dessen Präsident Christoph Unger geht davon aus, dass sich aus dem Klimawandel neue Katastrophenlagen ergeben werden. Auch Erdbeben seien denkbar, etwa in der Kölner Bucht. Die größte Bedrohung für Deutschland derzeit wäre aber ein langanhaltender, flächendeckender Stromausfall.

Wer verbreitet die Warnungen?

Um 11.00 Uhr sollen alle sogenannten Warnmultiplikatoren eine Probewarnung erhalten und verbreiten. Als Warnmultiplikatoren gelten unter anderem Behörden, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und ein Großteil der privaten Medienhäuser.

Auch etwa die Deutsche Bahn sowie Betreiber von Warnapps wie Nina, Katwarn oder Biwapp gehören dazu. Anlässlich des Warntags rief das BBK dazu auf, die Warnapp Nina auf dem Smartphone herunterzuladen. Aktuell nutzen etwa 7,6 Millionen Menschen die Anwendung.

Parallel zu den Multiplikatoren werden auf Länderebene, in Landkreisen und Kommunen verfügbare kommunale Warnmittel ausgelöst wie beispielsweise Sirenen und Lautsprecherwagen. Auch auf Warntafeln kann die Probewarnung erscheinen.

Wie wird gewarnt?

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Nicht jeder weiß noch, was ein Sirenenheulen bedeutet.

(Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Sirenen werden bundeseinheitlich einen einminütigen auf- und abschwellender Heulton verwenden. Entwarnung soll um 11.20 Uhr mittels eines einminütigen Dauertons gegeben werden. Die Radio- und Fernsehsender sollen zur Warnung ihre aktuellen Programme unterbrechen, im Fernsehen kann die Warnung auch eingeblendet werden. Weil viele mit den Sirentönen nichts mehr anfangen können, sollen die Warnungen mit konkreten Handlungsanleitungen verbunden werden.

Außerdem wird um Punkt 11.00 Uhr ein Video veröffentlicht: Godzilla erhebt sich aus den Fluten und stiefelt auf eine Großstadt zu - mit diesem nicht ganz ernst gemeinten Horror-Szenario werben am ersten deutschlandweiten Warntag die Katastrophenschützer des Bundes.

Wovor kann überhaupt gewarnt werden?

Heute geht es nur darum, die Alarme bekannter zu machen und für den Ernstfall zu testen. Ein solcher Ernstfall kann einiges sein - Naturgefahren, gefährliche Wetterlagen, Waffengewalt, Unfälle in Chemietrieben oder auch Stromausfälle. Zu möglichen Szenarien gehören auch Krankheitserreger. Verpflichtende Anordnungen können etwa auch über die Warnsysteme ausgegeben werden.

Wer steht hinter dem Projekt?

Auf Bundesebene ist das BBK zuständig, in den Bundesländern die Innenministerien. Außerdem sind in den Kommunen in der Regel die für Katastrophenschutz zuständigen Behörden beteiligt.

Der Ablauf der Warnung unterscheidet sich je nach Bundesland: In Berlin etwa gibt es seit den 1990er Jahren keine Sirenen mehr, weshalb die Warnung dort über Rundfunkanstalten, Apps und Anzeigetafeln bei den öffentlichen Verkehrsmitteln verbreitet wird. In Hessen soll bereits um 10.45 Uhr die Warnapp HessenWarn ausgelöst werden.

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Wie realistisch ist ein bundesweiter Warnfall?

Eine bundesweite Warnung ist in der Realität unwahrscheinlich. Bei einem Terroranschlag, einer Giftwolke oder einem Stromausfall würde wohl nur regional gewarnt. Aber auszuschließen sei eben auch nichts, meint das in Bonn ansässige Bundesamt. Und es sei immer gut, wenn man wisse, wie und wo man sich schnell informieren könne. "Es hat sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen vor allem auf Bekanntes und bereits Erlerntes zurückgreifen", sagt BBK-Präsident Unger. Deshalb sei es sinnvoll, so etwas einzuüben.

Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa

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