Panorama

Umstrittenes Kirchengeläut Herxheimer behalten "Hitler-Glocke"

Die Kirchturmglocke hat Herxheim am Berg zu ungewollter Bekanntheit verholfen.

Die Kirchturmglocke hat Herxheim am Berg zu ungewollter Bekanntheit verholfen.

(Foto: imago/epd)

Soll die Glocke hängen bleiben oder nicht? Mit dieser Frage müssen sich die Herxheimer in Zukunft nicht mehr quälen. Nach dem veröffentlichten Gutachten einer Sachverständigen, entschied der Gemeinderat über die Zukunft der Glocke - und das sehr eindeutig.

Die Gemeinde Herxheim am Berg hat den Verbleib der "Hitler-Glocke" beschlossen. Laut Medienberichten stimmten 10 von 13 Ratsmitgliedern in einer Gemeinderatssitzung dafür. Zuvor war ein Gutachten vorgestellt worden, das in der Entsorgung der Glocke "eine Flucht vor einer angemessenen und aufgeklärten Erinnerungskultur" sieht. Die Glocke mit der Gravur "Alles fuer's Vaterland - Adolf Hitler" hatte bundesweit für Diskussionen gesorgt.

Das Gutachten der Glockensachverständigen ordnet die Glocke der protestantischen St. Jakobskirche als Denkmal ein. Ein Abschleifen der Inschrift sei somit nicht erlaubt. Demnach muss das umstrittene Geläut entweder in einem Museum ausgestellt werden oder im Kirchturm hängen bleiben. Neben dem Verbleib im Kirchturm stimmte die Mehrheit des Gemeinderats außerdem dafür, die Glocke wieder in Betrieb zu nehmen. Sie war im September 2017 wegen landesweiter Kritik abgeschaltet worden. Das Publikum applaudierte bei der Entscheidungsverkündung. "Der Beschluss des Gemeinderats entspricht auch dem Wunsch der Gemeinde", sagte ein Bürger.

Im Zuge der Entscheidung über die Zukunft der Glocke kam das Gremium ebenfalls zu dem Schluss, eine Gedenktafel errichten zu wollen. Diese soll auf die Geschichte der Kirche und der Glocke hinweisen. Das entspricht der Forderung der Gutachterin, einen Hinweis anzubringen, der auf die Glocke "als kulturelles Denkmal gegen das Vergessen des Bösen" hinweist.

Kritische Stimmen

Die Glocke war seit September 2017 abgeschaltet. Die ehemalige Organistin der Jakobskirche hatte die Diskussion ausgelöst, als sie öffentlich kritisiert hatte, dass kein Hinweis auf die Geschichte der Glocke zu finden sei. Der ehemalige Bürgermeister Ronald Becker hat in den Medien die Verwendung verteidigt. Dafür hagelte es bundesweit Kritik und führte dazu, dass er von seinem Amt als Bürgermeister zurücktrat.

In den letzten Monaten hatte sich besonders der Zentralrat der Juden in Deutschland von der Kirchturmglocke bestürzt gezeigt. Viele Einwohner der 800-Seelen-Ortschaft konnten die Aufregung hingegen nicht nachvollziehen. Der neue Bürgermeister Georg Welker, ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand, hatte sich ebenso wie viele Bürger dafür ausgesprochen, die Glocke aus dem Jahr 1934 zu behalten und wieder zu läuten.

Quelle: ntv.de, ftö

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