Panorama

Corona-Knick im StandesamtDeutschland zählt weniger Trauungen

02.05.2023, 17:02 Uhr
imageVon Martin Morcinek
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Knapp 390.800 Paare sagen 2022 Ja - das sind nur 33.000 mehr als im bisher magersten Trauungsjahr. (Foto: picture alliance/dpa)

Die Unsicherheiten der Coronavirus-Pandemie hinterlassen in den Daten der Standesämter deutliche Spuren: In Deutschland lassen sich insgesamt weniger Paare trauen als in den Vorjahren. Der Nachholeffekt bleibt 2022 überschaubar.

Die Zahl der Eheschließungen bewegt sich in Deutschland weiter auf historisch niedrigem Niveau. Im zurückliegenden Jahr gingen vorläufigen Daten aus dem Statistischen Bundesamt zufolge rund 390.800 Paare den Bund fürs Leben ein.

Die Hochzeitskonjunktur hat sich demnach vom Tiefpunkt während der Corona-Pandemie noch nicht vollständig erholt. Laut amtlicher Statistik waren es 2022 zwar rund 33.000 oder 9,2 Prozent neu geschlossene Ehen mehr als im Vorjahr. Unterm Strich waren es aber immer noch deutlich weniger als im letzten Jahr vor Beginn des Coronavirus-Ausbruchs.

Im Vergleichsjahr 2019 registrierten die deutschen Standesämter die Trauung von 416.300 Paaren. Im Jahr 2018 war die Zahl bundesweit sogar bis auf knapp 450.000 gestiegen. In den Jahren davor lag das Niveau der Eheschließungen insgesamt bei rund 380.000 pro Jahr. Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare, die seit 2018 in den Zahlen des Bundesamts enthalten sind, spielen bisher nur eine untergeordnete Rolle. 2021 waren es nur 8710 Eheschließungen von Männern mit Männern oder Frauen mit Frauen, 2022 bundesweit 9200 - also weniger als drei Prozent aller im vergangenen Jahr geschlossenen Ehen.

Hochzeit nur verschoben?

Unter dem Eindruck schwer kalkulierbarer Covid-Risiken war es 2020 und 2021 zu einem deutlich erkennbaren Einbruch bei den Trauungen gekommen. Ein naheliegender Grund: Drohende Lockdowns und zeitweise geltende Kontaktbeschränkungen erschwerten längerfristige Planungen. Wie viele Gäste dürfen mit zur Trauung? Wie und wo lässt sich unter Corona-Bedingungen unbeschwert feiern? Viele Paare dürften ihre Hochzeitsabsichten vorsorglich aufgeschoben haben.

Aber: Der erwartbare Nachholeffekt fällt den bisher vorliegenden Daten zufolge eher verhalten aus. Mit dem Anstieg auf 390.800 Eheschließungen pro Jahr war 2022 lediglich das Vorkrisenniveau mit dem Mittel der Nullerjahre wieder erreicht. Warten manche trauungswillige Paare noch ab? Oder hat der Corona-Effekt den seit Längerem laufenden Trend zu weniger Hochzeiten verstärkt? Immerhin: Die Zahl der Scheidungen steigt in den ersten beiden Pandemie-Jahren nicht an.

Seit Jahrzehnten beobachten Statistiker einen tendenziellen Rückgang bei der Zahl der standesamtlich geschlossenen Ehen. Neben demografischen Faktoren scheinen hier vor allem gesellschaftliche Veränderungen zu wirken. Partnerschaften ohne Trauschein sind längst allgemein akzeptiert. Über den großen Zeitraum von 100 Jahren hinweg betrachtet wirkt der Wunsch nach einer standesamtlichen Trauung insgesamt erstaunlich stabil.

Weniger Eheschließungen als 2021 wurden auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik lediglich während des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1915 bis 1918 registriert, wie es in einer Auswertung beim Statistischen Bundesamt heißt. Lediglich für die Kriegsjahre 1944 und 1945 liegen den Behörden keine Daten vor. Im Nachkriegsdeutschland ist demnach ab 1962 insgesamt eine rückläufige Entwicklung zu erkennen, die sich ab 1990 kurzzeitig verstärkt, in den Nuller-Jahren aber wieder stabilisiert.

Quelle: ntv.de

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