Täter war vor Gericht geständig Höchststrafe für Brandstiftung mit vier Toten in Solingen
30.07.2025, 16:55 Uhr Artikel anhören
Schwere Schäden an dem Haus in Solingen, in dem eine aus Bulgarien stammende Familie ums Leben kam.
(Foto: picture alliance/dpa)
Anfang 2024 kommt in der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen eine bulgarische Familie in einem Dachgeschoss durch Brandstiftung ums Leben. Ein Mann, der früher in dem Mietshaus gewohnt hat, räumt die Tat ein. Nun wird gegen ihn die Höchststrafe verhängt.
Für den vierfachen Feuermord von Solingen ist der 40-jährige Angeklagte Daniel S. schuldig gesprochen worden. Das Wuppertaler Landgericht verhängte lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung gegen den Solinger. Zudem stellte es die besondere Schwere der Schuld fest. Den Überlebenden und Hinterbliebenen sprach das Gericht zwischen 2.000 und 20.000 Euro zu.
Der Staatsanwalt hatte die Höchststrafe für den Solinger beantragt. Mehrere Nebenkläger schlossen sich dem an. Der drogenabhängige, arbeitslose Deutsche hatte den vierfachen Mord, weitere Brandstiftungen in Wohnhäusern und eine Macheten-Attacke auf einen langjährigen Freund gestanden.
In seinem Schlusswort sagte Daniel S.: "Durch mein Handeln habe ich unvorstellbares Leid verursacht. Ich bin dafür verantwortlich, dass Angehörige ihre Liebsten verloren haben. Ich kann die Zeit leider nicht zurückdrehen, sondern nur sagen, dass es mir aufrichtig leidtut." Trotz des raschen Geständnisses kamen im Prozess immer wieder neue Details ans Licht. Die Polizei musste umfangreich nachermitteln.
Hinweise auf rechte Gesinnung
Vor allem die Zweifel am behaupteten Motiv des 40-Jährigen nahmen im Prozessverlauf zu. Nebenklage-Vertreterin Seda Başay-Yıldız brachte in den vergangenen Monaten durch eigene Recherchen einiges ans Licht, dass auf eine rechte Gesinnung des Angeklagten deutete: einschlägige Suchen bei Youtube und Google, ein Zettel mit einem rassistischen Gedicht in einer vom Angeklagten genutzten Garage, ein rassistischer Chat mit seiner Freundin und 166 rechtsextreme Dateien auf einer Festplatte, von denen nicht klar ist, wem sie zuzurechnen sind.
In einer leer stehenden Wohnung des Hauses, in dem der Angeklagte wohnte, wurde Literatur über NS-Größen gefunden. Für die Staatsanwaltschaft sind das "Spekulationen ohne echten Beweiswert", schließlich seien in der Garage etwa auch Materialien der eher links zu verortenden Satirepartei "Die Partei" entdeckt worden.
Das digitale Leben des Angeklagten sei zehn Jahre rückwirkend durchleuchtet worden, ohne Kontakte zu rechten Gruppen oder Hinweise auf eine stille Radikalisierung zu entdecken, hatte Staatsanwalt Christopher Bona betont. Die Treffer mit rechten Inhalten lägen im Promillebereich.
Menschen sprangen aus dem Haus
Bei dem tödlichen Feuer am 25. März 2024 starb in Solingen eine bulgarische Familie im Dachgeschoss - die 28 und 29 Jahre alten Eltern und ihre beiden Töchter im Alter von drei Jahren sowie wenigen Monaten. Mehrere Menschen wurden bei verzweifelten Sprüngen aus dem brennenden Haus schwer verletzt. Der Angeklagte wohnte selbst früher im Hinterhaus des Brandhauses. Nach einem Streit mit seiner Vermieterin musste er ausziehen.
Aufnahmen aus Überwachungskameras hatten die Ermittler auf die Spur des 40-Jährigen gebracht: Sie hatten den früheren Mieter in der Brandnacht gleich mehrmals in der Nähe des Brandhauses mit Rucksack aufgezeichnet - als einzigen in der fraglichen Zeit.
Quelle: ntv.de, rog/dpa