Kampf gegen Feuer in Brandenburg Hubschrauber müssen Löschwasser aus Badesee tanken - Schwimmen verboten
26.07.2022, 07:58 Uhr Artikel anhören
Erneut brennen in Deutschland die Wälder. Bei extremer Trockenheit weiten sich in Brandenburg und Sachsen die Feuer zuletzt aus. Anwohner werden evakuiert. Ein Badesee wird gesperrt, damit Hubschrauber dort Löschwasser aufnehmen können.
Inmitten extremer Trockenheit weiten sich im Osten Deutschlands Waldbrände aus. In Brandenburg hat sich nach Angaben des Landkreises Elbe-Elster der Brand mittlerweile auf einer Fläche von 850 Hektar ausgebreitet - am Vortag waren es noch 10 Hektar. Es sei nicht absehbar, wann das Feuer unter Kontrolle gebracht werden könne, hieß es am Morgen in einer Mitteilung des Verwaltungsstabs des Landkreises Elbe-Elster. Die Evakuierung einer weiteren Ortschaft wird erwogen.
Im Süden Brandenburgs kämpfen 350 Einsatzkräfte bei Rehfeld im Elbe-Elster-Kreis unweit der sächsischen Grenze gegen den Großbrand auf 8,5 Quadratkilometern oder fast 1200 Fußballfeldern. Der Einsatz könnte mehrere Tage andauern, teilte der Verwaltungsstab mit. Das Wetter macht den Einsatzkräften Sorgen. "Alles steht und fällt mit der Wetterlage", sagte Kreis-Sprecher Torsten Hoffgaard. Es werde erwartet, dass der Wind zur Mittagszeit wieder auffrische, sodass sich das Feuer schneller ausbreiten könne.
Zwei Löschhubschrauber der Bundeswehr sind inzwischen im Waldbrandgebiet angekommen. Da sie das Wasser aus einem nahe gelegenen Badesee im Naherholungsgebiet Kiebitz entnehmen müssten, sei das Gewässer gesperrt worden, sagte der Kreissprecher. Die Hubschrauber können seinen Angaben nach pro Ladung jeweils 5000 Liter Wasser aufnehmen. Zudem wurde die Bundesstraße zwischen Kötten und dem Ortsteil Marxdorf der Stadt Uebigau-Wahrenbrück gesperrt.
Weiterer Ortschaft droht Evakuierung
Die Feuerwehr im Elbe-Elster-Kreis erwägt unterdessen die Evakuierung einer weiteren Ortschaft. Vermutlich müsse Lönnewitz im Laufe des Tages geräumt werden, sagte Kreisbrandmeister Steffen Ludewig am Dienstagmorgen. "Die Lage ist immer noch ernst. Wir haben immer noch Brandherde." Bereits am Montag mussten Einwohner von Kölsa, Kölsa-Siedlung und Rehfeld ihre Häuser verlassen. Die Ortslagen gehören zu Falkenberg. Rund 300 Menschen wurden demnach in Sicherheit gebracht. Sie verbrachten die Nacht zum Teil in einer Notunterkunft im Haus des Gastes in Falkenberg. Wahrscheinlich Abend um 19 Uhr sollten die drei Ortschaften wieder freigegeben werden.
Das Feuer hatte sich am Montag binnen kürzester Zeit ausgebreitet. Sturmböen ließen Ludewig zufolge Baumwipfel lichterloh brennen. Der Kreis stufte den Brand als Großschadenslage ein. Zudem brannte eine Ferkelzuchtanlage ab. Dabei verendeten viele Tiere. In der Nacht hätten die Flammen zudem einen ehemaligen Flugplatz erreicht, auf dem Gewerbehallen untergebracht sind. Die Feuerwehr habe zu kämpfen gehabt, das Gelände zu sichern, sagte der Kreisbrandmeister. Bei den Löscharbeiten seien sieben Feuerwehrleute verletzt worden. Vier mussten laut Ludewig mit einer Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Anwohner seien nicht verletzt worden.
Brandenburg war in diesem Jahr bereits mehrfach von Wald- und Flächenbränden betroffen. Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände. Nahezu im gesamten Land galt am Montag laut Umweltministerium die höchste Waldbrandgefahrenstufe fünf. Nur in Potsdam-Mittelmark galt die zweithöchste Stufe vier. Brandenburg verfügt über eine Waldfläche von rund 1,1 Millionen Hektar.
Katastrophenalarm in Sächsischer Schweiz
Auch im Nationalpark Sächsische Schweiz weitete sich ein Waldbrand aus, der im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen war. Für Bad Schandau sei Katastrophenalarm ausgelöst worden, sagte ein Sprecher des Landratsamtes Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Es gebe jetzt fünf Einsatzstellen rund um den Großen Winterberg. Zur genauen Fläche, die in dem unwegsamen, felsigen Gebiet in Flammen steht, konnte der Sprecher keine Angaben machen. Touristen sollten die hintere Sächsische Schweiz meiden.
Die Einsatzkräfte hätten sich zu ihrem eigenen Schutz in der Nacht zurückgezogen. Seit 6.00 Uhr laufe die aktive Brandbekämpfung mit frischen Einsatzkräften. Derzeit seien 250 Feuerwehrleute und Kräfte der Bundes- und Landespolizei im Einsatz. Zur Brandbekämpfung seien auch zwei Wasserwerfer mit jeweils 10.000 Litern Fassungsvermögen und zwei Hubschrauber im Einsatz. Die Wasserversorgung erfolge etwa von der Elbe. Am Montagabend hatte es drei größere Einsatzstellen an der Gaststätte Großer Winterberg, am Kipphorn und am Kleinen Winterberg gegeben.
Im Kampf gegen die Flammen dürfte das Wetter am Dienstag keine große Hilfe sein. Zwar sei am Nachmittag lokal mit Schauern zu rechnen, doch es sei unklar, ob diese auch das betroffene Waldgebiet erreichen, sagte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Zudem werde nur ein geringer Niederschlag erwartet. Vor allem in Schauernähe sei mit Windböen von bis zu 60 km/h zu rechnen, die das Feuer weiter entfachen könnten. "Wind ist in diesem Fall leider immer schlecht", sagte die Sprecherin weiter. Der Landkreis sprach am Montagabend ebenfalls von heftigen Sturmböen, welche "die Löscharbeiten der Feuerwehrleute erheblich erschwerten und in Teilen sogar unmöglich machten".
Kinderferienlager in Tschechien evakuiert

Waldbrand im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz - Ausgangspunkt für das Feuer auf der deutschen Seite der nahen Grenze.
(Foto: dpa)
In Tschechien spitzt sich die Lage bei dem Waldbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz nahe der Grenze zu Sachsen dramatisch zu. Zahlreiche Bewohner der Gemeinde Hrensko, die als Tor zum Nationalpark gilt, mussten am Dienstagmorgen ihre Häuser verlassen. Das teilte ein Sprecher der tschechischen Feuerwehr mit. Betroffen sind alle Gebäude am rechten Ufer der Kamnitz, die dort in die Elbe fließt.
In dem Ort Mezna fingen mehrere Gebäude Feuer. Die Löscharbeiten wurden am Morgen nach einer nächtlichen Unterbrechung wieder aufgenommen. Die Einsatzkräfte evakuierten zudem ein Kinderferienlager mit rund 100 Teilnehmern aus Deutschland. Die Kinder und ihre Betreuer wurden an der Grenze deutschen Hilfskräften übergeben.
Mehr als 150 Feuerwehrleute sind vor Ort, um die Flammen zu bekämpfen. Sie werden von Polizei- und Armeehubschraubern unterstützt. Der Waldbrand war am Sonntag auf einer Fläche von ursprünglich rund sieben Hektar ausgebrochen.
Weitere Brände in Griechenland
Doch auch andernorts in Europa brannten weiter Waldflächen, etwa in Griechenland, wo die Gefahr für weitere Feuer weiter hoch ist. Ein Waldbrand im Südteil der Insel Lesbos, der am Montag immer noch nicht unter Kontrolle war, vernichtete bereits rund 1700 Hektar. Die Feuerwehr sprach zuletzt erneut von einem "sehr hohen Waldbrandrisiko" für Athen und Umgebung sowie die Insel Euböa und die Inseln der östlichen Ägäis. In weiten Teilen des Landes herrsche zudem ein "hohes Waldbrandrisiko".
Während die Waldbrände an der südfranzösischen Atlantikküste südlich von Bordeaux langsam unter Kontrolle kommen, bereitet wiederum die anhaltende Hitze verstärkt am Mittelmeer wegen steigender Wassertemperaturen Sorgen. Die auf fast 30 Grad angestiegenen Wassertemperaturen bezeichnete das französische Observatorium für Tornados und schwere Gewitter mittlerweile als außergewöhnlich und sehr beunruhigend.
Quelle: ntv.de, kst/dpa