Wunder von AntakyaHelfer retten 16-jährige Melda nach 80 Stunden aus Trümmern

Der Zeitpunkt, bis zu dem noch Hoffnung auf die Rettung Überlebender besteht, ist bereits seit acht Stunden überschritten. Da gelingt Hilfskräften im türkischen Antakya nahezu ein Wunder: Sie ziehen die 16-jährige Melda lebendig aus den Trümmern. Die Fähigkeiten eines Bergarbeiters machen dies erst möglich.
Die erfolgreiche Rettungsaktion mehr als drei Tage nach der Erdbebenkatastrophe gleicht einem Wunder: In der südtürkischen Stadt Antakya ziehen die Bergungskräfte ein 16-jähriges Mädchen lebend aus den Trümmern. Melda Adtas wird mehr als 80 Stunden nach dem Beben der Stärke 7,8 gerettet. Eigentlich gelten 72 Stunden als die Zeitgrenze, nach der bei einer derartigen Katastrophe nicht mehr mit Überlebenden unter den Schuttbergen zu rechnen ist.
Auch die anhaltenden eisigen Temperaturen hatten die Hoffnungen schwinden lassen, noch Überlebende zu finden. Als dann am Donnerstag die 16-Jährige lebend gefunden wird, ist der Jubel in der ansonsten von blanker Not überwältigten Katastrophenregion riesig. Die umstehende Menge applaudiert, als Melda nach der dramatischen fünfstündigen Rettungsaktion aus den Trümmern gezogen wird. "Mein Schatz, mein Schatz!", ruft der Vater unter Tränen, als er seine Tochter nach tagelangem Bangen lebend erblickt.
Die Suche nach Melda begann, nachdem Nachbarn von Geräuschen hinter den zerborstenen Hausmauern berichtet hatten. Die Hoffnungen, die 16-Jährige lebend zu finden, erhielten Auftrieb, nachdem drei andere Überlebende aus den Trümmern desselben Gebäudes geborgen wurden. Die Rettungskräfte finden Melda schließlich unter einer eingestürzten Wand.
Kumpel Süleyman macht Rettung möglich
Die Suche nach der 16-Jährigen wurde von einem Mann namens Süleyman geleitet. Er gehört zu einer Gruppe von Bergarbeitern aus der Schwarzmeerregion, die nach dem Erdbeben in den Süden gekommen waren, um bei den Bergungsarbeiten zu helfen. Ohne Süleyman wäre die Suche nach Melda nicht möglich gewesen, sagt ein anderer Helfer. Der Kumpel vermöge es, sich in dunklen und schmalen Räumen fortzubewegen. Vorsichtig beseitigten die Rettungskräfte ein Hindernis nach dem anderen, um sich Melda zu nähern.
Schließlich erreichen sie das durchgefrorene und mit Schrammen überzogene Mädchen und tragen es vorsichtig zu einem Krankenwagen. Mehrere Helfer, staubbedeckt und mit müden Gesichtern, schützen Melda mit einer Decke gegen die Kälte und die neugierigen Blicke. Nachdem sie in den Krankenwagen gehoben worden ist, umarmen und küssen viele Umstehende die Rettungskräfte. Mehrere Menschen brechen in Tränen aus.
"Wir haben nicht umsonst gearbeitet, wir haben ein Mädchen aus dem Schutt geholt", sagt einer der Helfer. "Welcher Tag ist es?", fragt ein anderer, der im Rennen gegen die Zeit das Zeitgefühl verloren hat. "Gott segne Euch alle!", ruft Meldas Vater den Rettungskräften zu.