Gefängnispersonal evakuiert Häftlinge revoltieren gegen Rauchverbot
30.06.2015, 08:54 Uhr
Maskiert schlagen Insassen mit Stöcken gegen Türen und Fenster.
(Foto: Twitter/Charis Chang)
Ein staatlich beschlossenes Rauchverbot löst in Melbourne einen Aufstand im Gefängnis aus. Sicherheitskräfte werden evakuiert. Die Gefangenen schlagen mit Waffen auf Türen und Fenster ein. Hubschrauberaufnahmen zeigen das Ausmaß der Revolte.
Ein geplantes Rauchverbot hat in Australien eine Gefängnisrevolte ausgelöst. Eine Protestaktion von Insassen des Ravenhall-Gefängnisses artete während des Mittagessens derart aus, dass die Verwaltung das Personal evakuierte, wie die Polizei berichtete. Rund 300 Gefangene waren nach Medienberichten an den Unruhen beteiligt. Sie sollen unter anderem Brände gelegt haben. Der Fernsehsender 7NewsMelbourne flog mit dem Hubschrauber über das Gelände. Bilder zeigten Insassen mit Masken und Stöcken, die versuchten, Türen einzutreten und Fenster einzuschlagen.
Vor Ort waren mehr als ein halbes Dutzend Feuerwehrwagen, nachdem die Häftlinge auch Feuer gelegt hatten. Nach Angaben der Gefängnisbehörde konnte keiner der Gefangenen ausbrechen. Teile des Gefängnisses wurden gesperrt. "Es besteht keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit", erklärte die Polizei von Victoria. Ab 1. Juli gilt in allen Gefängnissen im Bundesstaat Victoria Rauchverbot. Schon am Morgen durften die Insassen jedoch nicht mehr rauchen.
Bereits im Februar waren Bedenken über mögliche Revolten durch das Verbot laut geworden. Die Insassen wurden laut Medienberichten in dem Glauben gelassen, sie dürften im Gefängnisgarten rauchen. Circa 84 Prozent der Inhaftierten sollen bei ihrem Haftantritt bereits Raucher gewesen sein. Nur 20 Prozent haben sich bisher an Präventivmaßnahmen, die das Rauchen einzudämmen sollen, beteiligt. Für die Häftlinge gibt es nur wenige Möglichkeiten, das Verlangen nach einer Zigarette mit Bewegung oder Training zu kompensieren.
In Bundesstaat Queensland an der Nordostküste Australiens haben sich die Übergriffe auf Gefängnispersonal verdoppelt, seit ein Rauchverbot in Kraft getreten ist. In Tasmanien haben Gefangene mittlerweile kreative Methoden entwickelt, um das Rauchverbot zu umgehen. Sie haben Nikotin in Nikotin-Ersatz-Beuteln mit Teeblättern gemischt. Künftige Verstöße gegen das Rauchverbot sollen in Victoria mit dem Entzug von Privilegien geahndet werden. Zigaretten werden ab morgen als Schmuggelware betrachtet. Insassen erzählen jedoch, dass der Handel mit Zigaretten ein weit weniger großes Problem sei als Heroin und Crystal Meth.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa