Notaufnahmen stark überlastet Britische Krankenwagen stehen vor Rettungsstellen im Stau
02.12.2022, 11:05 Uhr (aktualisiert)
Jede achte Krankenwagen-Besetzung sei im November von der Überbelastung betroffen gewesen. Das sei der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 2010, berichtet die BBC.
(Foto: picture alliance / AA)
Das britische Gesundheitssystem steht kurz vor dem Kollaps: Infolge des Brexit verstärkt sich der Mangel an Ärztinnen und Ärzten massiv, Millionen Menschen warten auf Routineeingriffe. Auch in den Ambulanzen zeigt sich die Überbelastung. Rund 10.000 Krankenwagen stehen jede Woche Schlange.
Der Stau von Rettungsfahrzeugen vor Notaufnahmen in Großbritannien wird immer größer. Jede Woche würden mehr als 10.000 Krankenwagen mindestens eine Stunde darauf warten, dass die Patienten übernommen werden, berichtet die BBC unter Berufung auf eigene Auswertungen. Dies bedeute, dass Mitte November jede achte Krankenwagen-Besetzung betroffen gewesen sei. Es sei der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 2010. Die Probleme würden die Gesundheit von Patienten enorm gefährden, so der britische Rundfunk.
Der britische Gesundheitsdienst NHS ist seit Jahren an der Grenze der Belastbarkeit und chronisch unterfinanziert. Im Dezember wollen die Beschäftigten erstmals in ihrer Geschichte an zwei Tagen streiken, um ihren Forderungen nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Die Regierung hatte jüngst zusätzliche Milliarden für den Dienst angekündigt, Lohnsteigerungen lehnt sie aber als unbezahlbar ab. Mehrere Millionen Menschen warten in Großbritannien auf einen Routineeingriff.
Der Gesundheitsdienst NHS in Großbritannien ist anders als die Krankenkassen in Deutschland nicht über Beiträge finanziert, sondern muss seine Ausgaben aus einem von der Regierung festgelegten Budget stemmen. Eines der Versprechen des Brexits war, die Millionen Euro für Brüssel stattdessen dem NHS zugutekommen zu lassen.
Wie die BBC-Analyse zeigt, gibt es auch erhebliche Probleme bei den Ambulanzen. Das Ziel lautet, dass Patienten mit Herzattacken oder Schlaganfällen spätestens nach 18 Minuten von einem Rettungswagen abgeholt werden. Doch tatsächlich dauere es im Durchschnitt mehr als 60 Minuten. Kernproblem sei die Übergabe an die Notaufnahmen - laut Vorschrift soll das binnen 15 Minuten geschehen, in der Realität aber werde ein Vielfaches der Zeit benötigt. Auch die Rettungswagenfahrer wollen vor Weihnachten mit Streiks höhere Löhne fordern.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 01. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, lno/dpa