Frau stürzt von Klippe Große Tsunamischäden bleiben aus - Japan stuft Warnung teils herunter
30.07.2025, 08:26 Uhr Artikel anhören
Vor der russischen Küste bebt die Erde. Infolgedessen rollen Tsunamiwellen über den Ozean. Nach Russland treffen sie auch Japan. Zeitweise treffen mehr als ein Meter hohe Wellen auf Land. Die Lage beruhigt sich in einigen Regionen jedoch schnell. Eine Frau stirbt unter unglücklichen Umständen.
Die japanische Wetterbehörde hat die Tsunami-Warnung infolge des schweren Erdbebens vor der russischen Halbinsel Kamtschatka für einige Gebiete entlang der Pazifikküste wieder herabgestuft. Die Warnungen für die nördliche Hauptinsel Hokkaido sowie die nordöstliche Region Tohoku bleibe dagegen vorerst bestehen, berichtete der Fernsehsender NHK unter Berufung auf die Behörde. Die Menschen sollten sich weiterhin in sicheren Gebieten aufhalten, hieß es. Zwischenzeitlich waren mehr als zwei Millionen Menschen an Japans Pazifikküste aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu begeben.
Mindestens ein Todesopfer gibt es im Zusammenhang mit dem Tsunami zu beklagen. Wie örtliche Medien unter Berufung auf die Rettungskräfte berichteten, soll die 58-Jährige in der Präfektur Mie, die mit dem Auto unterwegs war, eine Nachricht an ihre Familie geschickt haben, dass sie sich angesichts der Tsunami-Warnung auf den Weg in höher gelegene Gebiete machen würde. Vermutlich habe sie dabei das Lenkrad falsch bedient, hieß es. Das Auto sei etwa 20 Meter in die Tiefe gestürzt, hieß es. Die Frau starb im Krankenhaus.
Zuvor waren an Japans Küste mehr als einen Meter hohe Flutwellen verzeichnet worden. Wie die japanische Wetterbehörde mitteilte, erreichte ein Tsunami mit einer Höhe von 1,3 Metern um 13.52 Uhr (Ortszeit, 6.52 MESZ) einen Hafen in Japans nördlicher Präfektur Miyagi. Die entsprechende Tsunami-Warnung hatte sogar vor Wellen von bis zu drei Metern entlang der japanischen Pazifikküste gewarnt.
Japan leidet zusätzlich unter Rekordhitze
Japans nationale meteorologische Behörde rief die Menschen anfangs dazu auf, sich in höher gelegene Gebiete oder Evakuierungsgebäude zu begeben. Der Straßen-, Bahn- und Flugverkehr wurde zeitweise teils unterbrochen, Fabriken mussten ihren Betrieb einstellen, meldete die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei". So sei der Zugverkehr auf der Tokaido-Linie und der Yokosuka-Linie, die die Hauptstadt Tokio mit nahe gelegenen Städte verbinden, eingestellt worden, hieß es. Auf der nördlichen Hauptinsel Hokkaido seien mehrere Bahnhöfe, darunter in der auch unter ausländischen Touristen beliebten Stadt Hakodate, geschlossen worden. Fahrgäste und Personal aus Bahnhöfen an der Küste seien evakuiert worden. Wann der Verkehr wieder regulär aufgenommen wird, ist bislang offen.
Nach Aussagen eines Regierungssprechers gab es bislang weder Berichte über Opfer noch über Schäden. Auch in Atomkraftwerken gebe es keine Unregelmäßigkeiten. Die Regierung hatte zuvor einen Krisenstab eingerichtet.
Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima brachte seine Arbeiter in Sicherheit. "Wir haben alle Arbeiter und Angestellten evakuiert", sagte eine Sprecherin des Akw-Betreibers Tepco. In dem Kraftwerk seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden, fügte sie hinzu. Wann die Arbeiter zurückkehren können, ist noch offen.
15 Meter hohe Wellen trafen 2011 Fukushima
Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
Die zerstörten Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden. Da der Platz für Tanks, in denen das strahlende Kühlwasser gelagert wird, zur Neige ging, hatte Japan vor zwei Jahren mit der Einleitung des zuvor gefilterten und verdünnten Wassers ins Meer begonnen. Betreiber Tepco erklärte nun, dass das Verfahren zur Aufbereitung des Wassers nicht beeinträchtigt sei. Wegen der neuen Tsunami-Warnung sei der Betrieb vorsorglich manuell gestoppt worden.
In den Reaktoren 1, 2 und 3 befinden sich schätzungsweise 880 Tonnen zerstörter Brennelemente. Das Gremium, das die Stilllegung der Atomruine überwacht, erklärte jüngst, dass sich die vollständige Bergung der geschmolzenen Brennelemente bis 2037/38 oder später verzögern dürfte. Ursprünglich war dies bis zu den frühen 2030er Jahren geplant gewesen.
Das Erdbeben der Stärke 8,8 hatte sich am Dienstag (Ortszeit) vor der russischen Halbinsel Kamtschatka ereignet. Das schwere Beben hatte zu Tsunami-Warnungen im gesamten Pazifikraum geführt. Das US-Tsunami-Warnzentrum in Honolulu warnte am Dienstag (Ortszeit) vor bis zu drei Meter hohen Wellen unter anderem in Japan, Russland und Hawaii. Auch in Mexiko, Peru und Ecuador gab es örtliche Warnungen. Hawaii hat seine Tsunami-Warnung mittlerweile auch abgeschwächt.
Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa