Umwandlung für die Pandemie? Hotels könnten zu Krankenstationen werden
06.04.2020, 16:13 Uhr
Werden manche Hotels umgewidmet?
(Foto: Swen Pförtner/dpa/Symbolbild)
Deutschland will die Betten-Kapazitäten während der Corona-Krise weiter aufstocken. Dafür könnten auch Hotels genutzt werden, die allerdings erst umgewandelt werden müssten. Einige Hoteliers signalisieren von sich aus ihre Bereitschaft. Wie realistisch ist das?
Werden bald immer mehr leer stehende Hotels zu zusätzlichen Krankenstationen? Im Corona-gebeutelten New York mietet die Stadt nun 20 Hotels mit rund 10.000 Betten an, um dort zusätzliche Krankenstationen zu errichten. Dort sollen nach US-Medienberichten vor allem Covid-19-Patienten untergebracht werden, die sich wieder gesundheitlich erholen - aber noch medizinisch betreut werden müssen.
Ein solches Szenario ist auch für einige Hoteliers in Deutschland denkbar, die aktuell sowieso keine touristischen Übernachtungsgäste mehr empfangen dürfen. In Deutschland haben sich schon zahlreiche Hotels bereit erklärt, ihre Räumlichkeiten für die Pandemie gegebenenfalls zur Verfügung zu stellen, erklärte der Branchenverband des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes Dehoga. Die zuständigen Stellen in den Bundesländern stünden wegen der möglichen Umwandlung von Hotels in Hospitäler bereits in Kontakt mit den Landesverbänden von Dehoga, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Verbands, Ingrid Hartges. Grundsätzlich müsse entschieden werden, ob Menschen aufgenommen werden, die sich in Quarantäne befinden und Corona-Infizierte sind oder ob es sich im klinischen Sinne um Patienten handelt.
Allerdings gibt es für eine mögliche Umwandlung keine pauschale Lösung: "Es wird sicherlich im Einzelnen geprüft werden müssen, ob das jeweilige Hotel als Unterkunft für Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Angehörigen von Patienten oder als Quarantäne- oder Krankenstation zur Verfügung stehen kann", erklärt der Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA), Markus Luthe, ntv.de. Die Anforderungen und Auflagen der zuständigen Behörden bezüglich baulicher Gegebenheiten, Hygienestandards und Mitarbeiterschulungen würden sich je nach Verwendungszweck erheblich unterscheiden.
"Umwidmungen sind realistisch"
Dennoch hält er das Szenario auch in Deutschland für denkbar: "Selbstverständlich sind auch temporäre Umwidmungen von Beherbergungsbetrieben in Zeiten der Corona-Krise realistisch". So sieht Markus Luthe bereits erste Ansätze: "Es gibt auch durchaus bereits erste Umsetzungen, wie zum Beispiel im Hotel Sonnenhof in Aspach, wo vorübergehend ein Hotelflügel als Bettenreserve für Menschen dient, die aufgrund der Situation nach einem Krankenhausaufenthalt nicht direkt in die lokalen Rehakliniken, Senioren- und Pflegeheime aufgenommen oder zurückkehren können."
Allein in Bayern sind nach Dehoga-Angaben bereits 250 Hotels bereit, ihre Häuser zur Verfügung zu stellen. Die Betreiber der Gorgeous Smiling Hotels führen nach eigenen Angaben derzeit Gespräche, ob vereinzelte Hotels zu provisorischen Stationen umfunktioniert werden können. "Die Krankenhäuser sollen genug Kapazitäten für Intensivpatienten bereithalten können. Und wir als Hoteliers möchten gerne unseren Beitrag leisten und Betten für leichtere Fälle zur Verfügung stellen", erklärte Heiko Grote, Geschäftsführer der Gorgeous Smiling Hotels, in einem Pressestatement. Es sei wichtig, in solch einer Zeit, zusammenzuhalten und zu helfen. "Eine Entlastung der Krankenhäuser wäre dann wenigstens gewährleistet."
Ob es wirklich zu solchen Umwandlungen im großen Stil kommen wird, ist derzeit noch nicht absehbar - und hängt wohl auch mit dem weiteren Verlauf der Pandemie in Deutschland zusammen. Einzelne Bundesländer könnten eventuell auf die Vorschläge der Unternehmen zurückkommen.
Quelle: ntv.de